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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Steine und zwei Klötze,
hiiii-käckäckäck.«
    Wenn er sich ärgerte, vergaß er alles,
was die Kinder für ihn getan hatten, dann war er ungerecht und bitterböse. Auch
jetzt fand er kein freundliches Wort für Jenny, obwohl sie sich so ängstigte.
Dabei hätte er ihr leicht erklären können, daß nicht etwa ihr Blut im Fieber
kochte, sondern daß sie allmählich in tiefere Erdschichten eindrangen, wo die
Hitze zunahm.
    Max war zwei Jahre älter als Jenny,
und er suchte für alles eine Begründung. Er kam bald von selbst darauf, daß die
Wärme von dem feurigen Kern im Innern der Erde stammen mußte, aber er wagte
nicht, seine Kenntnisse aus dem Erdkundeunterricht laut von sich zu geben.
Kalle Wirsch hatte ihm gerade erst verboten, über die Erdkunde zu reden.
    Er machte Jenny allerlei Zeichen, um
sie zu beruhigen, aber sie verstand nicht, was er meinte. Immer heftiger litt
sie unter ihrer Angst und der Hitze, bis sie jämmerlich schluchzend zu Boden
sank und sich weigerte, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
    Max erwartete, daß Kalle Wirsch erneut
in Zorn ausbrechen würde, aber er tat es nicht. Es schien, als spüre er
plötzlich so etwas wie Mitleid. Er hockte sich neben Jenny, faßte sie bei der
Hand und sagte:
    »Dieses dumme kleine Menschenmädchen!
Man muß ihm immer alles ganz genau erklären, sonst hat es Angst. — Wie unser
Abenteuer ausgeht, weiß ich selbst noch nicht, aber warum es dir heiß geworden
ist, kann ich dir sagen. Hör mal gut zu.« Und dann erzählte er ihr eine
Geschichte, die wie ein Märchen klang:
    »Seit undenklichen Zeiten lebt ein
feuriger Riese im Weltall. Alles an ihm ist aus Feuer, und wir nennen ihn den
Sonnenriesen. Er galt für unbesiegbar, keiner wagte den Kampf mit ihm. Eines
Tages jedoch, als er schlief, kam ein Ungeheuer über den Rand des Himmels
geflogen. Dieses Ungeheuer riß dem Sonnenriesen das Herz aus der Brust und
schleuderte es ins Weltall. Als der Riese erwachte, fühlte er keinen Schmerz
und keine Freude mehr, denn er hatte sein Herz verloren.
    Das glühende Herz aber lebte weiter
als neuer Stern. Nur hatte es nicht genügend Kraft, den eisigen Stürmen des
Weltalls standzuhalten. Es erkaltete allmählich — aber nur an der Oberfläche.
Innen lodert es heute noch so feurig wie im Leib des Sonnenriesen. Die
erkaltete Oberfläche wurde hart, Berge und Flüsse entstanden, und Lebewesen
bevölkerten den neuen Stern. — Kannst du dir denken, wie dieser Stern heißt?«
    »Erde?« fragte Jenny zögernd.
    »Richtig.« Kalle Wirsch drückte Jenny
sanft die Hand. »So, du dummes kleines Menschenmädchen, jetzt weißt du, daß du
auf dem Herzen des Sonnenriesen wohnst, und daß es innen drin halt ein bißchen
heiß ist. — Im übrigen sorge ich schon dafür, daß ihr nicht verbrennt.«
    In diesem Augenblick kam Tutulla von
ihrem Erkundungsflug zurück.
    »Die Falle!« schrie sie schon von
weitem. »Ich habe die Falle entdeckt!«
    »Die Falle zum Vulkanschlot?«
erkundigte sich Kalle Wirsch.
    »Genau diese. Kommt schnell mit.«
    Die Fledermaus war sehr ungeduldig,
ihre Entdeckung zu zeigen, und flatterte eilig voraus. Bei einem großen flachen
Stein, der den Boden bedeckte, hielt sie an und zog unruhige Kreise darüber,
bis auch Kalle Wirsch, Max und Jenny angelangt waren.
    Als Kalle Wirschs Blick auf den
flachen Stein fiel, zögerte er und betrachtete ihn mißtrauisch.
    »Feuerkern, Feuerkern«, stieß er
hervor. »Eine geschickte Falle.«
    »Äußerst geschickt«, sagte Tutulla.
»Einen Schritt weiter, und ihr wärt in den Kochtöpfen der Vulkaniden gelandet.«
    Kalle Wirsch untersuchte den Stein
genauer und erklärte dann: »Seht mal her! Die Steinplatte ist kleiner als das
Loch, das sich darunter befindet. Sie ist rundum von eingeklemmten
Kieselsteinen gerade noch gehalten und trägt kaum eine Fliege.«
    Er trat mit einem Fuß auf den flachen
Stein, der sich bei der ersten Berührung löste und in die Tiefe kollerte.
Zurück blieb ein großes Loch, über das sich Kalle beugte.
    »Jetzt könnt ihr sehen, wie’s da unten
ausschaut«, sagte er. »Nur mutig heran!«
    Max und Jenny legten sich flach auf
den Bauch und äugten über den Rand des Loches. Es führte in schräger Richtung
wie eine Rutschbahn in eine Höhle. Ein riesiger Herd befand sich darin, auf
dessen Platte viele Töpfe standen. Aus diesen Töpfen dampfte und brodelte es.
Ein beißender Geruch stieg nach oben, der den Kindern den Atem verschlug.

    »Was ihr da seht, sind die
Vulkaniden«, sagte Kalle

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