Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die sich nicht selbst helfen können. Und manchmal muss man für die sprechen, die keine Stimme haben.«
    Tiffany dachte: Bedeutet es dies, eine Hexe zu sein? So etwas habe ich nicht erwartet! Wann passieren die guten Dinge?
    Sie stand auf. »Gehen wir«, sagte sie.
    »Bist du nicht müde?«, fragte Rob.
    »Wir müssen weiter!«
    »Ja? Nun, die Königin is' vermutlich zu ihrem Platz hinter dem Wald unterwegs. Wenn wir dich nicht tragen, dauert es ein paar Stunden...«
    »Ich gehe!« Die Erinnerung an das große tote Gesicht der Trom versuchte, in Tiffanys Bewusstsein zurückzukehren, aber der Zorn ließ ihr keinen Platz. »Wo ist die Bratpfanne? Danke! Also los!«
    Sie stapfte durch den Wald aus sonderbaren Bäumen. Die Hufspuren glühten fast in der Düsternis. Hier und dort wurden sie von anderen Spuren gekreuzt. Manche von ihnen stammten vielleicht von Vögeln; andere, runde Abdrücke wusste Tiffany nicht zu deuten. Einige gewundene Linien im Schnee gingen vielleicht auf Schlangen zurück, wenn es so etwas wie Schneeschlangen gab.
    Die Kobolde liefen rechts und links von Tiffany.
    Zwar verlor der Zorn in ihr allmählich an Schärfe, aber es war schwer, diese Welt zu betrachten, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. Objekte, die weit entfernt zu sein schienen, kamen zu schnell näher. Bäume veränderten ihre Form, wenn sie an ihnen vorbeikam...
    Fast irreal, hatte William gesagt. Fast ein Traum. Diese Welt hatte nicht genug Realität, um Entfernungen und
    Formen richtig funktionieren zu lassen. Erneut malte der magische Künstler wie irre. Wenn sich Tiffany auf einen Baum konzentrierte, so veränderte er sich, ähnelte mehr einem Baum und weniger etwas, das Willwoll mit geschlossenen Augen gezeichnet hatte.
    Dies ist eine erfundene Welt, dachte Tiffany. Fast wie eine Geschichte. Die Bäume müssen nicht sehr detailliert sein, denn wer achtet in einer Geschichte schon auf einen Baum?
    Auf einer kleinen Lichtung hielt sie an und richtete den Blick auf einen Baum. Er schien zu wissen, dass man ihn beobachtete. Er gewann mehr Realität. Die Rinde wurde rauer, und richtige Zweige wuchsen an den Enden der Äste.
    Und der Schnee zu ihren Füßen schmolz. Allerdings war »schmelzen« das falsche Wort. Der Schnee verschwand einfach, und Blätter und Gras kamen zum Vorschein.
    Wenn ich eine Welt wäre, die nicht genug Realität hat, dachte Tiffany, so käme mir Schnee ganz gelegen. Er kostet nicht viel Mühe. Nur viel weißes Zeugs. Alles sieht weiß und einfach aus. Aber ich kann es komplizierter machen. Ich bin realer als dieser Ort.
    Tiffany hörte ein Summen und sah auf.
    Plötzlich füllte sich die Luft mit kleinen Leuten, kleiner noch als ein Kobold, mit Flügeln wie Libellen. Ein goldener Glanz umgab sie. Verzückt hob Tiffany die Hand...
    Im gleichen Moment schien der ganze Wir-sind-die-Größten-Clan auf ihrem Rücken zu landen, und sie wurde in eine Schneewehe gedrückt.
    Als Tiffany wieder nach oben kam, hatte sich die Lichtung in ein Schlachtfeld verwandelt. Die Kobolde sprangen und schlugen nach den fliegenden Wesen, die wie Wespen umherschwirrten. Tiffany beobachtete, wie zwei von ihnen
    Rob Irgendwer angriffen und ihn an den Haaren in die Höhe zerrten.
    Er zappelte und schrie, während er nach oben gezogen wurde. Tiffany sprang auf, ergriff ihn an der Taille und schlug mit der anderen nach den beiden geflügelten Geschöpfen. Sie ließen den Kobold los, wichen Tiffanys Hand mühelos aus und sausten wie Kolibris hin und her. Eins von ihnen biss sie in den Finger, bevor es fortsummte.
    Irgendwo machte eine Stimme »Oooooooooooeeerr-rrrr... «
    Rob bewegte sich in Tiffanys Griff. »Schnell, setz mich auf den Boden!«, rief er. »Wir bekommen Poesie!«

Das Stöhnen rollte über die Lichtung, traurig wie ein Monat voller Montage.
    »... rrrrraaaaaaaaoooooooo...«
    Es klang wie ein Tier, das schreckliche Schmerzen litt. Doch der Laut kam aus dem Mund von Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock, der auf einer Schneewehe stand, die eine Hand auf sein Herz gepresst, die andere sehr theatralisch ausgestreckt.
    Er rollte auch mit den Augen. »...ooooooooooooooooooooo...«
    »Ach, die Muse ist eine grässliche Sache, wenn sie einem zustößt«, sagte Rob Irgendwer und hielt sich die Ohren zu.
    »...oooooiiiiiii mit großem Wehklagen und sorgenvollem Schrecken«, stöhnte der Kobold, »sehen wir das Märchenland in beträchtlichem Verfalle stecken... «
    Die Flugwesen stellten ihre

Weitere Kostenlose Bücher