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Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Titel: Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta Edelmann
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habe.“
    Es summt in meinen Ohren. 1976. Was für ein Zufall!
    „... Angie von den Stones“.
    „Mama, dein Lied“, stößt mich meine Tochter an.
    „Was?“
    Ich bin gerade weit weg.
    „Er hat den Talentwettbewerb damals mit Angie gewonnen!”, erklärt sie mir geduldig. Und tatsächlich stimmt er ein paar Töne an, als Gottschalk ihn darum bittet.
    „Angie... Angie“.
    Seine Stimme ist auch live gut, nur am Ende kiekst sie ganz komisch weg... Ein eiskalter Ring legt sich um mein Herz, und ich sehe Johnny in seinem Blut liegen.
    „Mama, pass jetzt auf!“, mahnt mich mein Sohn, „sein neuer Hit ist echt cool. Im Stil der Siebziger und auch mit deinem Namen.“
    Und dann höre ich ihn.
    „ Thank you for being here with me, angel Angela...”
    Er hat mein Lied geklaut. Johnnys Mörder. Und wenn ich das der Polizei erzähle, verhaftet man mich wegen Starverleumdung. Oder Tom Houseman kommt und besucht mich mit seinem Klappmesser.
    Ich denke an Johnny und plötzlich an John Lennon. Ich bete um einen Fan wie Mark Chapman.
    Sonst muss ich es selbst tun.

Jugendliebe

    Freiburg hat sich auf den ersten Blick kaum verändert. Aber meine Heimatstadt und ich sind uns fremd geworden. Seit dem Unfall war ich nie wieder hier, habe sogar jedes Mal die Augen geschlossen, wenn ich mit dem Zug nach Basel oder zurück fuhr. Und heute ... Ich wundere mich, wie ruhig ich bin. Nur ein winziges Flattern in der Magengrube. Frau Dr. Rösch hat wohl doch recht: das Gras von zwanzig Jahren ist hoch genug gewachsen.
    Ich steige vorsichtig aus dem Bus. Nach der langen Sitzerei schmerzt mein Bein. Zurück zum Hotel werde ich mir ein Taxi rufen, abends fährt ja kein Bus mehr hier raus, oder vielleicht nimmt mich einer der anderen mit.
    Ich schlendere durch den Eingang des Mundenhofs. Wenn ich langsam gehe, sieht man mein Hinken fast gar nicht. Naja, im Moment sehen mich sowieso nur die Damhirsche, ich bin sicher wieder viel zu früh und kein Schwein ist da. Außer den echten im Tierpark natürlich. Der Gedanke, mich zu den ungarischen Wollschweinen zu gesellen, lässt mich grinsen.
    Eine näherliegende Möglichkeit wären die Affen – die haben sie hier sicher auch noch.
    Eilige Schritte hinter mir, zwei blonde Frauen überholen mich. Beiden sieht man an, dass sie frisch vom Friseur kommen und nagelneue Klamotten tragen. Die eine dreht sich um.
    „Des bisch ja du!“, ruft sie. Ich nicke, obwohl ich keine Ahnung habe, wer mich da erkennt.
    „Ey Susi, des isch die Tine!“
    Aha, alles klar. Wenn die eine Susi ist – meine Güte, ist die alt geworden! – dann muss die andere Katrin sein.
    Wir begrüßen uns herzlich mit viel „Wie geht’s?“ und „Was machsch jetzt?“. Der badische Tonfall fühlt sich nach zwanzig Jahren im Rheinland gleichzeitig fremd und urvertraut an.
    Während Katrin noch witzelnd von ihrer gerade geschiedenen Ehe erzählt, erreichen wir die Gaststätte. Ein großer Teil der Biertische ist mit roten Papiertischdecken als unser Abi-Treff-Bereich gekennzeichnet. Zwei Männer und eine Frau sitzen schon da. Bettina erkenne ich sofort an ihren noch immer feuerroten langen Locken, wer der Mann neben ihr ist – keine Ahnung. Er hat eine Glatze, einen Vollbart und eine Brille und keinerlei Ähnlichkeit mit den Jungs auf meinem Abifoto. Er strahlt uns an und steht auf. Patrick. Das ist genau die Bewegung, mit der er aufstand, wenn er in Mathe an die Tafel gerufen wurde! Erwartung, Freude und totale Selbstsicherheit.
    Der zweite Mann dreht sich um und sein Blick trifft mich wie ein Dolchstoß. Marco. Mein Herz schlägt schneller, genau wie damals. Jetzt weiß ich wie es ist, wenn man seine Jugendliebe wiedersieht.
    Ich setze mich neben Bettina, während sich Katrin und Susi rechts und links von Marco platzieren.
    „Der schöne Marco!“, sagt Katrin genießerisch. Marco lacht. Er lacht noch genau wie damals. Und ja, er sieht fantastisch aus. Eigentlich noch besser als früher. Reifer, männlicher.
    Als ich meinen Kaffee geholt habe, legt Bettina mir die Hand auf den Arm.
    „Schön, dass du da bisch, Tine. Isch scho lang her.“
    Ich weiß, dass sie nicht das Abi meint. Auch sie war mit Yvonne befreundet.
    Nach und nach trudeln die anderen ein. Einige kenne ich wirklich nicht mehr, weil sie erst in der Oberstufe zu uns an die Schule kamen und nicht mit mir in den gleichen Kursen waren. Trotzdem ergibt sich ein nettes Gespräch mit einem dieser Fast-Fremden. Ich nehme es gerne wahr, um nicht ständig hinüber zu

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