Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
sehen.
Mindestens ebenso bekannt wie Alexander Klaws ist wohl Ross Antony, der sich in der zweiten Staffel der Castingshow »Popstars« gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzte und eine Mitgliedschaft in der Band »Bro’Sis« gewann. »Bro’Sis« konnte zwar nicht an den großen Erfolg der Vorgängerband »No Angels« anknüpfen, aber Ross Antony gelang mit der Gruppe sein Durchbruch. Zwar war er als Musicaldarsteller einem gewissen Publikum durch seine Engagements bei Produktionen wie »Tabaluga und Lilli«, »Hair« und »Mozart« bereits vorher schon bekannt, aber sein Gewinn bei »Popstars« hat ihm in der Tat Popularität über die Musicalszene hinaus beschert. Außerdem erfüllte sich für ihn so der langgehegte Traum, einmal ein waschechter Popstar zu sein. Nachdem sich die Band auflöste, wirkte er bei zahlreichen Fernsehprojekten mit und ist heute vor allem als Moderator, aber auch als Sänger tätig. Aber er kehrte auch noch zwei Mal auf die Musicalbühne zurück: 2005 gab er in der Stuttgarter »Elisabeth«-Inszenierung den Rudolf und 2006 spielte er als Bobby C in »Saturday Night Fever« in der Alten Oper Frankfurt mit.
Und wenn wir schon bei »Popstars« und den »No Angels« sind, dann darf ein Name nicht fehlen: Lucy Diakovska. Die Siegerin der allerersten »Popstars«-Staffel hatte wie Ross Antony schon Musical-Erfahrung. Zwar hatte sie die Ausbildung zur Darstellerin abgebrochen, aber auch so ein Engagement bei »Buddy« erhalten, bevor es sie dann 2000 zu »Popstars« zog. Nach der Auflösung der erfolgreichen Band kehrte sie noch zwei Mal zum Musical zurück. So wirkte sie bei »Cats« und »Jekyll & Hyde« mit. Anders als ihre Bandkollegin hatte Sandy Mölling hingegen vor ihrer »No Angels«-Karriere keinen Berührungspunkt mit der Musicalbranche, konnte dann aber im Jahr 2010 für »Der Geist der Weihnacht« gewonnen werden. Ein »No Angel« als überzeugender Engel – den Fans gefiel es und so spielte Mölling die Rolle auch 2011. Ihre Karriere ist durch den »NoAngels«-Durchbruch so richtig ins Rollen gekommen und die Wahrscheinlichkeit, sie auch zukünftig mal auf einer deutschen Musicalbühne erleben zu können, ist groß.
Doch bevor wir zu weit abschweifen, zurück zum Thema Castingshows. Wer meint, diese bilden die Realität ab, der irrt. Es geht hier weniger um die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für eine bestimmte Rolle, sondern vielmehr um Werbewirksamkeit. »Ich Tarzan, Du Jane« lief etliche Wochen und neben der Vorstellung der Kandidaten gab es Tarzan-Musik auf die Ohren, Szenenausschnitte aus der Show und Erklärungen zu den dort stattfindenden, spektakulären Flugszenen. All dies bewirkte beim Zuschauer vor allem eins: Sie bekamen Lust, sich das Stück anzusehen!
Egal welche Meinung man zu Castingshows hat: Es lässt sich zumindest feststellen, dass sie dafür sorgen, dass vorher unbekannte Darsteller durch sie ein Gesicht bekommen und für die breite Masse erkennbar werden. Sich bei Castingshows erfolgreich durchzusetzen und damit das Sprungbrett für eine große (inter)nationale Karriere zu haben – das ist für einige Kandidaten eben »der Stoff, aus dem die Träume sind«. Wenn man sich positiv und gut verkauft, dann kann einem das – wie die oben aufgezeigten weiteren Berufswege zeigen – zum Erfolg verhelfen.
Also sind Castingshows toll und bringen den Kandidaten nur Vorteile? Das wäre zu schön um wahr zu sein! Denn sie bergen eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte: Man riskiert leicht sein Image wenn man an Castingshows teilnimmt, deren Popularität zum größten Teil aus dem Konzept zu bestehen scheint, die Teilnehmer der Lächerlichkeit preiszugeben. In einem solchen Fall würde die eigentlich mit der Teilnahme an einer Castingshow verbundene Intention, die Karriere zu boosten, das genaue Gegenteil bewirken.
Internet: Unendliche Möglichkeiten
Die älteren Musicalitis-Befallenen werden sich bestimmt noch daran erinnern, wie es war, als man ohne jede Ahnung davon, mit wem man an dem Tag auf der Bühne rechnen konnte, Richtung Theater gefahren ist. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Begriff »Spielplan« vor ein paar Jahren überhaupt im Sprachrepertoire eines Musicalfans war. Man wusste, wer die Erstbesetzung war und hat eben auf Verdacht die Vorstellungen gebucht, bei denen man es für am Wahrscheinlichsten hielt, diese auf der Bühne zu erleben.
Mit der zunehmenden Popularität und Verbreitung des Internets in den Privathaushalten
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