Kleine Freie Männer
könnte sie Rauch herauspressen.
Sie stand in… Riedgras, so sah es aus, und es ragte ein ganzes Stück über sie hinaus.
Sonnenblumen wuchsen in der Nähe, allerdings …
… waren die Sonnenblumen weiß …
… weil es gar keine Sonnenblumen waren, sondern
Gänseblümchen. Tiffany wusste es. Sie hatte sie oft
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betrachtet, in dem seltsamen Bild des Märchenbuchs. Es waren Gänseblümchen, und um sie herum wuchs kein
Riesenried, sondern normales Gras – sie selbst war sehr, sehr klein.
Sie befand sich in dem sonderbaren Bild. Das Bild war
der Traum, oder der Traum war das Bild. Wie es sich
genau verhielt, spielte keine Rolle, denn Tiffany steckte mittendrin. Wenn man von einer Klippe stürzt, ist es
unwichtig, ob der Boden nach oben saust oder man ihm
entgegenfällt. Man ist so oder so in Schwierigkeiten.
Irgendwo in der Ferne knackte es laut, und Stimmen jubelten. Jemand klatschte und sagte schläfrig: »Bravo. Gut gemacht. Ausgezeichnet …«
Nicht ohne Mühe bahnte sich Tiffany einen Weg durch
den Wald aus Grashalmen.
Auf einem flachen Stein knackte ein Mann Nüsse halb
so groß wie er selbst. Dabei benutzte er einen Hammer, den er in beiden Händen hielt. Leute beobachteten ihn dabei.
Tiffany dachte an ›Leute‹, weil ihr kein passenderer
Ausdruck einfiel, aber die Bedeutung des Wortes musste gedehnt werden, damit es auf alle … Leute passte.
Sie waren zum Bespiel unterschiedlich groß. Einige der Männer überragten Tiffany, doch alle blieben kleiner als das Gras. Andere waren winzig. Manche hatten Gesichter, die sie kein zweites Mal ansehen wollte. Die Gesichter von anderen wollte sie nicht ein einziges Mal sehen.
Dies ist ein Traum, erinnerte sich Tiffany. Hier muss
nichts einen Sinn ergeben oder hübsch sein. Es ist ein Traum, keine Träumerei. Wer sagt ›Mögen alle deine
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Träume wahr werden‹, sollte versuchen, fünf Minuten lang in einem zu leben.
Tiffany trat auf die helle, stickig-heiße Lichtung, als der Mann erneut seinen Hammer hob, und sagte: »Entschuldigung?«
»Ja?«, erwiderte er.
»Ist hier eine Königin in der Nähe?«, fragte Tiffany.
Der Mann wischte sich die Stirn ab und nickte in
Richtung der gegenüberliegenden Seite der Lichtung.
»Ihre Majestät ist zu ihrer Laube gegangen«, sagte er.
»Damit meinst du ein stilles Plätzchen beziehungsweise einen Ort der Ruhe?«, erkundigte sich Tiffany.
Der Mann nickte. »Wieder richtig, Fräulein Tiffany.«
Frag nicht, woher er deinen Namen kennt, dachte
Tiffany.
»Danke«, sagte sie, und da sie zu Höflichkeit erzogen
war, fügte sie hinzu: »Viel Glück beim Nüsseknacken.«
»Dies ist bisher die härteste«, sagte der Mann.
Tiffany ging so über die Lichtung, als wäre diese
seltsame Ansammlung von Fast-Leuten nur eine weitere
Menge. Die grässlichsten Individuen waren die beiden
Großen Frauen.
Im Kreideland schätzte man große Frauen. Farmern
gefielen sie. Die Arbeit auf einer Farm war hart, und man erwartete von einer Ehefrau, dass sie zwei Ferkel oder einen Heuballen tragen konnte. Die beiden Frauen hätten jeweils ein Pferd tragen können. Sie richteten einen
hochmütigen Blick auf Tiffany, als sie an ihnen vorbeiging.
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Sie hatten kleine dumme Flügel auf dem Rücken.
»Schöner Tag zum Nüsseknacken!«, rief Tiffany ihnen
fröhlich zu. Falten bildeten sich auf ihren großen, runden Gesichtern, als sie herauszufinden versuchten, was Tiffany war.
In ihrer Nähe saß ein kleiner Mann und beobachtete den Nussknacker besorgt. Er hatte einen großen Kopf, einen weißen Bart und spitze Ohren. Er trug sehr altmodische Kleidung, und sein Blick folgte Tiffany, als sie ihn
passierte.
»Guten Morgen«, sagte sie.
»Sneebs!«, erwiderte er, und in Tiffanys Kopf erschienen die Worte: »Verlass diesen Ort!«
»Wie bitte?«, fragte sie.
»Sneebs!«, sagte der Mann und rang die Hände. Wieder formten sich Worte und schwebten in Tiffanys Gehirn:
»Hier ist es schrecklich gefährlich!«
Er winkte mit einer blassen Hand, als wollte er sie
wegwischen. Tiffany schüttelte den Kopf und ging weiter.
Sie sah vornehme Männer und Frauen, gut gekleidete
Leute und auch einige Schäfer. Doch einige von ihnen
wirkten wie zusammengesetzt. Sie erinnerten Tiffany an ein Bilderbuch in ihrem Schlafzimmer.
Es bestand aus dicker Pappe, und Generationen von
Weh-Kindern hatten die Kanten zerfranst. Jede Seite zeigte eine Person und war in vier Streifen unterteilt, die man unabhängig voneinander
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