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Kleine Portionen

Kleine Portionen

Titel: Kleine Portionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moitzi
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Stimme fallen. »Sie haben herausgefunden, dass ich HIV+ bin.«
    Ich hatte das Schlimmste erwartet. Aber das war sogar noch schlimmer.
    »Du musst mich verlassen«, sagte er. »Es ist zu gefährlich für dich, wenn du bleibst.«
    »Hör mit dem Scheiß auf«, antwortete ich automatisch, während ich versuchte, die schlechte Nachricht zu verdauen. Meine Entscheidung fiel allerdings in Sekundenschnelle. »Warum sollte ich dich verlassen? Wir werden vorsichtig sein, das ist alles …«
    »Aber ich werde krank werden.«
    »Ich werde für dich da sein.«
    »Wie kannst du so etwas tun? Warum willst du bei mir bleiben?«
    »Weil ich dich liebe, du Dummkopf. Wir werden mit diesem verdammten Virus schon fertig werden. Wir sind stärker. Du kennst doch die besten Ärzte in der Stadt. Du lässt dir einen Termin beim Allerbesten geben. Du bekommst Medikamente verschrieben. Du wirst nicht sterben, weder heute Abend, noch morgen. Du wirst als alter Mann sterben, okay?«
    »Ich will aber kein alter Mann werden.«
    »Na ja, daran solltest du dich dann schon mal gewöhnen. Wir fahren alle die gleiche Straße runter.«
    »Ich liebe dich«, flüsterte er in die Nacht, in mein Ohr, in mein Herz. »Du wirst es mich nicht oft sagen hören. Aber du musst wissen, dass ich dich immer lieben werde!«
    »Ich dich auch«, antwortete ich. »Ich werde immer für dich da sein. Solang du mich nicht davonjagst, werde ich dich nicht verlassen!«

Beschützen
     
    …ich wollte dich beschützen. Ich wollte dein Schutzengel sein. Ich wollte dir gefallen und dich beruhigen. Ich wollte deinen Schmerz lindern und dich besänftigen. Ich wollte wegküssen, was auch immer dir weh tun sollte. Ich wollte dir Liebe schenken, die reiner als alles ist, was es gibt, seit die Liebe erfunden wurde. Ich wollte aus deinem Leben einen seligen Frühling machen. Ich wollte deine Sonne und dein Mond sein. Ich wollte dir die Sterne vom Himmel holen. Ich wollte deine Gegenwart zum Paradies machen und deine Vergangenheit weglieben. Ich wollte dich tragen, wenn dein Körper und deine Seele erschöpft sind. Ich wollte dein Mann sein, dein einziger Mann, dein erster und letzter, dein Alpha und Omega. Ich wollte dir zeigen, wie schön das Leben sein kann. Ich wollte mit dir währen. Ich wollte dich an vereisten Wintertagen wärmen, ich wollte dich an brennenden Sommertagen abkühlen. Ich wollte neue Rosen für dich pflanzen. Ich wollte saftige Früchte für dich auswählen. Ich wollte dein bester Freund sein, dein Geliebter, dein Vater und deine Mutter, dein Seelen-Bruder, dein »Significant Other«. Ich wollte deine Wunden pflegen. Ich wollte an deiner Seite einschlafen, und ich wollte an deiner Seite aufwachen. Ich wollte dich heilen und dir helfen, deine Probleme zu lösen. Ich wollte die Steine, die dir im Weg liegen, hinwegfegen. Ich wollte alles Böse und Hässliche dieser Welt abwehren …
    … habe ich versagt? …
    … ich wollte ein glückliches Leuchten in deine dunklen Augen zaubern. Ich wollte wie eine Flamme sein. Ich wollte deine Einsamkeit beenden. Ich wollte, dass wir glücklich sind. Ich wollte, dass wir zusammen bleiben für immer und ewig und noch länger. Ich wollte, dass du mich brauchst. Ich wollte, dass du mich atmest. Ich wollte zum Zentrum deines Universums werden. Ich wollte deine Gespenster abwehren. Ich wollte dich bezaubern, damit du lächelst, immer und ewig lächelst. Ich wollte alles Schwarze für dich weiß malen. Ich wollte Farben für dich erfinden. Ich wollte in Zeiten der Not und in Zeiten der Stille da sein. Ich wollte dein Teich der Ruhe, ich wollte dein Strudel freudiger Aktivität sein. Ich wollte dich. Ich wollte, dass du mich willst. Ich wollte, dass du mich an deiner Seite willst. Ich wollte in deinen Träumen pfeifen. Ich wollte mit dir Hand in Hand himmlische Ufer entlanggehen. Ich wollte mit dir in den Gewässern warmer Ozeane baden. Ich wollte dir die Welt zeigen. Ich wollte mit dir weinen, für dich weinen, an deiner Stelle weinen. Ich wollte die Tränen aus deinem Leben verschwinden lassen. Ich wollte …

Burgenland
     
    Der Neufelder See war einst ein Kohlenbergwerk im Tagbau gewesen. Als die Vorkommen aufgebraucht waren, hatte man das Bergwerk eingestellt. Allmählich war das Grundwasser im Loch aufgestiegen, bis sich ein See gebildet hatte. Carlas Familie besaß ein Grundstück am Wasser, mit einer winzigen Holzhütte, von Birken und Pappeln und Trauerweiden umgeben. Wir schwammen im überraschend warmen See, bräunten auf

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