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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Wirsch. »Das sind nahe Verwandte der Wrukas. Ein sehr
zänkisches Geschlecht.«
    »Vulkaniden? Ich sehe aber nur
Kochtöpfe«, sagte Max.
    »Ja, gewiß. Ich gebe zu, daß die Form
ungewöhnlich ist für ein Lebewesen, aber je tiefer man in die Erde kommt, desto
seltsamere Gestalten trifft man. Für ihre Lebensart ist die Kochtopfform sehr
geeignet. Sie zanken sich nämlich immerzu. Ständig haben sie Krach miteinander.
Dann wallen sie auf und kochen über. Sie sind mit dem gleichen Magmabrei
angefüllt, den die Wrukas fressen.«
    »Deshalb sind sie auch verwandt«,
stellte Max fest.
    Kalle nickte zustimmend und fuhr fort:
»Von ihrem Wohnplatz auf dem Herd aus steigt ein senkrechter Kamin hoch. Das
ist der Vulkanschlot. Manchmal wird ihr Streit so heftig, daß sie alle
gleichzeitig überkochen. Dann wird der glühende Brei in den Schlot gepreßt und
bis hinauf zur Erdoberfläche geschleudert.«
    »Vulkanausbruch«, sagte Max und hielt
sich gleich darauf schnell den Mund zu. Er wollte Kalle Wirsch nicht wieder mit
seinen Schulkenntnissen verärgern.
    Aber bei Kalle Wirsch wußte man nie,
woran man war. Das eine Mal konnte er bei einer Sache wütend werden, über die
er ein andermal lachte. Jetzt nahm er die Feststellung von Max ganz friedlich
hin.
    Auch Tutulla warf einen Blick auf die
brodelnden Vulkaniden und sagte: »Zoppo Trump hat sich vorgestellt, daß ihr in
der Suppe da unten als Fleischeinlage schmoren solltet.«
    »Und beim nächsten Vulkanausbruch — ab
nach draußen!« ergänzte Kalle Wirsch grimmig.
    »Da hat er sich aber verrechnet,
dieser Zoppo.« Max lachte, und auch Jenny begann wieder fröhlicher zu werden.
    Alle drei hopsten mit einem Satz über
das Loch.
    Tutulla schwebte über ihren Köpfen und
rief: »Bald haben wir’s geschafft. Meine Spürnase sagt mir, daß dies Zoppo
Trumps letzter Anschlag auf uns war.«
    Leider täuschte sich ihre Spürnase
diesmal gründlich.
     
     
     
    13. Kapitel

Der
schreckliche Murrumesch
     
    Zoppo Trumps nächster Anschlag nämlich
lag im Nebeldampf der heißen Quellen. —
    Jenny hatte sich bis dahin sehr tapfer
gezeigt. Obwohl die Hitze immer unerträglicher wurde, klagte sie nicht mehr,
und sie bemühte sich, mit den andern Schritt zu halten.
    Längst waren sie bei den Wrukas
vorübergekommen. Diese Magmafresser hatten in tiefem Verdauungsschlaf gelegen,
genau wie es Kalle vorausgesagt hatte. Mit ihrer grauen faltigen Haut waren sie
den Kindern erschienen wie Teile des Gesteins. Nichts Furchterregendes war mehr
an ihnen, und man konnte sich kaum vorstellen, daß sie dieses schreckliche
Grollen und Beben hervorbrachten.
    Soweit war alles gut verlaufen, jetzt
aber begann Jennys furchtsames Herz wieder stürmisch zu schlagen. Ganz
plötzlich sahen sie sich eingehüllt von weißen wallenden Schwaden. Wohin sie
blickten, stieg Dampf in dichten Wolken auf und versperrte ihnen jede Sicht.
    »Wir sind beiden heißen Quellen«, rief
Kalle Wirsch.
    »Genau wie in der Waschküche«, sagte
Max.
    »Nur nicht so gemütlich«, piepste
Jenny mit zittriger Stimme.
    »Tutulla, klammere dich an meinen
Rücken!« befahl Kalle. »Und ihr zwei faßt euch bei den Händen. Wir müssen eine
Kette bilden, sonst verlieren wir uns.«
    Sie nahmen Jenny in die Mitte, und
Kalle Wirsch strebte vorwärts durch die kreisenden Nebel, die sich feucht und
heiß auf ihre Haut legten.
    »Das ist eine Hitze, was?« rief er
aus, und es klang, als fühle er sich in diesem Dampfbad richtig wohl. »Eine
prächtige Hitze, eine belebende Hitze«, schwärmte er. »Hier verwandelt sich
alles Wasser in Dampf, so schön heiß ist es, und hier — ah!« Er unterbrach
seinen Lobgesang auf die Hitze. »Hier haben wir auch unsern Wegweiser. Seht
ihr, alles läuft ganz planmäßig.«
    Aus den milchigen Dämpfen tauchte ein
Pfahl auf. Als sie ganz dicht davor standen, erkannten sie, daß es wirklich ein
Wegweiser war.
    »Nebel sind tückisch«, erklärte Kalle
Wirsch. »Hier unten genauso wie bei euch auf der Erde. Es ist nicht so leicht,
aus diesem Dampfbad wieder herauszufinden. Deshalb haben wir uns ein Zeichen
aufgestellt. Es weist in die Richtung der Wiwogitrumu-Festung. Jetzt sind wir
schon ganz nah. Kommt schnell.«
    Bald wurden die Nebel lichter, und sie
konnten wieder erkennen, wo sie sich befanden. Tutulla löste sich von Kalle
Wirschs Rücken und flog wie vordem über ihren Köpfen.
    Der Wegweiser hatte sie zuerst in
einen schmalen Gang gelenkt; jetzt standen sie vor einer Öffnung, weit wie

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