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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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ein
Torbogen. Dahinter lag offensichtlich wieder eine Höhle.
    Die Geschwister wollten schon
vorausstürmen, aber Kalle Wirsch hielt sie zurück. Er starrte die Öffnung an,
die sich vor ihnen auftat, und konnte sich nicht entschließen, weiterzugehen.
Er tuschelte mit Tutulla, die ebenfalls eine ernste Miene machte und ängstlich
flatterte.
    »Was habt ihr denn, warum kommt ihr
nicht?« fragte Max.
    Kalle Wirsch gab keine Antwort. Er
schnupperte beunruhigt umher, tastete die Wände ab und prüfte den Boden. Dabei
brummelte er unablässig vor sich hin: »Seltsam, merkwürdig, höchst merkwürdig.
Die Sache gefällt mir nicht. Beim Feuerkern, hier ist was faul.«
    Max und Jenny beobachteten ihn
besorgt. Sie folgten seinen Blicken, die immer wieder versuchten, in die Höhle
zu dringen.
    Was Kalle Wirsch stutzig machte, war
das bläulich zuckende Licht in dieser Höhle und ein scharfer Geruch, der ihnen
in die Nase stieg.
    »Hier stimmt was nicht«, murmelte er.
    »Hier stimmt was nicht«, echote
Tutulla.
    Sie hatten zwar genau die Richtung
eingeschlagen, die das Zeichen bei den dampfenden Quellen wies, aber Kalles
Witterung für die unterirdischen Wege sagte ihm, daß sie falsch gegangen waren.
    Eine furchtbare Ahnung stieg in ihm
auf.
    »Flieg zurück«, rief er Tutulla zu,
»flieg sofort zum Wegweiser zurück! Wir kommen nach.«
    Tutulla schoß davon und war im
Augenblick verschwunden.
    Kaum aber hatte sich Kalle Wirsch mit
den Geschwistern umgewendet, um ihr zu folgen, als wenige Meter vor ihnen mit
Krachen und Poltern das Gewölbe einstürzte. Steine prasselten, und der Staub
wirbelte so dicht auf, daß sie nichts mehr sahen.
    »Wo seid ihr?« schrie Kalle Wirsch.
»Seid ihr verletzt?«
    Max und Jenny waren unfähig zu
antworten. Sie standen wie gelähmt vor Entsetzen.
    »Wo seid ihr?« brüllte Kalle.
    Als sich der Staub gelegt hatte, fand
er die Geschwister als zitterndes Häuflein aneinandergedrängt.
    Verletzt war keiner der drei, aber sie
entdeckten, daß die Gesteinsmassen den Gang verschüttet hatten, der ihr einziger
Rückweg war.
    Auch Tutulla war von ihnen getrennt
worden. Sie befand sich jenseits der Verschüttung auf der freien Seite des
Weges.
    »Tutulla!« schrie Jenny.
    »Der Gang ist versperrt«, sagte Kalle
Wirsch. »Tutulla kann nicht zu uns, aber sie ist wenigstens in Sicherheit.«
    »Haben das die Wrukas getan?« fragte
Max.
    Kalle Wirsch schüttelte den Kopf. »Das
war Zoppo Trump. Ich hätte es ahnen müssen, schon beim Wegweiser im Nebel —
versteht ihr?«
    »Wieso beim Wegweiser?«
    »Er war falsch gestellt. Ich hätte das
früher ahnen müssen. Jetzt ist es zu spät.«
    »Du meinst wirklich, deine Feinde
hätten den Wegweiser verstellt?«
    »Daran ist kein Zweifel. Er zeigte
genau hierher — ins Verderben.«
    Max erschrak weniger über das Wort
Verderben, als über den hoffnungslosen Ton, in welchem Kalle es sagte. Er
fühlte, daß er jetzt ganz mutig sein mußte, um dem Wirschenkönig ein guter
Gefährte zu sein.
    »Wir haben so vieles überstanden«,
tröstete er. »Das hier wird bestimmt auch zu schaffen sein.«
    »Das hier nicht.«
    »Sag doch wenigstens, was es ist«,
drängte Max. »Warum können wir nicht durch diese Höhle?«
    Langsam hob Kalle Wirsch seine Augen
und schaute die Kinder an. »In dieser Höhle wohnt der schreckliche Murrumesch.
Er ist unser ärgster Feind. Mit einem einzigen Blick kann er alles Lebendige
töten.«
    Kalle verstummte. Er sah sich nach
einem Sitzplatz um, doch diese Gegend war wenig einladend. Schließlich hockte
er sich auf einen der Gesteinsbrocken, die vom Gewölbe gestürzt waren.
    »Setzt euch zu mir. Jetzt sollt ihr
noch diese letzte Geschichte hören, dann wißt ihr alles über uns Erdmännchen.«
    Kalle Wirsch faßte nach der Kette mit
der silbernen Kapsel. »Max hat mich einmal gefragt, ob ich keine Waffe besäße,
und ich habe geantwortet, daß sie mir geraubt worden sei. Davon will ich euch
jetzt erzählen. — Ich hatte eine mächtige Waffe. Seht, hier drinnen wurde sie
auf bewahrt.«
    Er öffnete die Kapsel. Sie war leer.
    »Eine mächtige Waffe in so einem
kleinen Behälter«, meinte Max zweifelnd.
    »Nun ja, es war keine gewöhnliche
Waffe — kein Schwert, keine Lanze, wenn du das meinst.«
    »Aber was sonst?«
    »Ein Uranstein, der tödliche Strahlen
aussendet. Wer ihn besitzt, ist Herr über die Erdstrahlen. Dieser Stein gehörte
uns, seit die Erde besteht, bis zu dem Augenblick, als uns der schreckliche
Murrumesch überfiel und ihn

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