Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Sünden erhalten die Liebe

Kleine Sünden erhalten die Liebe

Titel: Kleine Sünden erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Sonettenbuch besaß. Ein handbemalter Einband und eine kleine Schließe mit Schloss. Das Motiv auf diesem Buch war jedoch ein aufwändig gestaltetes A und G.
    »Das ist Abners Tagebuch«, erklärte Julie mit einem Blick über den Schreibtisch. »Dr. Reedy ist in Abners Speicher darauf gestoßen. Unter anderem werden darin die letzten Tage von Loveys Leben und Einzelheiten darüber geschildert, was Lovey Abner Goodfellow kurz vor seinem Tod erzählt hat. Für Dr. Reedy war es eine Art Evangelium, aber für mich klingt es eher nach einem sehr kranken alten Mann, der das Lieblingsmärchen seiner Kindheit noch einmal aufleben lässt.« Julie sah sich rasch noch einmal in dem Büro um. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie Ihr Buch hier finden werden. Vielleicht möchten Sie stattdessen dieses Tagebuch mitnehmen. Es war eines der Dinge, die Dr. Reedy am meisten am Herzen lagen. Ich glaube, der kleine Schlüssel dazu befindet sich in derselben Schublade wie das Tagebuch.«
    »Ich nehme das Tagebuch sehr gern mit.« Diesel nahm das Buch und den dazugehörigen Schlüssel aus der Schublade. »Das ist sehr großzügig von Ihnen. Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen.«
    »Vielleicht könnten Sie den Rest der Familie benachrichtigen und sie wissen lassen, dass er einige wundervolle Dinge hier zurückgelassen hat.«
    »Natürlich«, sagte Diesel. »Noch einmal vielen Dank.«
    Deirdre Early wohnte in der Commonwealth Avenue im Bostoner Stadtteil Back Bay. Es war ein Katzensprung von Harvard dorthin, aber wir brauchten im Stoßverkehr über eine Stunde. Noch dazu hatte an der Harry-Houdini-Brücke ein Wagen Feuer gefangen. Glücklicherweise war das Auto beinahe schon ganz ausgebrannt, als wir die Brücke erreichten, und der Verkehr floss bereits wieder. Diesel fuhr einmal um den Block, um nach einem Parkplatz zu suchen. Als er zum zweiten Mal an Earlys Adresse vorbeifuhr, war anscheinend soeben ein Auto weggefahren, und er fuhr rasch in die Lücke.
    »Wie schaffst du es, immer einen Parkplatz zu finden?«, fragte ich. Ich befürchtete beinahe, dass irgendein argloser Autofahrer mit seinem Wagen von einer unbekannten Kraft ins All geschossen worden war.
    »Positives Denken«, erwiderte Diesel. »Und ich habe außergewöhnlich großes Glück … normalerweise.«
    »Normalerweise?«
    »Hin und wieder lässt es mich auch im Stich.«
    Vor Earlys kleinem dreistöckigem Reihenhaus befand sich ein briefmarkengroßer Vorgarten, der im Sommer sicher wunderschön gewesen war, jetzt aber mit abgestorbenem Gestrüpp und verkümmerten Büschen überwuchert war. Die Fassade war aus grauem Stein und das Dach mit grauen Schieferplatten gedeckt. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge, die keinen Lichtschimmer durchließen. Die Tür und die Holzverkleidungen waren schwarz.
    »Meine Güte«, stieß ich hervor, während ich das Haus betrachtete.
    »Sehr düster«, meinte Diesel.
    Wir gingen zur Haustür und klingelten. Eine Frau öffnete uns die Tür. Sie sah aus wie ein Filmstar. Ihr glänzendes pechschwarzes Haar war kurz geschnitten. Sie hatte lange schwarze Wimpern, und ihre Lippen waren grellrot geschminkt. Sie war etwa so groß wie ich, aber ein wenig üppiger und trug ein tief ausgeschnittenes Seidentop, einen engen schwarzen Bleistiftrock und zehn Zentimeter hohe Stöckelschuhe.
    »Deirdre Early?«, fragte Diesel.
    »Ja«, erwiderte sie. »Und wer sind Sie?«
    »Diesel.«
    Sie lächelte verhalten, und ihre Augen blieben dabei kalt. »Interessant«, sagte sie.
    Diesel erwiderte ihr Lächeln nicht. »Ich würde gern mit Ihnen über Gilbert Reedy sprechen.«
    »Der arme Mann«, bemerkte sie. »Möchten Sie hereinkommen?«
    Wir traten in ihre Diele und blieben dort stehen. Von meinem Standort aus konnte ich einen Blick in ihr Wohnzimmer und in ihr Esszimmer werfen. Sehr gediegen. Orientalische Teppiche. Die Bezüge waren in Burgunderrot und Gold gehalten. Dunkles Holz. Ein Kristalllüster über dem Tisch.
    »Wie ich annehme, haben Sie sich mit Reedy getroffen«, sagte Diesel.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur kurz. Er ist tot, wie Sie wohl wissen.«
    »Sie haben ein hübsches Heim«, bemerkte ich.
    Sie warf mir einen kurzen Blick zu. »Danke. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«
    »Lizzy Tucker.«
    Sie musterte mich einen Moment lang und wandte sich dann wieder Diesel zu. »Sie sind dran.«
    »Waren Sie auf der Suche nach wahrer Liebe?«
    »Natürlich. Ist das nicht unser aller Ziel? Suchen Sie nicht auch nach der wahren

Weitere Kostenlose Bücher