Kleine freie Männer
nich', weil sie so hoch sind, aber die Hunde hören sie. Sie lassen ihre Köpfe schmerzen. Jetzt sollten wir den Weg besser fortsetzen, bevor die Königin jemand anderen schickt.«
»Die Königin hat sie geschickt?«, fragte Tiffany. »Aber die Todeshunde sind wie aus einem Albtraum!«
»Ja«, bestätigte Rob Irgendwer. »Da hat die Königin sie her.«
Tiffany wandte sich an William den Dudler, der ruhig die
Pfeifen austauschte. Als er ihren Blick bemerkte, sah er auf und zwinkerte.
»Die Wir-sind-die-Größten nehmen Musik sehrrr ernst«, sagte er. Und dann deutete er auf den Schnee zu Tiffanys Füßen.
Ein kleiner gelber Teddybär lag dort, aus 100 Prozent künstlichen Zusatzstoffen.
Und der Schnee um Tiffany herum schmolz.
Zwei Kobolde trugen Tiffany mühelos. Sie glitt über den Schnee, und der Clan lief neben ihr.
Keine Sonne am Himmel. Selbst an den trübsten Tagen kann man normalerweise erkennen, wo die Sonne steht, aber das war hier nicht möglich. Und noch etwas anderes erschien Tiffany seltsam, ohne dass sie es benennen konnte. Dies fühlte sich nicht nach einem richtigen Ort an. Sie wusste nicht, warum sie es so empfand, aber mit dem Horizont stimmte etwas nicht. Er wirkte nahe genug, um ihn berühren zu können, und das war natürlich Unsinn.
Und die Dinge waren nicht... fertig. Zum Beispiel die Bäume des Waldes, dem sie sich näherten. Ein Baum ist ein Baum, dachte Tiffany. Ob nah oder fern, es bleibt ein Baum. Er hat eine Rinde und Zweige und Wurzeln. Man weiß, dass alles da ist, selbst wenn der Baum so weit entfernt ist, dass man ihn nur als kleinen Fleck sieht.
Die Bäume hier waren anders. Tiffany hatte den Eindruck, dass sie Flecken waren, dass ihnen Wurzeln, Zweige und andere Details wuchsen, während sie sich ihnen näherte, als dächten die Bäume: »Schnell, da kommt jemand! Wir müssen komplett aussehen!«
Es war, als hielte sie sich in einem Bild auf, bei dem der Maler nicht viel Mühe auf den Hintergrund verwendete, sondern überall dort hastig ein bisschen Wirklichkeit schuf, wohin man sah.
Die Luft war kalt und tot wie die Luft in alten Kellern.
Das Licht trübte sich, als sie sich dem Wald näherten. Zwischen den Bäumen wurde es blau und gespenstisch.
Keine Vögel, dachte Tiffany.
»Halt«, sagte sie.
Die Kobolde ließen sie zu Boden, doch Rob Irgendwer sagte: »Wir sollten nicht zu lange hier bleiben. Augen auf, Jungs.«
Tiffany holte die Kröte aus der Schürzentasche. Sie blinzelte, als sie den Schnee sah.
»Oh, Schuak«, brummte sie. »Das ist nicht gut. Ich sollte im Winterschlaf liegen.«
»Warum ist alles so... sonderbar?«
»Da kann ich dir nicht helfen«, sagte die Kröte. »Ich sehe nur Schnee, ich sehe nur Eis, ich erfriere. Da spricht die innere Kröte aus mir .«
»So kalt ist es nicht!«
»Fühlt sich... kalt... für... mich... an...« Die Kröte schloss die Augen. Tiffany seufzte und steckte sie wieder in die Tasche.
»Ich sag dir, wo wir sind.« Rob Irgendwers Blick galt den blauen Schatten. »Kennst du die kleinen Biester, die sich an Schafen festhalten, sich voll Blut saugen und dann wieder abfallen? Diese ganze Welt ist wie so etwas.«
»Wie eine Zecke, meinst du? Ein Parasit? Ein Vampir?«
»Ja. Sie schwebt umher, bis sie die schwache Stelle einer anderen Welt findet, in der niemand aufpasst, un' öffnet eine Tür. Dann schickt die Königin ihre Leute los. Damit sie stehlen, weißt du. Sie überfallen Scheunen, lassen Vieh verschwinden... «
»Kühe zu stehlen hat uns Spaß gemacht«, warf der Doofe Wullie ein.
»Wullie«, brummte Rob Irgendwer und zeigte mit dem Schwert auf ihn, »ich habe dir doch gesagt, du sollst bei Gelegenheit nachdenken, bevor du deine große Klappe aufmachst.«
»Ja, Rob.«
»Dies war eine solche Gelegenheit.« Rob drehte sich um und sah verlegen zu Tiffany auf. »Ja, wir waren Meister-klauer für die Königin. Die Leute gingen nicht mehr auf die Jagd, weil sie sich vor kleinen Männern fürchteten. Aber es hat ihr nie genügt. Sie wollte immer mehr. Wir wiesen darauf hin, dass es nich' richtig ist, das einzige Schwein einer alten Frau zu stehlen, oder Nahrungsmittel von jenen, die nicht genug zu essen haben. Ein Größter ist jederzeit bereit, einem reichen Großen die goldene Tasse zu stehlen, aber... «
...die Tasse zu nehmen, in der ein Greis sein Gebiss aufbewahrte, beschämte die Kobolde. Die Wir-sind-die-Größten kämpften und stahlen, aber wem gefiel es, gegen Schwache zu kämpfen und Arme zu
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