Kleine freie Männer
im Schnee, in denen sich Gras zeigte.
Die Bäume begannen, sie zu ärgern. Die Art und Weise, in der sich die Dinge veränderten, war erschreckender als irgendein Ungeheuer. Ein Ungeheuer konnte man schlagen, einen Wald nicht. Und Tiffany verspürte den Wunsch, auf irgendetwas einzudreschen.
Sie blieb stehen, bückte sich und strich etwas Schnee von einem Baumstamm. Für einen Moment sah sie dort, wo sich der Schnee befunden hatte, nur ein Grau. Dann bildete sich Rinde und versuchte, so auszusehen, als wäre sie die ganze Zeit über dort gewesen.
Es war viel beunruhigender als die Todeshunde. Die waren nur Ungeheuer, die man besiegen konnte. Dies war... entsetzlich...
Tiffany dachte wieder mit den Zweiten Gedanken. Sie fühlte, wie die Furcht wuchs, wie sich im Bauch ein rotglühender Klumpen bildete, sie spürte Schweiß an den Ellenbogen. Aber es... fehlte eine Verbindung dazwischen.
Sie beobachtete, wie sie sich fürchtete, und das bedeutete: Es gab noch immer einen Teil von ihr, den beobachtenden, der sich nicht fürchtete.
Das Problem war: Er stand auf Beinen, die sich fürchteten. Er musste sehr vorsichtig sein.
Und an dieser Stelle ging es schief. Furcht packte sie, von einem Augenblick zum anderen. Sie befand sich in einer seltsamen Welt mit Ungeheuern, und hunderte von kleinen blauen Dieben folgten ihr. Und... schwarze Hunde. Und kopflose Reiter. Ungeheuer im Fluss. Schafe, die rückwärts über die Wiese sausten. Stimmen unterm Bett...
Plötzlich gab es nur noch Entsetzen. Aber da sie Tiffany war, lief sie darauf zu und hob die Pfanne. Sie musste den Wald hinter sich bringen, die Königin finden, ihren Bruder holen und diese Welt verlassen!
Irgendwo hinter ihr erklangen Stimmen...
Sie erwachte.
Sie sah keinen Schnee, sondern das Weiß des Bettlakens und der Tünche an der Decke ihres Schla fzimm ers. Tiffany betrachtete sie eine Zeit lang, beugte sich dann zur Seite und sah unters Bett.
Dort stand nur der Nachttopf. Als sie die Tür des Puppenhauses öffnete, entdeckte sie im Innern nur die beiden Spielzeugsoldaten, den Teddybär und die kopflose Puppe.
Die Wände waren fest. Der Boden knarrte dort, wo er immer geknarrt hatte. Die Pantoffeln fühlten sich an wie immer, alt und bequem, und sie boten auch den gleichen Anblick - der rote Flaum war längst abgetragen.
In der Mitte des Zimmers blieb Tiffany stehen und fragte ganz leise: »Ist jemand da?«
Draußen mähten Schafe, aber sie hatten sie vermutlich nicht gehört.
Die Tür öffnete sich mit einem Quietschen, und der Kater Rattenbeutel kam herein. Er rieb sich an ihren Beinen, schnurrte wie ein fernes Gewitter und legte sich dann aufs Bett.
Tiffany zog sich nachdenklich an und hielt dabei im Zimmer immer wieder nach Ungewöhnlichem Ausschau.
Als sie nach unten ging, wurde das Frühstück vorbereitet. Ihre Mutter stand an der Spüle.
Tiffany huschte durch die Spülküche nach draußen und in die Molkerei. Auf Händen und Knien kroch sie umher, blickte unters Spülbecken und hinter Geschirrschränke.
»Ihr könnt euch jetzt zeigen, wirklich«, sagte sie.
Niemand zeigte sich. Sie war allein im Raum. Sie war oft allein in dem Raum gewesen und hatte es genossen. Er war fast ihr privates Territorium. Aber jetzt erschien er ihr zu leer, zu sauber...
Als Tiffany in die Küche zurückkehrte, stand ihre Mutter noch immer an der Spüle und spülte Geschirr, aber ein Teller mit Haferbrei dampfte auf dem Tisch.
»Ich mache heute noch mehr Butter«, sagte sie und setzte sich. »Wir sollten die Gelegenheit nutzen, solange wir so viel Milch haben.«
Ihre Mutter nickte und legte einen Teller auf den Ablauf neben der Spüle.
»Ich habe doch nichts falsch gemacht, oder?«, fragte Tiffany.
Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
Tiffany seufzte. »Und dann erwachte sie, und es war alles nur ein Traum.« Es gab kein schlechteres Ende für eine Geschichte. Aber es hatte alles so echt gewirkt. Sie erinnerte sich an den rauchigen Geruch in der Koboldhöhle und an... wie hieß er noch? Oh, ja, Rob Irgendwer... Sie erinnerte sich an Rob Irgendwers Nervosität, wenn er mit ihr sprach.
Es war seltsam, dass sich Rattenbeutel an ihren Beinen gerieben hatte. Er schlief auf dem Bett, wenn man ihn nicht verscheuchte, aber tagsüber hielt er sich von Tiffany fern. Wie sonderbar...
Es klapperte beim Kaminsims - die Porzellanschäferin auf Omas Regal rutschte von ganz allein zur Seite. Mit dem Löffel auf halbem Wege zum Mund beobachtete Tiffany, wie die Figur fiel
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