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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    verschwinden.«
    »Das ist keine große Hilfe!«
    »Es ist der beste Rat, den ich dir geben kann«, sagte die Kröte. »Und jetzt leg mich in die Tasche zurück. Die Kälte macht mich lethargisch.«
    Widerstrebend schob Tiffany die Kröte in ihre
    Schürzentasche, dabei berührte ihre Hand das Buch
    Scbafskrankheiten.
    Sie holte es hervor und schlug es an einer beliebigen
    Stelle auf. Eine Behandlung von Wollreue war mit einem Bleistift durchgestrichen. Am Seitenrand stand in Oma
    Wehs großer, runder, sorgfältiger Handschrift der Hinweis:

Dies wirckt nicht.
    Ein Tehlöffel Terpentin wirckt.

    Tiffany schloss das Buch und schob es ganz vorsichtig in die Schürzentasche zurück, um die schlafende Kröte nicht zu stören. Dann hielt sie die Pfanne bereit und trat in die langen blauen Schatten.
    239
    Wie entstehen Schatten, wenn gar keine Sonne am
    Himmel steht?, dachte sie, denn es war besser, über solche Dinge nachzudenken als über andere, viel schlimmere, die ihr durch den Kopf gingen.
    Doch diese Schatten brauchten kein Licht, um zu
    erscheinen. Sie krochen ganz von allein über den Schnee und wichen zurück, wenn Tiffany sich ihnen näherte.
    Zumindest das war eine Erleichterung.
    Weiter vorn, ein ganzes Stück entfernt, sah sie eine
    Trom, halb hinter einem Baum verborgen. Sie schrie sie an und winkte drohend mit der Pfanne, daraufhin wankte die Trom hastig fort.
    Als sich Tiffany umdrehte, sah sie weit hinten zwei
    weitere Trome.
    Es ging jetzt leicht bergauf, und der Dunst verdichtete sich. Er glühte matt. Tiffany hielt darauf zu. Wohin hätte sie ihre Schritte sonst lenken sollen?
    Als sie die höchste Stelle der Anhöhe erreicht hatte,
    blickte sie auf der anderen Seite in ein flaches Tal.
    Vier Trome befanden sich dort, größer als die, die sie bisher gesehen hatte. Sie saßen an den vier Ecken eines Quadrats, die plumpen Beine vor sich ausgestreckt. Jede von ihnen trug ein goldenes Halsband, mit einer Kette
    verbunden.
    »Zahme Exemplare?«, überlegte Tiffany laut. »Aber …«
    … wer würde einer Trom ein Halsband anlegen? Nur
    jemand, der ebenso gut träumen konnte wie sie.
    Wir haben Schäferhunde gezähmt, die uns dabei helfen,
    Schafe zu hüten, dachte sie. Die Königin benutzt Trome, 240
    um Träume zu hüten …
    In der Mitte des Quadrats, das die Trome bildeten, war die Luft voller Nebel. Die Hufspuren – und auch die von Roland hinterlassenen Spuren – führten in die Wolke
    hinein.
    Tiffany wirbelte herum. Die Schatten wichen hastig
    zurück.
    Nichts anderes war in der Nähe. Es sangen keine Vögel, nichts bewegte sich im Wald. Aber Tiffany bemerkte drei weitere Trome: Ihre großen, runden, einfältigen Gesichter spähten hinter Baumstämmen hervor.
    Sie selbst wurde gehütet.
    In einer solchen Situation wäre es schön gewesen,
    jemanden zu haben, der sagte: ›Nein! Es ist zu gefährlich!
    Geh nicht!‹
    Leider gab es niemanden, der solche Worte an Tiffany
    richten konnte. Sie schickte sich an, etwas sehr Tapferes zu tun, und niemand würde davon erfahren, wenn es schief
    ging. Das war erschreckend, aber auch … ärgerlich. Ja, so lautete das richtige Wort: ärgerlich. Dieser Ort ärgerte sie.
    Er war dumm und seltsam.
    Das gleiche Gefühl hatte sie gehabt, als Jenny aus dem Fluss gesprungen war. Aus ihrem Fluss. Und die Königin hatte ihren Bruder entführt. Es mochte egoistisch sein, auf diese Weise zu denken, aber Ärger war besser als Furcht.
    Furcht war ein feuchtes, kaltes Durcheinander, aber Zorn hatte eine scharfe Kante. Und die konnte sie nutzen.
    Sie wurde wie ein Schaf getrieben!
    Aber ein zorniges Schaf konnte selbst einen bösartigen 241
    Hund veranlassen, jaulend die Flucht zu ergreifen.
    Also …
    Vier große Trome, die an den Ecken eines Quadrats
    saßen …
    Ein großer Traum erwartete Tiffany …
    Sie hielt die Pfanne in Schulterhöhe, um auf alles
    einschlagen zu können, das sich näherte, und unterdrückte das grässliche Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen.
    Langsam ging Tiffany den Hang hinunter, durch Schnee
    und Dunst …
    … in den Sommer.
    242

10
    Meisterstück

    Die Hitze schlug wie eine Lötlampe zu, so scharf und
    plötzlich, dass Tiffany nach Luft schnappte.
    Sie hatte einmal einen Sonnenstich bekommen, als sie
    ohne Hut im Kreideland unterwegs gewesen war. Dies
    fühlte sich ähnlich an. Die Welt um sie herum zeigte
    beunruhigend trübe Nuancen von Grün, Gelb und Violett
    ohne Schatten. Die Luft war so voller Hitze, dass es ihr schien, als

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