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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Einladendes.
    Jemand möchte nicht, dass ich den Weg fortsetze, dachte sie. Das empfand sie als... ermutigend. Aber das Zwielicht war dunstig und schimmerte auf unangenehme Weise. Alles konnte auf der Lauer liegen.
    Tiffany wartete. Sie begriff, dass sie auf die Wir-sind-die-Größten wartete und entgegen aller Hoffnung hoffte, einen plötzlichen Schrei zu hören, ein »Potz Blitz!« oder etwas in der Art.
    Sie holte die Kröte hervor, die schnarchend auf ihrer Hand lag, und stieß sie an.
    »Whp?«, krächzte sie.
    »Ich sitze in einem Wald unheilvoller Träume fest und fühle mich allein und glaube, dass es dunkler wird«, sagte Tiffany. »Was soll ich tun?«
    Die Kröte öffnete ein müdes Auge und sagte: »Von hier verschwinden.«
    »Das ist keine große Hilfe!«
    »Es ist der beste Rat, den ich dir geben kann«, sagte die Kröte. »Und jetzt leg mich in die Tasche zurück. Die Kälte macht mich lethargisch.«
    Widerstrebend schob Tiffany die Kröte in ihre Schürzentasche, dabei berührte ihre Hand das Buch Schafskrankheiten.
    Sie holte es hervor und schlug es an einer beliebigen Stelle auf. Eine Behandlung von Wollreue war mit einem Bleistift durchgestrichen. Am Seitenrand stand in Oma Wehs großer, runder, sorgfältiger Handschrift der Hinweis:

    Tiffany schloss das Buch und schob es ganz vorsichtig in die Schürzentasche zurück, um die schlafende Kröte nicht zu stören. Dann hielt sie die Pfanne bereit und trat in die langen blauen Schatten.
    Wie entstehen Schatten, wenn gar keine Sonne am Himmel steht?, dachte sie, denn es war besser, über solche
    Dinge nachzudenken als über andere, viel schlimmere, die ihr durch den Kopf gingen.
    Doch diese Schatten brauchten kein Licht, um zu erscheinen. Sie krochen ganz von allein über den Schnee und wichen zurück, wenn Tiffany sich ihnen näherte. Zumindest das war eine Erleichterung.
    Weiter vorn, ein ganzes Stück entfernt, sah sie eine Trom, halb hinter einem Baum verborgen. Sie schrie sie an und winkte drohend mit der Pfanne, daraufhin wankte die Trom hastig fort.
    Als sich Tiffany umdrehte, sah sie weit hinten zwei weitere Trome.
    Es ging jetzt leicht bergauf, und der Dunst verdichtete sich. Er glühte matt. Tiffany hielt darauf zu. Wohin hätte sie ihre Schritte sonst lenken sollen?
    Als sie die höchste Stelle der Anhöhe erreicht hatte, blickte sie auf der anderen Seite in ein flaches Tal.
    Vier Trome befanden sich dort, größer als die, die sie bisher gesehen hatte. Sie saßen an den vier Ecken eines Quadrats, die plumpen Beine vor sich ausgestreckt. Jede von ihnen trug ein goldenes Halsband, mit einer Kette verbunden.
    »Zahme Exemplare?«, überlegte Tiffany laut. »Aber...«
    ... wer würde einer Trom ein Halsband anlegen? Nur jemand, der ebenso gut träumen konnte wie sie.
    Wir haben Schäferhunde gezähmt, die uns dabei helfen, Schafe zu hüten, dachte sie. Die Königin benutzt Trome, um Träume zu hüten...
    In der Mitte des Quadrats, das die Trome bildeten, war die Luft voller Nebel. Die Hufspuren - und auch die von Roland hinterlassenen Spuren - führten in die Wolke hinein.
    Tiffany wirbelte herum. Die Schatten wichen hastig zurück.
    Nichts anderes war in der Nähe. Es sangen keine Vögel, nichts bewegte sich im Wald. Aber Tiffany bemerkte drei weitere Trome: Ihre großen, runden, einfältigen Gesichter spähten hinter Baumstämmen hervor.
    Sie selbst wurde gehütet.
    In einer solchen Situation wäre es schön gewesen, jemanden zu haben, der sagte: »Nein! Es ist zu gefährlich! Geh nicht!«
    Leider gab es niemanden, der solche Worte an Tiffany richten konnte. Sie schickte sich an, etwas sehr Tapferes zu tun, und niemand würde davon erfahren, wenn es schief ging. Das war erschreckend, aber auch... ärgerlich. Ja, so lautete das richtige Wort: ärgerlich. Dieser Ort ärgerte sie. Er war dumm und seltsam.
    Das gleiche Gefühl hatte sie gehabt, als Jenny aus dem Fluss gesprungen war. Aus ihrem Fluss. Und die Königin hatte ihren Bruder entführt. Es mochte egoistisch sein, auf diese Weise zu denken, aber Ärger war besser als Furcht. Furcht war ein feuchtes, kaltes Durcheinander, aber Zorn hatte eine scharfe Kante. Und die konnte sie nutzen.
    Sie wurde wie ein Schaf getrieben!
    Aber ein zorniges Schaf konnte selbst einen bösartigen Hund veranlassen, jaulend die Flucht zu ergreifen.
    Also...
    Vier große Trome, die an den Ecken eines Quadrats saßen...
    Ein großer Traum erwartete Tiffany...
    Sie hielt die Pfanne in Schulterhöhe, um auf alles

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