Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
Erweiterung der Handlungsthematik begann um 1940 jene Ära, die oft als »golden Age of Broadway-Musicals« bezeichnet wurde. Der eben schon genannte Oskar Hammerstein fand in dem Komponisten Richard Rodgers seinen idealen Partner. Zusammen schrieb das Dream Team Musicalgeschichte. Wichtige Werke der Beiden waren unter anderem »Oklahoma!« (1943), »Carousel « (1945) und »South Pacific« (1949), von denen wohl jeder Musicalfan schon einmal etwas gehört hat. Rodgers und Hammerstein müssen damals eine ähnliche Bedeutung gehabt haben wie Kunze und Levay für unsere heutige europäische Musicallandschaft! Wichtig für uns ist aber: Zu diesem Zeitpunkt vernahm man immer öfter die Bezeichnung »Musical« – ein Zeichen dafür, dass sich diese langsam als Gattungsname durchsetzte.
Wesentlicher Faktor dafür war auch die Erfindung des Tonfilms in den 1930er Jahren. Es ist diesem wichtigen Medium zu verdanken, dass Musicalverfilmungen nun endlich massenweise Leute erreichten. Die Verfilmung des oben genannten Gershwin-Klassikers »Lady be good« kam 1941 ins Kino, »Oklahoma« erreichte die Weltöffentlichkeit 1955. Also ist es nicht übertrieben zu sagen, dass der Tonfilm das Musical einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte und so für seine große Popularität sorgte.
Zurück in die Gegenwart
Aus dem »goldenen Zeitalter des Broadway-Musicals« stammen viele der heute noch bekannten Klassiker und die oben genannten, typisch amerikanischen Musicals fanden auch in England großen Anklang. Nur deshalb wurde das Londoner West End zum Theaterviertel, denn hier entwickelte sich schließlich eine eigene Musical-Tradition. Und – tada: 1971 trat dann Andrew Lloyd Webber zum ersten Mal musicaltechnisch in Erscheinung; nämlich mit seinem rockig angelegten Stück »Jesus Christ Superstar« – von ihm auch als »Rock-Oper« bezeichnet. Dass es auch gänzlich konträr, nämlich sehr klassisch geht, bewies er 15 Jahre später mit seinem Kultstück »Das Phantom der Oper«, welches 1990 nach Deutschland kam und elf Jahre im Theater Neue Flora spielen sollte. Man muss wohl auf dem Mond leben, um noch nichts vom Phantom gehört zu haben! »Cats« war übrigens schon vier Jahre früher in Hamburg und gilt als erste mehrjährige En-suite Bespielung in Deutschland – immerhin fünfzehn Jahre waren Lloyd Webbers Katzen im Operettenhaus zu sehen.
So, ich hoffe ihr seid noch wach zum Abschlussfazit? Dann also los: Die heutige Musicallandschaft zeichnet sich vor allem durch ihre Vielfalt aus. Wer diese These überprüfen möchte, sollte sich einfach einmal in NewYork umsehen oder die theatergesäumten Straßen des Londoner West Ends entlang flanieren. Auch die deutschen Musicalmetropolen Hamburg, Berlin, Stuttgart und das Ruhrgebiet sowie die österreichische Hauptstadt Wien belegen eindrucksvoll: Musical ist bunt und es gibt fast nichts, was es nicht gibt!
Berühmte Komponisten: Das »Who is Who« der Musicalwelt
Jetzt wollen wir abschließend mal einen Blick auf die Leute werfen, die heute wohl so ziemlich jedem Musicalfan ein Begriff sein sollten. Wer daran kein Interesse hat, der kann die nächsten Seiten getrost überschlagen!
Andrew Lloyd Webber: Der gefeierte Musical-Gott
Wo wäre die deutsche Musicallandschaft ohne Sir Andrew Lloyd Webber? Wie sähe sie aus; gäbe es sie in der vorhandenen Form überhaupt? Spannende Fragen, die sich wohl nicht ohne weiteres beantworten lassen. Eins aber ist sicher: Ohne Lloyd Webber wäre das Musical-Genre um Einiges ärmer. Ich behaupte sogar: Niemand ist so bekannt wie er, niemand schrieb mehr erfolgreiche Musicals als der englische Komponist. Er gilt allgemein als erfolgreichster Musicalkomponist der Welt. In Deutschland baute man eigens für ihn sogar zwei Theater: Eins für »Starlight Express« in Bochum und eins für »Phantom der Oper« in Hamburg. Doch damit nicht genug: In London und im schnelllebigen New York liefen (und laufen!) seine Stücke über Jahrzehnte. Beweise gefällig? Im Februar 2012 beging man am Broadway die sage und schreibe 10.000 Vorstellung von »Phantom of the Opera« – das ist ungebrochener Rekord! Außerdem feierte die Londoner »Phantom of the Opera«-Produktion im Oktober 2011 ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum mit einigen Sondervorstellungen in der Royal Albert Hall. Zu Lloyd Webbers bekanntesten Musicals gehören:
Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat (1968)
Jesus Christ Superstar (1971)
Evita (1978)
Cats (1981)
Starlight Express (1984)
Das
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