Kleine freie Männer
Trom wäre, würde ich mich vor dir fürchten, wenn ich ein Gehirn hätte. Es gibt noch mehr von ihnen, und einige sind schlau. Die Königin benutzt sie als Wächter.«
»Ich lasse mich nicht täuschen!« Tiffany erinnerte sich an den schrecklichen Moment, als sich das Wesen umgedreht und seine Gestalt verändert hatte. Sie empfand es als schlimmer, weil es in ihrem Haus geschehen war, daheim. Sie hatte echtes Entsetzen gefühlt, als das Etwas durch die Küche gewankt war, aber auch Zorn, denn das Ding hatte sich an ihrem Ort aufgehalten.
Es versuchte nicht nur, sie zu töten. Es beleidigte sie...
William beobachtete sie.
»Ja, du schaust ziemlich grimmig drein«, sagte er. »Du musst deinen kleinen Bruder sehr lieben, wenn du für ihn solchen Ungeheuern gegenübertrittst... «
Und Tiffany konnte ihre Gedanken nicht stoppen. Ich liebe ihn nicht. Ich weiß, dass ich ihn nicht liebe. Er ist so... klebrig und langsam, und ich muss zu viel Zeit damit verbringen, auf ihn zu achten, und er schreit immer. Ich kann nicht mit ihm reden. Und er will dauernd etwas.
Doch die Zweiten Gedanken sagten: Er gehört zu mir. Er gehört zu meinem Ort, zu meinem Zuhause, er ist mein Bruder! Wie kann es jemand wagen, das anzurühren, was mir gehört!
Tiffany war dazu erzogen worden, nicht egoistisch zu sein. Sie wusste, dass sie nicht egoistisch war, nicht im üblichen Sinne. Sie versuchte, an andere Leute zu denken. Nie nahm sie die letzte Scheibe Brot. Dies war ein anderes Gefühl.
Sie war nicht tapfer oder edel oder freundlich. Sie war aufgebrochen, weil dies getan werden musste und etwas anderes überhaupt nicht infrage kam. Sie dachte an ...
... Oma Wehs Licht, das langsam über das Kreideland glitt, in bitterkalten klaren Nächten und während der fürchterlichsten Unwetter. Sie rettete Lämmer vor dem Frost und Böcke vor der Klippe. Sie fror, stemmte sich dem Wind entgegen und stapfte durch die Nacht, wegen irgendeines dummen Schafs, das nicht danke sagte, am nächsten Tag wieder so dumm sein würde und sich vielleicht in die gleichen Schwierigkeiten brachte. Und sie tat es, weil es undenkbar war, es nicht zu tun.
Einmal waren Oma Weh und Tiffany auf dem Weg einem Händler und seinem Esel begegnet. Es war ein kleiner Esel, kaum zu sehen unter den vielen Waren, die er tragen musste. Und der Händler schlug auf ihn ein, weil er gefallen war.
Tiffany hatte bei dem Anblick geweint, und Oma Weh hatte sie angesehen und dann etwas zu Donner und Blitz gesagt.
Der Händler wandte sich vom Esel ab, als er das Knurren hörte. Die Schäferhunde gingen zu beiden Seiten des Mannes in Position, so dass er sie nicht beide gleichzeitig sehen konnte. Er hob den Stock, als wollte er Blitz schlagen, und Donner knurrte lauter.
»Davon rate ich dir ab«, sagte Oma.
Der Mann war nicht dumm. Die Augen der Hunde sahen wie Stahlkugeln aus. Er ließ den Arm sinken.
»Weg mit dem Stock«, sagte Oma. Der Mann kam der Aufforderung nach und ließ den Stock in den Staub fallen, als wäre er plötzlich unerträglich heiß geworden.
Oma Weh trat vor und hob ihn auf Tiffany erinnerte sich daran, dass es eine Weidenrute gewesen war, lang und wie eine Peitsche.
Ganz plötzlich, so schnell, dass ihre Hand nur ein Schemen war, zog Oma dem Mann die Rute zweimal durchs Gesicht - es blieben zwei lange rote Striemen zurück. Er begann, sich zu bewegen, doch irgendein verzweifelter Gedanke musste ihn gerettet haben, denn die Hunde warteten ungeduldig auf den Befehl zum Sprung.
» Tut weh, nicht wahr?«, fragte Oma freundlich. »Nun, ich weiß, wer du bist, und ich schätze, du weißt auch, wer ich bin. Du verkaufst Töpfe und Pfannen, und sie sind nicht schlecht, wenn ich mich recht entsinne. Aber wenn ich es sage, kannst du in meinem Hügelland nichts mehr verkaufen. Sei gewarnt. Du solltest deinen Esel füttern, anstatt ihn zu schlagen. Hast du verstanden?«
Der Mann nickte mit geschlossenen Augen.
»Das genügt«, sagte Oma Weh, und sofort wurden die beiden Hunde zu zwei gewöhnlichen Schäferhunden, die rechts und links von ihr Platz nahmen und die Zungen aus ihren Mäulern hängen ließen.
Tiffany beobachtete, wie der Mann einen Teil der Last löste und sich selbst auf den Rücken packte. Dann trieb er den Esel sehr behutsam an und setzte den Weg fort. Oma sah ihm nach, während sie ihre Pfeife mit dem Fröhlichen Seemann stopfte. Sie zündete den Tabak an und sagte, als wäre ihr der Gedanke gerade in den Sinn gekommen:
»Man muss denen helfen,
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