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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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verlasse, gab es in der jüdischen Tradition nicht. Körper und Seele galten als untrennbare Einheit und diese Einheit machte die Identität eines Menschen aus. Deshalb betonte Paulus so nachdrücklich, dass man sich die Auferstehung leiblich vorzustellen habe. Damit meinte er allerdings nicht, dass der verwesliche irdische Körper den Tod überstehe. Er spricht davon, dass das »Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und das Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit« (1. Korinther 15,53). Man könne sich das vorstellen wie bei einem Samenkorn, meint er, das in Gestalt des Korns in die Erde gelegt wird und darin zu vergehen beginnt, während gleichzeitig eine neue Pflanze aus ihm werde. Es geht Paulus bei der Vorstellung von einer leiblichen Auferstehung also vor allem darum, dass der Einzelne seine Identität auch über den Tod hinaus behält, auch wenn sich in der Auferstehung alles auf unvorstellbare Weise verwandle.
    Trotz aller Beschreibungsversuche: Sowohl die Bibel als auch wir heute können nicht wissen, was genau nach dem Tod mit uns geschieht. Die christliche Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort behalten wird, lässt sich allenfalls in Bildern zum Ausdruck bringen. Der Glaube an die Auferstehung Jesu lässt Christen hoffen, dass auch für sie mit dem Tod nicht alles zu Ende sein wird. Christen vertrauen darauf, dass Gott seine Schöpfung liebt, auch über den Tod hinaus. Auferstehung bedeutet dann, auch im Tod in der Liebe Gottes aufgehoben zu sein. Wer darauf vertrauen kann, hat das ewige Leben schon jetzt, daran ändert auch der Tod nichts.

    Der Teufel führt Christen in VERSUCHUNG
    Jesus in der Wüste, hungrig und durstig nach vierzig Tagen Fasten. Gefundenes Fressen für den Teufel, der sich heranschleicht. Der hungrige Jesus solle sich einfach die Steine in Brot verwandeln, meint der Satan herausfordernd. Dann: Von den Zinnen eines Tempels solle er hinunter springen, Gott werde ihn doch wohl schützen?! Zuletzt bietet der Teufel Jesus die Weltherrschaft an, wenn er sich nur von Gott ab- und dem Teufel zuwende, um ihn anzubeten. Jesus aber tut nichts dergleichen und setzt dem Teufel seinen Glauben an Gott entgegen, der keiner Beweise bedarf. Schließlich verschwindet der Teufel resigniert (Matthäus 4). Es scheint ganz einfach und deutlich, wer hier wen in Versuchung geführt hat. Der Teufel ist der Versucher. Bei genauerem Hinsehen jedoch wundert man sich. »Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde« (Matthäus 4,1). Der Heilige Geist ist derjenige, der Jesus, offensichtlich auch noch mit voller Absicht, in diese Situation gebracht hat. Ähnlich sieht es in vielen anderen Versuchungsgeschichten der Bibel aus. Im Paradies ist es die Schlange, die die Neugier in Eva weckt (1. Mose 3). Wer aber hat den Baum der Erkenntnis mitten ins Paradies gepflanzt? Hiob wird vom Teufel mit Unglück überhäuft, weil der Teufel Gott beweisen möchte, dass er Hiobs Glauben zerstören kann. Wer aber lässt sich auf die Wette ein und die ganze Aktion zu? »Und führe uns nicht in Versuchung« (Matthäus 6,13), beten wir im Vaterunser. Ist es also gar nicht der Teufel, sondern Gott selbst, der uns in Versuchung führt? »Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand« (Jakobus 1,13), heißt es im Jakobusbrief. Wer versucht die Menschen denn nun?
    Dass es in der Schöpfung eines liebenden Gottes Böses und Zerstörerisches gibt, hat das menschliche Denken schon immer beschäftigt. Die Vorstellung vom Teufel als einer Personifikation
des Bösen macht es möglich, sich ihn als Gegenspieler Gottes vorzustellen. So kann man am einfachsten davon ausgehen, dass Gott das Böse nicht will. Dennoch läuft es letztendlich immer darauf hinaus, dass Gott es ja zulässt. In der Welt gibt es destruktive Kräfte. Der Teufel ist der »Geist, der stets verneint« (Goethe), all das sinnlos Scheinende, das die Ordnung der Schöpfung bedroht. Auch in uns selbst gibt es diese Seiten, es führt also nicht sehr weit, die Verantwortung auf einen Teufel abzuschieben. Versuchung geschieht in uns selbst. Gott hat uns als sein »Ebenbild« erschaffen. Nur weil wir ein (Selbst-)Bewusstsein haben, können wir ihn als Gegenüber erkennen. Nur weil wir frei sind in unseren Entscheidungen, in unserem Denken und Handeln, sind wir wirklich lernfähig – wer nie Fehler macht, um es

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