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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hinter ihr, kam Barry langsam angetrottet, schwanzwedelnd, deutlich froh, daß wir kamen, aber er bewegte sich nur mühsam. „Was hast du, Barry?“ sagte ich, kniete neben ihm nieder und legte meinen Kopf an den seinen. „Bist du so müde?“
    „Er ist so merkwürdig gewesen“, sagte Frau Janssen. „Er hat beinahe die ganze Zeit im Korb gelegen, ist nur ein paarmal am Tag im Garten gewesen, um sein Geschäftchen zu machen. Er hob den Kopf, als er euren Wagen hörte, und wie du siehst, ist er aufgestanden. Aber dabei blieb es.“
    Papa war dazugekommen. Er streichelte Barry.
    „Nun, alter Junge, wollen wir wieder nach Hause? Komm, Barry, wir wollen erst mal die Sachen vom Wagen hochtragen, und dann gehen wir rauf. Ja, ja, Herrchen nimmt schon deinen Korb!“
    Barry blieb stehen, sah uns an, als wir Koffer und Kartons hochtrugen. Dann sah er zu, als Papa den Wagen in die Garage fuhr. Und dann erst bewegte er sich langsam an Papas Seite auf die Treppe zu. Ich ging hinterher mit der letzten Tasche in der Hand.
    Barry ging eine Stufe hoch, dann blieb er stehen, ging rückwärts und legte sich plötzlich am Fuß der Treppe auf den Fußboden.
    Papa blieb stehen. Es war mir, als ob er gewaltig schlucken mußte. Aber als er sprach, war seine Stimme munter und vergnügt. „Na, alter Freund, wir sind wohl müde heute? Weißt du was, dann gehen wir beide ins Atelier, die paar Stufen nach unten schaffst du schon. Komm, alter Junge, ins Atelier!“
    Das Wort kannte Barry. Unzählige Male hatte er da auf seiner Decke gelegen, wenn Papa in stundenlanger Arbeit seine Filme redigierte.
    Ich verstand. Mein Herz krampfte sich zusammen, denn ich wußte, was uns jetzt bevorstand.
    „Geh nur, Papa“, sagte ich. „Ich verstehe. Und ich weiß, daß wir keine Trauerstimme haben dürfen. Ich gebe Mama Bescheid, nachher komme ich runter zu euch.“
    Papa blieb bei Barry. Ich brachte ihm sein Mittagessen hinunter, und nachher löste ich ihn für eine Stunde ab. Barry sollte jetzt nicht allein sein.
    Die nächsten zwei Nächte schlief Papa auf der Couch im Atelier. Die dritte Nacht schlief ich da. Wenn Papa fort mußte und ich in der Schule war, nahm Mama ihre Näharbeit mit und setzte sich ins Atelier. Wenn es gar nicht anders ging, ließen wir Anton zu Barry hinein.
    „Das Furchtbarste, das man einem Hund antun kann, ist, ihn allein zu lassen“, hatte Papa mir schon öfter erklärt. „Ein Hund ist kein Einzelgänger wie eine Katze. Er ist ein Rudeltier und braucht seinen Leithund, und der bin in diesem Falle ich. Wir sind Barrys Rudel, und einen von uns muß er bei sich haben.“
    Das alles wußte ich. Und ich wußte auch, daß wir ihn jetzt weniger denn je allein lassen durften.
    So ging es drei Tage. Am Donnerstag saß ich im Atelier mit meinen Schularbeiten. Barry schlief in seinem großen Korb, den Papa ins Atelier gestellt hatte.
    Dann kam Mama, ihre Näharbeit in der Hand.
    „Ich bleibe ein Weilchen hier, Elaine. Geh mal rauf, Papa möchte mit dir sprechen.“
    Ich stand auf. Mein Herz war schwer wie Blei. Ich wußte, was Papa mir zu sagen hatte.
    „Lillepus“, sagte Papa, und jetzt, da Barry ihn nicht hören konnte, war seine Stimme sehr ernst, traurig, ja, ein wenig unsicher. „Du weißt, was wir jetzt zu tun haben.“
    „Ja, Papa, ich weiß es.“
    „Der Tierarzt kommt morgen nachmittag, nach seiner Sprechstunde. Dann - ja, dann wollte ich am Samstag in die Heide fahren. Außerhalb der Großstädte ist es erlaubt, einen Hund auf dem eigenen Grundstück zu begraben. Damit wir ihn nicht.“
    „Ich verstehe, Papa. Damit wir ihn nicht zum Abdecker geben müssen. Ich komme mit, Papa. Ich werde wahrscheinlich während der ganzen Fahrt heulen, aber - ich komme mit. Ich helfe dir, das Grab zu graben.“
    „Ist schon gemacht, Lillepus. Opa Geest wollte es besorgen.“ „Ach, das war es, was du mit ihm besprochen hast. Ich komme trotzdem mit, Papa.“
    „Das ist lieb von dir, Kind.“
    „Was heißt hier lieb? Ich möchte gern mitkommen, Papa.“
    „Und sag Marcus nichts. Er geht morgen nachmittag zu einer
    Kinderparty. Er wird nicht hier sein, wenn der Tierarzt kommt. Es ist besser, wenn der Kleine vorher nichts weiß.“
    „Ja. Das ist besser. O Papa, ich habe nur noch einen Wunsch! Daß Barry heut einen Herzschlag erleiden wird - daß er ganz von selbst friedlich einschläft, daß wir nicht.“, hier versagte meine Stimme.
    „Das wünsche ich auch, Lillepus. Aber ich weiß, daß es meine Pflicht ist, gerade weil wir

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