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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Corned Beef, Baked Beans und Würstchen in den von Ihnen erwähnten Mengen würde mich todsicher umbringen. Ich verstehe aber, was Sie sagen wollen. Ein Mensch, der auch nur mit dem Gedanken spielt, sich von diesem Ekelzeug zu ernähren, ist offensichtlich zu allem entschlossen. Haben Sie irgendwelche Vorschläge zu dem Thema?«
    »Ich habe allerdings welche«, antwortete Dundridge. »Hoffentlich nicht wieder so eine Aktion mit Abrißbirne und Kranwagen«, meinte Mr. Rees mit ängstlichem Unterton. »So kurz nach dem letzten dürfen wir uns einen derartigen kleinen Zwischenfall nicht wieder leisten.«
    »Mir schwebt vor, die Armee einzusetzen«, sagte Dundridge. »Die Armee? Mein lieber Freund, dies ist ein freies Land. Wir können unmöglich die Armee bitten, einen völlig unschuldigen Engländer mit Panzern und Artillerie aus seinem Heim zu räuchern.«
    »Genaugenommen ist er zufällig kein Engländer«, sagte Dundridge, »und mir schwebte nicht vor, ihn mit Panzern und Artillerie auszuräuchern.«
    »Das will ich meinen. Die Öffentlichkeit würde sich das nie und nimmer gefallen lassen«, sagte Mr. Rees. »Aber was ist er denn, wenn er kein Engländer ist?«
    »Italiener.«
    »Italiener? Sind Sie ganz sicher? Klingt gar nicht nach Italienern, sich auf so was einzulassen«, sagte Mr. Rees. »Er wurde eingebürgert«, sagte Dundridge. »Das erklärt alles«, sagte Mr. Rees. »In dem Fall sehe ich keinen Grund, die Armee nicht einzusetzen. Die ist es gewohnt, mit Ausländern fertigzuwerden. An was dachten Sie dabei genau?«
    Dundridge erläuterte seinen Plan.
    »Mal sehen, was sich machen läßt«, sagte Mr. Rees. »Ich werde mit dem Minister reden und Sie dann wieder anrufen. «
    In Whitehall liefen die Drähte heiß. Mr. Rees sprach mit dem Umweltminister, und der wandte sich ans Verteidigungsministerium. Um fünf Uhr hatte sich das Oberkommando der Armee einverstanden erklärt, einen im Bergsteigen ausgebildeten Kommandotrupp abzustellen, der allerdings ausdrücklich nur zur Unterstützung der Polizei eingesetzt werden und keine Schußwaffen benutzen durfte. Die Operation lief, wie der Umweltminister erklärte, darauf hinaus, das Pförtnerhaus zu besetzen und Klex festzuhalten, bis die Polizei ihn auf juristisch lupenreine Art und Weise zur Räumung des Gebäudes zwänge. »Das Phantastische daran ist, daß die Medien von der Geschichte noch nicht Wind bekommen haben. Wenn wir ihn rausschaffen, ehe die Medienleute da herumschnüffeln, können wir die ganze Geschichte vertuschen. Das Wichtigste an der Sache ist Schnelligkeit.« *
    Darauf wies Dundridge den Kommandotrupp ausdrücklich hin, als der in der Nacht zur Lagebesprechung in seinem mobilen Hauptquartier eintraf. »Hier habe ich einige Aufnahmen des Ziels, die ich heute nachmittag anfertigte«, sagte er und reichte die Fotos herum. »Wie Sie sehen, ist ausreichend Halt vorhanden, und es existieren zwei Einstiegsmöglichkeiten: die beiden runden Fenster auf beiden Seiten und die Dachluke. Ich schätze, die beste Angriffsmethode wäre ein Ablenkungsmanöver an der Rückseite, verbunden mit einem Frontalangriff –«
    »Ich glaube, die taktischen Einzelheiten der Übung dürfen Sie getrost uns überlassen«, sagte der kommandierende Major, dem es gar nicht schmeckte, daß ein Zivi ihm irgendwelche Vorschriften machte.
    »Ich wollte nur behilflich sein«, sagte Dundridge. »Also dann«, sagte der Major. »Wir sammeln uns um vierundzwanzig Uhr und rücken zu Fuß vor ...« Dundridge ließ sie allein und ging ins andere Büro.
    »Na, endlich kommt die Sache ins Rollen«, informierte er Hoskins. »Diese alte Kuh wird nicht wissen, wie ihr geschieht.« Hoskins nickte zweifelnd. Er war selbst bei der Armee gewesen, und ihm fehlte Dundridges Glaube an die Effizienz der Militärmaschinerie.
    *
    Klex verbrachte den Abend mit der Lektüre von Sir Arthur Bryant, doch mit seinen Gedanken war er nicht in der Vergangenheit. Er dachte an die nahe Zukunft. Entweder handelten sie schnell, oder sie versuchten, ihn psychologisch mürbe zu machen, indem sie eine Reihe wohlmeinender Leute vorbeischickten, die mit ihm reden sollten. Die Sorte Besucher, mit der er rechnen konnte, hatte Klex bereits im Fernsehen gesehen. Sozialarbeiter, Psychologen, Priester und Polizisten, allesamt durchdrungen vom unerschütterlichen Glauben an die Möglichkeit eines Kompromisses. Sie würden Argumente anführen, ihm gut zureden und sich alle Mühe geben, ihm die Verwerflichkeit seines Handelns

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