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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und sah die Trom, fast verborgen hinter einer Säule.
    Roland starrte sie einfach nur an.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Tiffany verzweifelt und versuchte, ihn wachzurütteln. »Hast du was gegessen?«
    »Fwa fwa faff«, murmelte der Junge.
    Tiffany wandte sich wieder der Trom zu. Sie näherte sich, aber ganz langsam, und versuchte dabei, im Schatten zu bleiben. Sie sah aus wie ein kleiner Schneemann aus schmutzigem Schnee.
    Die Musik wurde lauter, das Kerzenlicht heller. Auf der großen Tanzfläche drehten sich die tierköpfigen Paare schneller und schneller. Und der Boden zitterte. Der Traum war in Schwierigkeiten.
    Die Wir-sind-die-Größten liefen ihr aus allen Richtungen entgegen und versuchten, den Lärm zu übertönen.
    Die Trom wankte auf sie zu, streckte dicke weiße Finger nach ihr aus.
    »Der Erste Blick«, hauchte Tiffany.
    Sie schlug Roland den Kopf ab.
    Der Schnee war überall auf der Lichtung geschmolzen, und die Bäume sahen wie richtige Bäume aus.
    Vor Tiffany kippte die Trom nach hinten. Sie hielt kein Schwert in der Hand, sondern die Bratpfanne, die jedoch gut geschnitten hatte.
    Sie drehte sich zu Roland um, der so blass war, dass er selbst eine Trom sein konnte.
    »Das Geschöpf hatte Angst«, sagte Tiffany. »Es wollte, dass ich dich angreife. Es versuchte, wie du auszusehen, und ließ dich wie eine Trom erscheinen. Aber es konnte nicht sprechen. Im Gegensatz zu dir.«
    »Du hättest mich umbringen können!«, brachte Roland heiser hervor.
    »Nein«, widersprach Tiffany. »Ich habe es dir gerade erklärt. Bitte lauf nicht weg. Hast du hier irgendwo einen kleinen Jungen gesehen?«
    Roland runzelte die Stirn. »Was?«, erwiderte er.
    »Die Königin hat ihn entführt«, sagte Tiffany. »Ich werde ihn nach Hause zurückbringen. Ich bringe auch dich zurück, wenn du möchtest.«
    »Du wirst nie entkommen«, flüsterte Roland.
    »Es ist mir schließlich auch gelungen, diesen Ort zu erreichen.«
    »Das ist leicht. Aber niemand kann ihn verlassen!«
    »Ich werde einen Weg finden«, sagte Tiffany und versuchte, überzeugter zu klingen, als sie es war.
    »Sie wird es nicht zulassen!« Roland wich erneut zurück.
    »Bitte sei nicht so... dumm«, sagte Tiffany. »Ich finde die Königin und bringe meinen Bruder zurück, ganz gleich, was du sagst. Verstanden? Ich bin bis hierher gekommen. Und ich habe Hilfe.«
    »Wo?«, fragte Roland.
    Tiffany sah sich um. Von den Wir-sind-die-Größten war nirgends etwas zu sehen.
    Ihr fiel auf, dass sich der Wald plötzlich sehr... leer anfühlte. Er schien auch kälter zu sein.
    »Sie werden gleich hier sein«, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
    »Sie sind im Traum gefangen«, sagte Roland leise.
    »Unmöglich. Ich habe die Trom getötet!«
    »Es ist komplizierter«, erwiderte der Junge. »Du weißt nicht, wie es hier zugeht. Es gibt Träume innerhalb von Träumen. Es gibt... andere Dinge, die innerhalb von Träumen leben, schreckliche Dinge. Man weiß nie, ob man wirklich erwacht ist. Und die Königin kontrolliert alles. Man kann niemandem trauen. Ich traue dir nicht. Wahrscheinlich bist du nur ein weiterer Traum.«
    Er drehte sich um und ging fort, folgte dabei den Hufspuren.
    Tiffany zögerte. Die einzige andere echte Person ging davon, ließ sie mit den Bäumen und den Schatten allein.
    Und mit den grässlichen Geschöpfen, die durch die Düsternis auf sie zuliefen...
    »Äh...«, sagte sie. »Hallo? Rob Irgendwer? William? Doofer Wullie?«
    Sie bekam keine Antwort, nicht mal ein Echo. Sie war allein, abgesehen von ihren Herzschlägen.
    Natürlich hatte sie gegen Dinge gekämpft und gewonnen. Aber die Wir-sind-die-Größten hatten ihr Gesellschaft geleistet und so alles einfacher gemacht. Sie gaben nie auf. Sie griffen absolut alles an und wussten gar nicht, was das Wort »Furcht« bedeutete.
    Tiffany, die das ganze Wörterbuch gelesen hatte, bekam an dieser Stelle Zweite Gedanken. »Furcht« war vermutlich nur eins von vielen tausend Worten, deren Bedeutung die Größten nicht kannten. Unglücklicherweise teilte Tif-fany ihre Unkenntnis nicht. Sie wusste, was Furcht bedeutete. Sie kannte auch Geschmack und Gefühl von Furcht. Sie schmeckte und fühlte sie jetzt.
    Sie hob die Pfanne, die jetzt keine so wunderbare Waffe mehr zu sein schien.
    Die kalten blauen Schatten zwischen den Bäumen dehnten sich aus. Am dunkelsten waren sie vor Tiffany, in der Richtung, in die die Hufspuren führten. Seltsamerweise bekam der Wald hinter ihr etwas Helles und

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