Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)
macht.
Transparenz bedeutet in erster Linie, einen Einblick zu bekommen, Vorgänge und Wissen durchschaubar zu machen, die Schatten zu zeigen, ohne sie auszulöschen. Die Schleier zu lüften und die Komplexitäten zu verstehen. Es geht nicht um das Glätten der Menschen, um das Einebnen der Unterschiede, sondern um das Sichtbarmachen der Unterschiede. Das Verstecken der menschlichen Unterschiede unter dem Deckmantel der Vertraulichkeit ist ein Verbrechen an denjenigen, die unsichtbar gemacht werden sollen, denen ein Platz in der Gesellschaft versagt wird, weil sie unangenehm sind, laut, eigen und weil sie auf Missstände hinweisen. Manchmal tun sie all das nur, indem sie so sind, wie sie sind, aussehen, wie sie aussehen, leben, wie sie leben. Eine Menschheit jedoch, die sich selbst erkennt, kann sich auch selbst anerkennen. Es wäre anmaßend und arrogant zu behaupten, Junto wäre dafür gestorben, aber ich weiß, dass er doch dafür gelebt hat. Irgendwie.
Inzwischen ist die Party völlig überfüllt, es riecht nach Bier und Hunden. Das Schlimmste an den Hausbesetzern sind die Köter, die so groß sind wie Ponys. Es schüttelt mich, als einer dieser Ponyhunde sabbernd auf mich zuläuft. In der Ecke liegt eine Matratze, darauf ein schlafender Körper. Entrückt beobachte ich das Treiben, die Interaktionen der Anwesenden und tippe eine Nachricht an Mr Big, die drei magischen Worte. Ich vermisse ihn.
Plötzlich tut es einen Knall. Rauchschwaden und Panik breiten sich aus.
»Hammer, die Bullen machen ’ne Razzia! Raus hier!«
Leonard packt mich und wir laufen los. Während wir durch die engen Gänge sprinten, ruft er mir zu, ich solle mir den Arm vors Gesicht halten, wegen des CS -Gases. Als ob ich das nicht wüsste. Die Szene ist so bizarr wie aufregend und doch nur ein Spiel. Vielleicht sind es die High Heels, auf denen ich erstaunlich gut vor der Polizei fliehen kann. Wir spielen hier Räuber und Gendarm.
»Schnell«, höre ich einen der Hausbewohner sagen, »macht Fotos und Videos. Wir brauchen Beweise, sonst heißt es nachher wieder, dass wir angefangen haben.«
Dass diese Beweise irrelevant sind und nur im Netz w ahrgenommen werden, wissen alle. Und doch ma chen wir weiter. Zu Hause tippe ich bedeutungs geschwängert in die Tasten:
Niemals wird das Netz wieder so frei sein wie die letzten zwei Jahrzehnte, wenn wir nicht weiter darum kämpfen. Das ist keine Frage der Generation, sondern eine Frage der Haltung. Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber die Freiheit des Netzes ist weiter in Gefahr. Oder jetzt erst recht, wo alle seine Bedeutung erkennen.
Vielleicht werden die letzten Jahre als die freiste Zeit unseres Lebens gelten. Und dennoch: Wir haben die Freiheit gekostet, und wir lassen sie uns nicht mehr nehmen. Die Aufbruchsstimmung ist vorbei. Der Kampf hat begonnen.«
La Fin
Anhang
Glossar
#
Hashtag. Ein ➞ Tweet wird mit # kategorisiert, sodass alle Tweets mit dem versehenen Hashtag aufgelistet werden können. Unter #europa finden sich zum Beispiel alle Tweets zum Thema.
.txt
Dateiformat.
127.0.0.1
localhost oder auch: Die ➞ IP-Adresse des eigenen Rechners.
@
Das At-Zeichen. Ein grundlegender Bestandteil von E-Mail-Adressen. Gibt bei ➞ Twitter und sonst wo heute auch im Sinne von »an« den Empfänger einer Nachricht an.
Account
Benutzerkonto.
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen.
Algorithmus
Laut Wikipedia eine aus endlich vielen Schritten bestehende eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems. In Form von Computerprogrammen und elektronischen Schaltkreisen steuern Algorithmen Computer und andere Maschinen.
AOL-CD
Ende der 1990er Jahre bot AOL Internetzugang über CDs an.
Applikation
Programm. Meist im Zusammenhang mit Smartphones genannt.
Beepworld
Eine ➞ Community, bei der man eigene Seiten anle gen kann. Gut für das Erstellen eigener Homepages, wenn man gar keine Ahnung hat. www.beepworld.de
Blauer Daumen
Der Gefällt-mir-Button bei ➞ Facebook ist ein blauer Daumen. ➞ Like
Blog
Das Wort entstand aus einer Mischung aus »Web« und »Logbuch«. Ein Blog ist ein virtuelles Tagebuch, eine Pinnwand, ein Notizblock, kurz: eine eigene Homepage, auf der man Texte veröffentlichen kann, wie man möchte. Je nach Funktion kann darauf nur der Betreiber des Blogs schreiben oder auch die Öffentlichkeit kommentieren.
Beispiele:
www.fraulila.de,
www.nachdenkseiten.de,
www.quantenmeinung.de
www.lesmads.de
und mein absoluter
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