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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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Bewußtsein ging der Planet in Flammen auf, pulsierte an tausend verschiedenen Orten vor Strahlung und explodierte, während sie wie erschreckte Hasen von ihm flohen. Dann schob sich das Gnomengesicht eines Mannes wie eine Alternative über das Bild und brannte sich in ihr Bewußtsein hinein. Schon bevor es ganz deutlich geworden war, setzten sich Klickpfiff und Langpfiff in Bewegung.
    Direkt am Rand des Rings griff Langschrei den Hai an und tötete ihn mit seinen Rammstößen.

 
9
     
    Klickpfiff bewegte sich im Wasser wie ein Muskel unter der Haut und las die Entfernung, Gestalt und Beschaffenheit der Mauer mit leisen Klicktönen. Das war der Augenblick, den er am meisten mochte von allen Zyklen in der Kette, von allen Paarungen, von allem Gebären und Geborenwerden, von jedem Mal, als er durch den Vorhang des Todes geglitten und auf der anderen Seite als einzelne bewußte Zelle herausgekommen war, um sich selbst zu wiederholen, von dem ganzen Kreis der Dinge hinter ihm, die er in dieser Gestalt erlebt hatte, und von den wenigen, die noch vor ihm lagen.
    Seine Haut bewegte sich mit dem Wasserstrom über seinem torpedoförmigen Körper und verringerte so die Reibung bis auf den Nullpunkt. Wo die Mauern an seiner Seite verliefen, kamen die Echos seiner Klickgeräusche hart und klar zu ihm zurück. Wo die Mauern sich trafen und Ecken bildeten, kamen sie in einem Fischgrätenmuster zurück, und als V, wo die Echos von zwei Ecken sich übereinanderlagerten. Wenn die Mauern auch hundert Meter entfernt waren, waren sie für ihn doch so real, als hätte er sie berührt, obwohl die Echos auf seiner Haut keine Kratzer hinterließen, wie das die Mauern getan hätten.
    Als er in der Mitte des Beckens war, senkte er seine Nase zum Grund und krümmte seinen Rücken, so daß seine Rückenflosse wie ein Messer die Oberfläche durchbrach. Die Flosse wurde von der Luft gekitzelt, und das Wasser glitt wie eine Liebkosung an ihr entlang. An der Trennlinie zwischen Wasser und Luft gab es für ihn eine Mischung von Gefühlen, an denen er fast soviel Spaß hatte wie an dem Echo, das von dem Klicken zurückgeworfen wurde, das von Langschreis Körper zurückprallte.
    Hätte er nicht sowieso schon ein permanentes Grinsen auf seinem Mund getragen, hätte er mit seinem Delphingesicht gegrinst. Alles stimmte hier; sogar die Tatsache, daß das Becken relativ kurz war, störte ihn nicht. Das Wasser im Becken war gerade richtig, weil es den halben Vormittag hindurch von der Sonne gewärmt worden war; die Temperatur veränderte sich zum Grund hin für seine hyperempfindliche Haut in fast unmerklichen Schichtungen, und er konnte tauchen und bemerken, wie sie sich in jeder Stufe veränderte, als sei sie die durchsichtige Schale einer Zwiebel.
    Das Wasser war weich, und es hatte keinen chemischen Geschmack, wie er das schon manchmal angetroffen hatte. Es war perfektes Wasser, und er schien es mit seinem gesamten Körper zu schmecken, als er durch dieses Wasser raste. Obwohl die Länge des Beckens ihn weit unter seiner Spitzengeschwindigkeit hielt, blitzte er doch wie ein blaugrauer Streifen von seinem einen Ende zum anderen. Er hatte kaum den dritten Satz seiner Klicks zur Entfernungsmessung ausgeschickt, als er schon durch die Echos des zweiten schwamm. Das Dreieck der Reflexionen hatte sich zu einer Pyramide verbreitert, und auch die Vibrationen im Fischgrätenmuster hatten sich abgeflacht und trafen nun mehr auf seine Seite als auf sein Gesicht.
    Geräusche erfüllten sein Leben – wie das Leben aller Delphine – mit einer Art sanfter Hintergrundmusik, auch wenn sie nur einen kleinen Teil seines Gehirns in Anspruch nahmen. Die verschiedenen Laute umgaben ihn von allen Seiten so vielfältig wie das Wasser selbst.
    Die gesamte Kette seiner Existenzen war bei ihm, wenn er durch das Wasser schwamm. Während er sich durch die Gegenwart bewegte, begleiteten ihn die ständigen Echos der Vergangenheit in der gleichen Art, wie das Echo seiner Klickgeräusche von den Wänden des Beckens zu ihm zurückkam und ihm die Entfernung angab. Sein Leben vollzog sich in einer Decke von Erfahrungen, die so dicht wie seine Haut war.
    Er drückte eine Flosse an seinen Körper und drückte ihr Gegenstück auf der anderen Seite von sich weg, glitt in einen Halbkreis, der ihn in die Gegenrichtung brachte. Sein Körper folgte seinem Kopf in einer eleganten Kurve.
    Als er seinen Kopf nach unten drückte und ein Klicken von sich gab, fing er beim Weiterschwimmen das Echo

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