Kleiner Hund und große Liebe
sie.“
„Ja, Frau Janssen“, fragte Mama. „Was wird mit ihr, der getreuen Seele? Dies alles ist ihr ja schrecklich nahegegangen, sie hatte Ihre Mutter so lieb - wie wir alle!“
„Frau Janssen wurde im Testament reichlich bedacht“, sagte Herr von Krohn. „Was sie anfangen wird, wenn hier alles abgewickelt ist, weiß ich nicht. Wir haben ihr vorgeschlagen, als Wirtschafterin zu uns zu kommen. Nun ja, vorläufig bleibt sie hier, und sie wird sich ganz bestimmt um Barry und Anton kümmern!“
So kam es, daß wir am folgenden Sonnabend in aller Frühe losfuhren, Familie Grather in Papas Kombiwagen und Ehepaar von Krohn in seinem großen Mercedes.
Gegen Mittag kamen wir an. Wir fuhren an meinem Reitstall im Nachbardorf vorbei - da waren zwei Reiter, der eine auf der hübschen Stute Ballerina, die ich auch geritten hatte. Dann waren wir in Rosenbüttel, in „unserem“ Dorf, jetzt bogen wir in den kleinen Seitenweg - und da lag das Haus. Mein Haus!
Ich war so glücklich, es war wie ein Märchen - und dabei mußte ich gewaltig gegen die Tränen kämpfen. Aber vergeblich. Als wir durch das Gartentor gingen, schaffte ich es nicht mehr. Die Tränen kullerten mir über die Wangen.
Mama verstand mich. Das tut sie immer. Sie drückte mich einen Augenblick fest an sich und sagte leise: „Denk daran, Lillepus, daß es gar nicht in Tante Elsbeths Sinn ist, wenn du jetzt weinst. Sie wollte dich ja glücklich machen, sie wollte, daß du dich freust!“
„Das tue ich ja auch, Mama. Aber ich muß immer an Ostern denken - ich wollte so furchtbar gern hierher zurückkommen, aber daß es so schnell geschehen sollte, und ohne Tante Elsbeth.“
„Ja, Kind, ich verstehe dich“, sagte Mama. „Aber jetzt mußt du uns dein Haus zeigen!“
Dann gingen wir von Zimmer zu Zimmer, vom Keller bis zum Boden. Ich zeigte meiner Familie das herrliche große Grundstück, und Mama fing sofort an, über Salat, Radieschen, Dill und Petersilie zu phantasieren. Dann studierte Papa den Schuppen.
„Das nennen Sie Schuppen?“ sagte er. „Es ist ja ein richtiges kleines Haus, stabil gebaut!“
„Ja, es wurde kurz nach dem Krieg als Behelfsheim für eine ausgebombte Familie gebaut“, erklärte Herr von Krohn. „Jetzt ist es ja ziemlich verfallen, aber es läßt sich schon wieder in Ordnung bringen. Die Außenwände sind solide, Strom- und Wasserleitung sind vorhanden.“
Papa blieb stehen und betrachtete das kleine Haus aufmerksam mit gerunzelter Stirn.
„Du hast irgendeine Idee, Papa“, sagte ich.
„Ja, aber sie läßt sich leider nicht verwirklichen. Wenn, dann müßten wir unseren festen Wohnsitz hierher verlegen.“
„Aha“, nickte ich. Ich kenne meinen Vater! „Du denkst also daran, wie schön man hier Hühner halten könnte!“
„Meine Tochter, die Gedankenleserin“, lächelte Papa. Er zog sich mit Herrn von Krohn in das kleine Zimmer hinter dem Wohnzimmer zurück, damit sie alles Praktische und Geschäftliche besprechen konnten. Frau von Krohn suchte die Familienbilder und ein paar andere alte Sachen zusammen. Marcus wanderte in den Keller und plante, wie er dort seine elektrische Eisenbahn aufbauen konnte. Mama fing an, das Mittagessen zuzubereiten, und ich verkündete, daß ich auf einen Sprung zu Dorte gehen wollte.
Sie machte vielleicht Augen, als ich plötzlich auftauchte! Sie wußte Bescheid über Tante Elsbeths Tod, es war eine Todesanzeige gekommen.
„Was wird denn jetzt mit dem Haus?“ wollte sie wissen. „Opa hat so gern diese Jobs bei Frau von Krohn gehabt, er sagt immer, daß er damit seine Rente aufgefrischt hat! Wird das Haus jetzt verkauft?“ „Es hat schon eine neue Besitzerin“, erklärte ich.
„Jetzt schon? Du, ob die wohl Opa brauchen wird?“
„Das wird sie ganz bestimmt“, meinte ich.
„Das wäre fein. Ist die neue Besitzerin auch so alt wie Frau von Krohn? Kennst du sie? Ist sie nett? Wie heißt sie?“
„Nein, so alt ist sie nicht“, sagte ich. „Ja, ich kenne sie. Ob sie nett ist, daß mußt du selbst beurteilen. Und wie sie heißt, kann ich dir auch sagen. Sie heißt Elaine Grather!“
Freude und Kummer gehen Hand in Hand
Der liebe alte Herr Geest, Dortes Opa, kam uns besuchen. Er fragte vorsichtig, ob vielleicht etwas zu tun wäre - er hätte nun so viele Jahre für Frau von Krohn gearbeitet, hätte sich um das Haus gekümmert, wenn es unbewohnt dastand.
Papa sprach lange mit ihm. O ja, wir würden schon öfters eine hilfreiche Hand brauchen! Die beiden Männer gingen
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