Kleiner Hund und große Liebe
zusammen in den Garten, oder vielmehr auf das nicht ausgenutzte Stück Land hinter dem Haus. Ich sah sie vom Fenster aus. Sie blieben an einer bestimmten Stelle stehen, Papa zeigte und erklärte etwas, und Opa Geest nickte. Was die beiden vorhatten, wußte ich nicht, aber als Mama sich dazugesellte, war es mir klar, daß sie Opa bitten wollte, ein Stückchen Land für ihren geplanten Gemüsegarten umzugraben.
Montag morgen packten wir unsere Sachen und brachen auf. Es war Herr von Krohn, der die Haustür abschloß. Dann drehte er sich zu mir um und legte den Schlüssel in meine Hand.
„So, Elaine. Der Schlüssel zu deinem Haus, bitte schön. Mögest du hier recht glücklich werden!“
„Das bin ich ja schon“, sagte ich. Ich sprach leise, denn ich hatte wieder diesen dummen Kloß im Hals.
Auf der Rückfahrt saß ich vorn, neben Papa. Ich hatte keinen Kloß im Hals mehr, ich plauderte los und entwickelte all meine Pläne. Papa hörte geduldig zu.
„Und ich kann Gäste einladen, Papa!“ meinte ich. „Ich kann Hilde und Marlies zu Besuch einladen!“
Hilde und Marlies waren meine besten Freundinnen.
„Und Omi kann kommen, und.“
„Sag mal Elainchen“, sagte Papa endlich. „Hast du nicht darüber nachgedacht, daß es Geld kostet, ein Haus zu besitzen?“
„Geld? Nein, wieso?“
„Es gibt etwas, das Steuern heißt“, erinnerte mich Papa. „Und es kommen Stromrechnungen und Wasserrechnungen, du wirst Heizöl brauchen, und dann die Telefonrechnung - ja, denn das Telefon willst du doch behalten?“
„Ja.“, meinte ich. „Aber ich verdiene ja keinen Pfennig, und ich weiß ja gar nicht, ob du.“
„Siehst du, es bleibt dir nur ein Ausweg“, erklärte Papa. „Du mußt einen Teil des Hauses vermieten!“
„Was? Vermieten? Das ist doch ein furchtbarer Gedanke!“
„Na, das Haus ist ja groß genug. Du könntest das große Balkonzimmer oben vermieten, und das kleine Kämmerchen -natürlich mit Küchen- und Badbenutzung!“
Ich saß wie gelahmt da. Vermieten! Das große schöne Zimmer, in dem die Eltern doch schlafen sollten, und das Kämmerchen, das Marcus schon als das seine betrachtete! Und fremde Menschen in der Küche rum wirtschaften zu lassen!
„Aber. aber. an wen sollte ich vermieten?“ fragte ich, und ich glaube, meine Stimme klang ziemlich kleinlaut.
„An wen? Das ist doch klar! An uns natürlich! An Mama und Marcus und mich!“
„O Papa, was bist du doch für ein Quasselkopf - aua, laß mein Ohrläppchen, du darfst das Steuer nicht loslassen! Was redest du bloß für Unsinn, Paps!“
„Und wie redest du mit deinem alten Vater, du unverschämtes Gör! Im Ernst, Elainchen: Ich habe mir dies alles durch den Kopf gehen lassen, und ich meine, wir werden es schaffen, bis du selbst berufstätig bist und Geld verdienst. Wenn wir nun alle Ferien in deinem Haus verbringen, dann sparen wir also die Ferienreisen, und was wir dadurch sparen, wird wohl für die Hausunkosten reichen. Ich meine, so können wir dir über die ersten fünf bis sechs Jahre hinweghelfen, bis du selbst imstande bist, das Haus zu unterhalten.“ „O Papa, das ist ja wunderbar! Aber das bedeutet also, daß wir alle Ferien in der Heide verbringen werden?“
„Allerdings. Denn für ein eigenes Sommerhaus und außerdem für teure Reisen reicht mein Geld nicht. Sollte es schwierig sein, behauptet deine einmalige Mama, daß sie.“
„Vorsicht!“ kam es vom Rücksitz. „Die Einmalige kann jedes Wort hören!“
„Na gut, dann erkläre deinen Plan selbst!“
„Ja, weißt du, ich betrachte mich selbst als eine Art Geldreserve“, erklärte Mama. „Es dürfte dir bekannt sein, daß ich schneidern kann? Also, ich kann so viele Kundinnen kriegen, wie ich will, und ich bin durchaus willig und bereit, hin und wieder ein Kleid zu nähen, um unsere Finanzen ein bißchen aufzubessern.“
„Wie habe ich doch meine Eltern gut gewählt!“ sagte ich. „Ihr seid direkt rührend - ich möchte nur wissen, was ich dafür für euch tun kann!“
„Kind, du vergißt eine Sache“, sagte Mama. „Wir sind ja auch restlos begeistert von dem Haus und freuen uns ganz schrecklich darauf, den ganzen Sommer da zu verbringen.“
„Und Weihnachten und Herbstferien und Ostern und Pfingsten“, fügte mein Bruder Marcus hinzu.
Als wir gegen Mittag nach Hause kamen, saß Anton auf dem Torpfosten und sprang von dort auf meine Schulter. Aber wo war Barry? Ich rannte durch die Auffahrt. In der offenen Haustür stand Frau Janssen. Und da,
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