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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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deutlich zu machen, und sie würden scheitern, kläglich scheitern, weil ihre Annahmen samt und sonders falsch waren. Sie würden annehmen, er sei Italiener, was jedoch nicht zutraf. Sie würden glauben, daß er aufgrund von Anordnungen oder einfach nur loyal handelte, wo er doch verliebt war. Sie würden glauben, ein Kompromiß sei möglich – bei einer Autobahn? Im stillen lächelte Klex über die Absurdität dieser Vorstellung. Die Autobahn ging entweder durch Park und Haus Handyman oder gar nicht. Nichts, was sie ihm erzählten, konnte an dieser Tatsache rütteln. Doch vor allem würden die Leute, die mit ihm reden wollten, Stadtbewohner sein, für die Reden ein Zahlungsmittel und Wörter Münzen waren. Das Wort eines Engländers ist Gold wert, dachte Klex, aber schließlich hatte er für Edelmetalle, Aktien oder Obligationen nie viel Zeit gehabt. »Wortkrämer« hatte der alte Lord Handyman mit Verachtung in der Stimme solche Leute genannt, und Klex war seiner Meinung. Tja, sie konnten reden, bis sie schwarz wurden, aber ihn würden sie nicht loswerden. Alles, was ihm etwas bedeutete, was er liebte und was er war, lag dort im Park, im Garten und im Herrenhaus. Haus Handyman. Und Klex war der »Handyman«, das Faktotum. Er würde lieber sterben als auf sein Recht verzichten, gebraucht zu werden. Er zog sich aus, legte sich ins Bett und lauschte dem Rauschen des Flusses und dem Wind in den Bäumen. Durch sein Fenster konnte er sehen, daß in Lady Mauds Schlafzimmer noch Licht brannte. Klex sah hinüber, bis es ausging; dann schlief er ein.
    *
    Durch ein Geräusch von draußen wurde er um ein Uhr wach. Es war nur ein ganz leises Geräusch, aber es erweckte einen Instinkt in ihm, ein Frühwarnsystem, das ihm mitteilte, daß draußen Menschen waren. Er stand auf, trat ans Fenster und spähte nach unten in die Dunkelheit. Am Fuß der Säule zu seiner Linken war jemand. Klex ging zum anderen Fenster hinüber. Im Park war auch jemand. Um reinzukommen, mußten sie über den Zaun geklettert sein. Klex lauschte und hörte bald darauf, wie sich unten jemand bewegte. Sie kletterten an der Seite des Pförtnerhauses hoch. Kletterten? Im Dunkeln? Interessant.
    Er ging zu einem Schrank, nahm die Leica und das Blitzlichtgerät raus, ging zum Fenster zurück und lehnte sich hinaus. Im nächsten Moment war die ganze Seite des Pförtnerhauses in leuchtendes Weiß getaucht. Man hörte einen Schrei und einen Aufprall. Klex begab sich zum anderen Fenster und machte noch ein Foto. Wer auch immer sich an dieser Seite des Torbogens festhielt, er schloß die Augen und klammerte sich weiter fest. Klex legte die Kamera weg. Etwas Wirksameres war gefragt. Was würde das Klettern erschweren? Irgendwas Schmieriges. Er ging in seine Küche, kam mit einem Fünf-Liter- Kanister Pflanzenöl wieder und stieg die in einer Ecke des Zimmers stehende Leiter hoch, die zur Dachluke führte. Oben angekommen, kroch er bis zum Rand und goß das Öl die Wand hinunter. Von unten ertönte ein Fluch, ein Rutschgeräusch und noch ein Aufprall, gefolgt von einem Schrei. Klex goß das restliche Öl aus dem Kanister an die gegenüberliegende Mauer, kletterte die Leiter in sein Zimmer hinunter und leuchtete mit einer Taschenlampe aus dem Fenster. An dieser Seite des Torbogens war jetzt keiner mehr. Am Fuß des Bogens stand ein Grüppchen Männer in Armeeuniformen und starrte wütend zu ihm hoch. Ihre Gesichter waren geschwärzt, und einer von ihnen lag am Boden.
    »Kann ich irgendwas für Sie tun?« fragte Klex. »Warte nur, bis wir dich zu fassen kriegen, du Schwein«, schrie der Major. »Du hast ihm das Bein gebrochen.«
    »Ich war’s nicht«, sagte Klex, »ich habe ihn nicht mal berührt. Das hat er sich selbst gebrochen. Ich hab’ ihn nicht darum gebeten, mitten in der Nacht meine Außenmauer hochzuklettern.«
    Ein von der anderen Seite des Pförtnerhauses kommendes Geräusch unterbrach ihn. Da kamen die Blödmänner also auch hoch. Er ging in die Küche, holte noch zwei Kanister reines Pflanzenöl und wiederholte den Vorgang. Als er fertig war, wiesen alle Seiten des Pförtnerhauses ölige Streifen auf, und zwei weitere Kraxler waren abgestürzt.
    Unten wurde murmelnd eine Besprechung abgehalten. »Wir nehmen die Greifhaken«, sagte der Major. Klex spähte aus dem Fenster und leuchtete mit der Taschenlampe auf den Trupp. Es gab eine Explosion, und ein dreizackiger Haken schoß an ihm vorbei aufs Dach und blieb im Stacheldraht stecken. Ihm folgte ein zweiter

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