Kleine Sünden erhalten die Liebe
genau, dass ich ihn nicht angebissen habe.«
Ich warf dem Besen einen Blick zu. Er lehnte hinter unserer Sitzecke lässig in einer Ecke, und einen Augenblick lang dachte ich, er hätte gezuckt. Wahrscheinlich lachte er über uns.
»Schade, dass dein Date heute Abend nicht geklappt hat«, sagte ich zu Glo. »Warum wurde er festgenommen?«
»Das Übliche. Er hat jemandem mit einer Nagelpistole in den Kopf geschossen. Ehrlich, ich werde mich nie wieder mit einem Handwerker verabreden. Das macht allmählich keinen Spaß mehr.«
Es war kurz nach zehn, als ich nach Hause kam, und Katerchen wartete schon auf mich. Ich verschloss die Tür und bückte mich, um ihn hinter dem Ohr zu kraulen. Wir gingen gemeinsam in die Küche, und ich gab ihm einen Kürbismuffin und ein Schälchen Milch und wartete, bis er gefressen hatte.
»Das war ein merkwürdiger Tag«, erzählte ich ihm dann. »Diesel glaubt, dass jemand hinter den SALIGIA-Steinen her ist, und es sieht so aus, als ob deshalb jemand getötet wurde. Was denkst du?«
Katerchen sah zu mir hoch und blinzelte.
»Ja«, sagte ich. »Das glaube ich auch.«
Ich schaltete das Licht aus, und Katerchen und ich trotteten die Treppe hinauf zu meinem Schlafzimmer. Die Wände in meinem Schlafzimmer sind blassgrün, und die Gardinen am Fenster sind weiß und duftig. Mein Bett habe ich in einem Secondhandladen entdeckt, und es war genau das, was ich gesucht hatte. Ein schmales Doppelbett mit einem schmiedeeisernen Rahmen. Kopf- und Fußbrett sind mit einem fantasievollen, verschnörkelten Muster verziert. Neben dem Bett steht ein kleiner Tisch mit einer Lampe, und am Fußende befindet sich eine kleine Kommode. Kein Fernseher. Nur ein Notizblock und ein Stift auf dem Tisch, und ein Buch.
Ich schüttelte meine Kissen auf und kuschelte mich unter meine Bettdecke aus echtem Polyester. Katerchen rollte sich neben meinen Füßen zusammen.
»So lässt es sich aushalten«, sagte ich zu ihm.
Katerchen wandte sich nicht zu mir um. Er wusste ein solches Leben zu schätzen. Wahrscheinlich würde er es noch mehr genießen, wenn er nicht kastriert worden wäre, doch dagegen konnte ich nichts unternehmen. Ich überlegte, ob ich noch ein paar Seiten lesen sollte, ließ es dann aber bleiben. Hinter mir lag ein langer Tag, mein Magen war gefüllt mit Cheeseburgern, und ich war müde.
Ich habe nie Probleme beim Einschlafen, und ich wache sehr selten mitten in der Nacht auf. Normalerweise schlage ich jeden Morgen um zehn nach vier Uhr die Augen auf, fünf Minuten bevor mein Wecker klingelt. Also war es merkwürdig, als ich in einem dunklen Zimmer zu mir kam und auf der Digitalanzeige meines Weckers die Ziffern 2:00 sah. Ich blieb ganz still liegen, wagte kaum zu atmen und lauschte. Mir war bewusst, dass mich irgendetwas aus dem Schlaf gerissen hatte. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, dass Katerchen in der Mitte des Betts saß. Sein Schwanz sah aus wie eine Flaschenbürste, und er richtete seine Aufmerksamkeit auf einen Schatten am anderen Ende des Zimmers. Ich erkannte, dass der Schatten ein Mann war, und mir blieb für einen Moment das Herz stehen.
Es war Wulf. Er stand unbewegt da wie eine Statue und beobachtete mich schweigend.
»Wie lange bist du schon hier?«, brachte ich flüsternd hervor.
»Noch nicht lange.«
»Was willst du?«
»Eine Einwilligung. Ich möchte, dass du aufhörst, meinem törichten Cousin zu helfen. Ohne dich wäre er gezwungen aufzugeben.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das tun wird.«
»Er hätte keine andere Wahl. Er käme nicht weiter.«
»Warum willst du, dass er aufgibt?«
»Ich habe meine Gründe dafür. Ich muss den Luxuria-Stein finden, und Diesel verkompliziert das Ganze nur.«
»Ich werde darüber nachdenken«, erklärte ich.
In Wahrheit hätte ich ihm alles versprochen, wenn ich ihn damit aus meinem Schlafzimmer hätte vertreiben können.
»Du hast keine Ahnung, wie gefährlich diese Jagd ist«, warnte Wulf. »Das ist kein Spiel. Wenn du damit weitermachst, wird das schreckliche Folgen haben.«
Ein Lichtblitz flammte auf, und Katerchen stieß ein tiefes, kehliges Knurren aus. Als der Rauch sich verzogen hatte, war Wulf verschwunden. Ich hörte ihn nicht weggehen. Keine Schritte auf meiner Treppe. Die Tür öffnete oder schloss sich nicht. Ich hörte nur, wie vor meinem Fenster der Motor eines teuren Wagens aufheulte.
»Gütiger Himmel«, sagte ich zu Katerchen.
Ich knipste meine Nachttischlampe an und
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