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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ruhe!«
    Tiffany lief ihm nach, sprang über schneebedeckte Baumstämme hinweg und sah den Jungen vor sich von Baum zu Baum eilen. Dann blieb er stehen und sah zurück.
    Sie näherte sich ihm und sagte: »Ich kann dich zurückbringen ... «
    ... und sie tanzte.
    Sie hielt die Hand eines Papageis beziehungsweise einer Person mit dem Kopf eines Papageis.
    Ihre Füße bewegten sich perfekt unter ihr. Sie drehten sie, und diesmal fand ihre Hand die eines Pfaus beziehungsweise einer Person mit dem Kopf eines Pfaus. Tiffany sah über die Schulter und stellte fest, dass sie sich in einem Raum, nein, in einem Ballsaal voller tanzender Maskierter befand.
    Ah, dachte sie. Ein anderer Traum. Ich hätte besser darauf achten sollen, wohin ich gegangen bin...
    Die Musik war seltsam. Sie hatte eine Art Rhythmus, aber er klang gedämpft und sonderbar, wie unter Wasser rückwärts gespielt, von Musikern, die ihre Instrumente zum ersten Mal benutzten.
    Und sie hoffte, dass die Tänzer Masken trugen. Sie begriff, dass sie selbst durch die Augenöffnungen einer Maske sah, und fragte sich, was sie war. Außerdem trug sie ein langes, glitzerndes Kleid.
    Na schön, dachte sie vorsichtig. In der Nähe lag eine Trom auf der Lauer, und ich habe sie übersehen. Jetzt bin ich in einem Traum. Aber es ist nicht meiner. Die Trom muss von dem Gebrauch machen, was sie in meinem Kopf findet, und ich bin nie auf einem solchen Fest gewesen...
    »Fwa waaa fwah waa wha?«, fragte der Pfau. Die Stimme klang wie Musik. Sie hörte sich fast wie eine Stimme an, war aber keine.
    »O ja«, sagte Tiffany. »Gut.«
    »Fwaa?«
    »Oh. Äh... wuff fawf fwaff ?«
    Das schien zu funktionieren. Der pfauenköpfige Tänzer deutete eine Verbeugung an, sagte traurig »Mwa waf waf« und ging fort.
    Die Trom ist irgendwo hier drin, sagte Tiffany zu sich selbst. Und es muss eine ziemlich gute Trom sein. Dies ist ein großer Traum.
    Doch Kleinigkeiten stimmten nicht. Es hielten sich hunderte von Personen im Saal auf, aber bei den weiter entfernten verhielt es sich wie mit den Bäumen, obwohl sie sich auf natürlich wirkende Weise bewegten: Sie waren Flecken, bunte Kleckse. Allerdings musste man ganz genau hinsehen, um das zu bemerken.
    Der Erste Blick, dachte Tiffany.
    Personen in prächtigen Kostümen und weiteren Masken gingen Arm in Arm an ihr vorbei, als wäre sie selbst ein Gast unter vielen. Wer nicht an dem neuen Tanz teilnahm, ging zu den langen Tischen an der einen Seite des Saals, die voller Speisen waren.
    Solche Nahrungsmittel kannte Tiffany nur von Bildern. Auf einer Farm verhungerte man nicht, aber selbst wenn es reichlich zu essen gab, beim Silvesterfest oder nach der Ernte - es sah nie so aus. Das Essen auf der Farm kam meistens in Schattierungen von Weiß oder Braun. Es war nicht rosarot und blau, und es schwabbelte nie.
    Es gab Dinge an Stäbchen und andere Dinge, die in Schüsseln glänzten und glitzerten. Nichts war schlicht. Alles war mit Sahne bedeckt, oder mit Schokoladenschnörkeln, oder mit tausenden von kleinen bunten Kugeln. Alles war geschlagen, glasiert, verziert oder gemischt. Dies waren keine gewöhnlichen Nahrungsmittel. Es waren Nahrungsmittel, die gut gewesen und in den Nahrungsmittelhimmel gekommen waren.
    Hier ging es nicht nur ums Essen, sondern auch um Schau.
    Die Speisen stapelten sich vor und zwischen grünen Gemüsebergen und riesigen Blumenarrangements. Hier und dort bildeten große transparente Schnitzwerke Orientierungspunkte in der kulinarischen Landschaft. Tiffany streckte die Hand aus und berührte einen glitzernden Hahn. Er bestand aus Eis und fühlte sich feucht unter ihren Fingerspitzen an. Es gab noch andere Dinge aus Eis: einen fröhlichen dicken Mann, eine Schüssel mit Obst, einen Schwan...
    Für einen Moment geriet Tiffany in Versuchung. Es schien ziemlich lange her zu sein, seit sie zuletzt etwas gegessen hatte. Doch es war zu offensichtlich, dass die Speisen gar keine Speisen waren, sondern ein Köder, der zu ihr sprach: Hallo, kleines Mädchen; iss mich!
    Ich werde hiermit fertig, dachte Tiffany. Zum Glück hat die Trom nicht an Käse gedacht...
    ... und dann lag Käse auf den Tischen. Plötzlich hatte die ganze Zeit über Käse auf den Tischen gelegen.
    Im Almanach hatte Tiffany Bilder von unterschiedlichen Käsesorten gesehen. Sie hielt ihren Käse für gut und hatte sich immer gefragt, wie andere schmeckten. In fernen Ländern gab es Käsesorten mit seltsam klingenden Namen wie Hoher Wackler, Blasser Schmecker,

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