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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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umklappen konnte. Ein gelangweiltes Kind konnte Teile der Seiten umblättern und so das Erscheinungsbild der dargestellten Personen ändern. Auf 246
    diese Weise erhielt man zum Beispiel den Kopf eines
    Soldaten auf dem Rumpf eines Bäckers, der das Kleid einer Magd und große Farmerstiefel trug.
    Tiffany hatte sich nie genug gelangweilt. Sie glaubte, dass selbst Geschöpfe, die den größten Teil ihres Lebens mit dem Kopf nach unten an Zweigen hängend verbrachten, sich nie genug langweilen würden, um mehr als fünf Sekunden Zeit mit einem solchen Buch zu verbringen.
    Die Leute um sie herum sahen aus, als stammten sie aus diesem Buch oder als hätten sie sich im Dunkeln für ein Kostümfest angezogen. Ein oder zwei von ihnen nickten
    ihr zu, als sie vorbeiging, schienen aber nicht überrascht zu sein, sie zu sehen.
    Tiffany duckte sich unter ein rundes Blatt, das viel
    größer war als sie, und holte erneut die Kröte hervor.
    »Wap? Es ist noch immer kaaalt«, sagte die Kröte und
    kauerte sich auf Tiffanys Hand zusammen.
    »Kalt? Die Luft scheint zu brennen!«
    »Ich sehe nur Schnee«, sagte die Kröte. »Leg mich in
    die Tasche zurück, ich erfriere!«
    Moment mal, dachte Tiffany. »Träumen Kröten?«,
    fragte sie.
    »Nein!«
    »Oh … Es ist also wirklich nicht heiß?«
    »Nein! Das glaubst du nur!«
    »Psst«, ertönte es.
    Tiffany steckte die Kröte ein und fragte sich, ob sie es wagen sollte, den Kopf zu drehen.
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    »Ich bin's!«, sagte die Stimme.
    Tiffany drehte sich zu eine Gruppe von Gänseblümchen
    um, die zweimal so groß waren wie ein erwachsener Mann.
    »Das hilft nicht viel …«
    »Bist du verrückt?«, fragten die Gänseblümchen.
    »Ich suche meinen Bruder«, sagte Tiffany scharf.
    »Das grässliche Kind, das dauernd nach Süßigkeiten
    schreit?«
    Die Stängel der Gänseblümchen wichen beiseite, und
    Roland trat zu Tiffany unter das große Blatt.
    »Ja«, sagte sie, ging ein wenig auf Abstand und hatte das Gefühl, dass nur eine Schwester das Recht hatte, selbst einen Bruder wie Willwoll ›grässlich‹ zu nennen.
    »Und der damit droht, auf die Toilette zu gehen, wenn
    man ihn allein lässt?«
    »Ja! Wo ist er?«
    »Das ist dein Bruder? Der kleine Junge, der immerzu klebrig ist?«
    »Ja!«
    »Und du willst ihn wirklich zurückhaben?«
    »Ja!«
    »Warum?«
    Weil er mein Bruder ist, dachte Tiffany. Was hat
    ›Warum?‹ damit zu tun?
    »Weil er mein Bruder ist! Sag mir jetzt, wo er ist.«
    »Bist du sicher, dass du diese Welt verlassen kannst?«, fragte Roland.
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    »Natürlich«, log Tiffany.
    »Und du kannst mich mitnehmen?«
    »Ja.« Das hoffte sie wenigstens.
    »Na schön. Ich erlaube dir, das zu tun«, sagte Roland
    und entspannte sich.
    »Oh, du erlaubst es mir?«, erwiderte Tiffany.
    »Ich wusste nicht, was du warst«, erklärte Roland. »Es gibt immer seltsame Dinge im Wald. Verirrte Leute, Teile von Träumen, die noch herumliegen… Man muss
    vorsichtig sein. Aber wenn du wirklich den Weg kennst, sollte ich besser zurückkehren, bevor sich mein Vater zu große Sorgen macht.«
    Tiffany spürte, wie die Zweiten Gedanken begannen. Sie sagten: Ändere nicht den Gesichtsausdruck. Überprüf die Sache …
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ich meine, genau?«
    »Das Licht ändert sich hier kaum«, antwortete der
    Junge. »Dem Gefühl nach würde ich sagen … einige
    Stunden. Vielleicht einen Tag …«
    Tiffany war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen,
    aber es gelang ihr nicht. Roland kniff die Augen
    zusammen.
    »Das stimmt doch, oder?«, fragte er.
    »Äh … warum fragst du?«, entgegnete Tiffany
    verzweifelt.
    »Weil es sich in gewisser Weise … länger anfühlt. Ich
    hatte nur zwei- oder dreimal Hunger, und ich bin nur
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    zweimal … du weißt schon, ich kann also nicht sehr lange hier sein. Aber ich habe viele Dinge getan … es war ein ereignisreicher Tag …« Rolands Stimme verklang.
    »Äh, ja, du hast Recht«, sagte Tiffany. »Die Zeit vergeht hier langsamer. Dein Verschwinden … liegt länger zurück
    …«
    »Hundert Jahre! Sag nicht, dass es hundert Jahre sind!
    Etwas Magisches ist passiert, und hundert Jahre sind
    vergangen, stimmt's?«
    »Was? Nein. Äh … fast ein Jahr.«
    Die Reaktion des Jungen überraschte sie. Diesmal schien er wirklich erschrocken zu sein. »O nein! Das ist noch schlimmer als hundert Jahre!«
    »Wieso denn?«, fragte Tiffany verwundert.
    »Wenn hundert Jahre vergangen wären, bekäme ich
    keine Tracht Prügel,

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