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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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…«
    Nur die Berge waren höher als die Kreide. Steil, violett und grau ragten sie auf, und selbst im Sommer zogen sich lange Schneefahnen über die Gipfel. ›Bräute des Himmels‹ hatte Oma Weh sie einmal genannt. Es geschah so selten, dass sie etwas sagte, noch dazu etwas, das nicht mit Schafen in Zusammenhang stand, dass Tiffany es sich gemerkt hatte.
    Außerdem stimmte es genau. So sahen die Berge im
    Winter aus, wenn sie ganz weiß waren und sich die
    Schneefahnen wie Schleier bewegten.
    Oma hatte alte Worte und alte Redensarten benutzt,
    nicht vom Kreideland gesprochen, sondern vom ›Flachen‹.
    Der kalte Wind im Flachen, da gibt es nichts zu lachen, hatte Tiffany gedacht, und auf diese Weise hatte das Wort einen Platz in ihrem Gedächtnis gefunden.
    Sie erreichte die Farm.
    Die Leute neigten dazu, Tiffany in Ruhe zu lassen. Das hatte nichts Grausames oder Unangenehmes an sich; die
    Farm war groß, und alle mussten sich um ihre Arbeit
    kümmern, und Tiffany erledigte ihre sehr gut, wodurch sie in gewisser Weise unsichtbar wurde. Sie war Milchmädchen, und zwar ein gutes. Sie machte bessere Butter als ihre Mutter und wurde oft für ihren Käse gelobt. Es war ein Talent. Manchmal, wenn reisende Lehrer zum Dorf kamen, 15
    ging sie zu ihnen, um sich ein wenig Bildung zu holen.
    Aber meistens arbeitete sie in der Molkerei, wo es dunkel und kalt war. Es gefiel ihr. Es bedeutete, dass sie etwas für die Farm tat.
    Sie hieß Heimfarm. Tiffanys Vater hatte sie vom Baron
    gepachtet, dem das Land gehörte, aber die Wehs betrieben hier schon seit Jahrhunderten Landwirtschaft, und
    manchmal, nach einem Bier am Abend, meinte ihr Vater,
    das Land wüsste, dass es den Wehs gehörte. Tiffanys Mutter meinte bei solchen Gelegenheiten, dass er so etwas nicht sagen sollte, obgleich der Baron seit Omas Tod vor zwei Jahren immer sehr respektvoll zu Herrn Weh war und ihn den besten Schäfer in diesem Hügelland nannte, und die Bewohner des Dorfes fanden, dass es in letzter Zeit kaum etwas an ihm auszusetzen gebe. Es zahlte sich aus, respektvoll zu sein, meinte Tiffanys Mutter, und der arme Mann hatte eigene Sorgen.
    Doch gelegentlich bestand ihr Vater darauf, dass die
    Wehs (oder Wes, Vehs, Wehrs – die genaue Schreibweise
    war nicht festgelegt) seit vielen hundert Jahren in alten Dokumenten über diese Region erwähnt wurden. Sie hatten die Hügel in den Knochen, betonte er, und sie waren immer Schäfer gewesen.
    Tiffany fühlte sich deshalb stolz, auf eine seltsame Art und Weise, denn es wäre auch schön gewesen, darauf stolz zu sein, dass ihre Vorfahren ein wenig herumgekommen
    waren und gelegentlich Neues ausprobiert hatten. Aber
    man musste auf irgendetwas stolz sein. Und so lange sich Tiffany zurückerinnern konnte, hatte ihr Vater – ein
    ansonsten ruhiger, schwerfälliger Mann – den Witz
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    gemacht, der vermutlich seit Jahrhunderten von einer Weh-Generation an die nächste weitergegeben wurde.
    Er sagte zum Beispiel ›Wieder ein harter Arbeitstag, o weh‹, oder ›Morgens Weh und abends Weh‹, oder gar
    ›Heute tut mir alles weh‹. Wenn man so etwas zum dritten Mal hörte, klang es nicht mehr besonders komisch, aber Tiffany hätte den Witz vermisst, wenn sie die
    entsprechenden Worte von ihrem Vater eine Woche nicht
    gehört hätte. Es waren Vater- Witze; sie mussten nicht komisch sein. Und wie auch immer Tiffanys Vorfahren
    ihren Familiennamen geschrieben hatten: Sie waren
    geblieben und nicht fortgezogen, trotz aller …
    Wehwehchen.
    In der Küche traf Tiffany niemanden an. Vermutlich war ihre Mutter zu den Schurpferchen gegangen, um den
    Männern, die in dieser Woche die Schafe schoren, das
    Mittagessen zu bringen. Tiffanys Schwestern Hannah und Fastidia waren ebenfalls dort, rollten Vliese und
    beobachteten einige der jüngeren Männer. Während der
    Schur waren sie immer besonders fleißig.
    Neben dem großen schwarzen Herd stand das Regal, das
    Tiffanys Mutter noch immer ›Omas Bibliothek‹ nannte –
    sie fand Gefallen an der Vorstellung, eine Bibliothek zu besitzen. Alle anderen nannten es ›Omas Regal‹.
    Es war ein kleines Regal, und die Bücher standen
    eingezwängt zwischen einem Glas mit Ingwer und der
    Porzellanschäferin, die Tiffany im Alter von sechs Jahren auf dem Jahrmarkt gewonnen hatte.
    Es waren nur fünf Bücher, ohne das große Farmtage-
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    buch, das Tiffanys Ansicht nach nicht als richtiges Buch zählte, weil man es selbst schreiben musste. Dort stand das Wörterbuch und

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