Kleine Portionen
in einem exotischen Hobby ihre Selbsterfüllung suchten. Alle waren in farbenfrohe, seidene Gewänder gehüllt.
Die Lehrerin hielt eine kurze Ansprache über die Codes und Muster der Tänze, die sie aufführen wollten. Sie erklärte die Bedeutung der Bein-, Fuß-, Arm-, Hand- und Augenbewegungen. Dann begann die Show.
Tong-tong-tooong – tong-a-di tonga-a-di-tong, ging die Musik los. Holzstäbchen klopften auf Holz. Dsching-dsching-dsching-dsching, machten die Becken. Manchmal schneller, manchmal langsamer. Es war schwer für mich, ein musikalisches Muster auszumachen; es klang wie Zufallslärm.
Die Tanzlehrerin bot ein herrliches Bild, sie trat zur linken Seite und trat zur rechten Seite, wankte präzise mit dem Kopf und verdrehte die Augen, während der Rest ihres Gesichts regungslos blieb, rotierte mit den Armen, ließ ihre Hände und Finger kreisen. Ihre Haltungen und Positionen ähnelten dem, was ich von asiatischen Statuen kannte.
Joj, aber die anderen Frauen! Unsere Freundin Sandra hatte Schwierigkeiten, dem sprunghaften Rhythmus zu folgen, und hinkte immer ein paar Sekunden hinterdrein. Tong-tong-tooong! Eine andere, ziemlich dralle Frau mit schwei ß glänzender Stirn schien den Unterschied zwischen links und rechts irgendwie nie begriffen zu haben, meist verrenkte sie den falschen Arm. Tong-a-di tonga-a-di-tong! Eine dritte – mein spezieller Liebling – verdrehte nicht nur ihre Augen ganz wild, sondern verzerrte dazu auch den Mund und machte Grimassen wie eine Verrückte. Dsching-dsching-dsching-dsching!
Ich hörte Mikki seufzen. Dann begann er zu kichern.
Ich hätte ihn nicht ansehen sollen. Doch genau das tat ich. Und eine Sekunde später lehnten wir uns beide vor, suchten Schutz hinter der ersten Reihe und schüttelten uns vor Lachen. Bald schlossen sich unsere Freunde an. Dsching-dsching-dsching-dsching, tonga-a-di-tong!
Die Show ging weiter, dauerte Ewigkeiten – tonga-a-di-tong – mit dieser ganz eigenen Musik, der wunderbar künstlerischen und würdigen Lehrerin und ihren wild kämpfenden Schülerinnen, und wir tauchten regelmäßig nach unten ab. Ich hatte vor Lachen Seitenstechen, als die Show endlich zu Ende ging.
Och, und unsere süße Sandra! Sie kam auf uns zu, keuchte und war rundum zufrieden. Ich machte mich auf Schelte gefasst. Aber sie war überglücklich: »Vielen Dank auch, dass ihr gekommen seid! Ihr wisst ja gar nicht, wie sehr ihr mir geholfen habt! Jedes Mal, wenn ich ins Straucheln gekommen bin, hab ich nur zu euch hinschauen brauchen, und euer breites Lächeln hat mir neue Energie gegeben!«
Enthüllung
Das nächtliche Paris fühlte sich lebendig an, atmete eine geheime, lauernde Intelligenz aus. Die dunklen Straßen hatten einen metallischen Geruch. Gebäude mit ebenso vielen Augen, wie es Fenster gab, beugten sich zu uns herab. Wir waren ein seltsames Paar: Der eine saß auf einer Bank und weinte beinahe hysterisch, der andere hockte vor ihm und versuchte, sich mit der Wirklichkeit anzufreunden. Die Nacht war alles andere als still. Autos fuhren die Straßen, Avenues, Boulevards entlang, der Motorlärm prallte von den Fassaden ab. Ich hörte Leute in der Ferne lachen, betrunkene Amerikaner brüllten vernuschelte Yankee-Witze durch die Dunkelheit, Gläser klirrten irgendwo auf einem Balkon, Pärchen schlenderten lässig unbekannten Zielen der Glückseligkeit entgegen, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen, so sehr waren sie ineinander vertieft.
Trotz der lauen Stunde nach Mitternacht kroch mir eine plötzliche Kälte bis in die Wirbelsäule. »Was ist denn los?«, schaffte ich endlich zu fragen.
Er weinte noch lauter, und ich blieb weiter hilflos, ratlos, kraftlos.
Schließlich, als sein Schluchzen ruhiger wurde, nach einigen unbeholfenen »Nun komm schon!«-Versuchen meinerseits sagte ich mit ernstem Unterton: »Jetzt sag – was ist los?«
Er schaute mich an, ein verwundeter Blick aus schwarzen, tränenverschmierten Augen. »Es ist aus«, flüsterte er. »Du musst mich verlassen.«
»Quatsch!«, antwortete ich. Meine Stimme war streng und verriet nichts von meiner inneren Aufgewühltheit. »Warum sollte ich so etwas tun? Wir haben uns gerade erst kennen gelernt, und ich liebe dich …«
Dieser Satz löste einen weiteren, heftigen Weinkrampf aus.
Schließlich saß ich an seiner Seite, hielt ihn wie ein Kleinkind, streichelte über seinen Rücken. Sein T-Shirt war schweißnass. »Ich hab unlängst meine Gesundenuntersuchung gehabt«, ließ er mit kaum hörbarer
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