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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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mußte es sich doch fieberhaft anstrengen, um die verschiedenen Ausfächerungen von Langpfiffs Schönheit zu erfassen. Jede Nuance ihrer Haut, die sich in ständiger Bewegung befand, stand in direkter Verbindung zu jeder Nuance ihrer Haut in den tausendfachen Inkarnationen der Vergangenheit. Ihr Geschmack füllte seinen Mund mit einem goldenen Schimmer, und wenn er die chemischen Botschaften ihres Verlangens für sich herausfilterte, löste er damit bei sich selbst Sturzfluten aus. Als er auf sie zuschwamm, zerteilte sein Gesicht die unsichtbare Wolke ihres Verlangens wie der Bug eines Schiffs, und als er pfeilschnell durch das tropisch warme Wasser schwamm, war sein Bedürfnis noch rasender als sein Körper.
    Als er nur noch ein paar Fuß von ihr entfernt war, stieß er seine Seitenflossen nach vorn und klappte seine Schwanzflosse scharf nach unten, so daß er wie ein zwei Meter langer Pfeil aus dem Wasser schoß. Er spürte, wie die dünne, trockene Luft seine Haut kitzelte, als würde Samt gegen den Strich gebürstet, und er freute sich darauf, daß er wieder ins Wasser zurückfallen und damit den Samt wieder glätten konnte. Es kitzelte ihn, und das Kitzeln floß aus seinem Bewußtsein in das ihre, als er den Gipfelpunkt seines Sprungs erreichte und sich wieder nach unten beugte.
    Langpfiff krümmte sich vor Vorfreude und drückte ihren glatten, weißen Bauch nach außen, als Klickpfiffs Schnabel die Wasseroberfläche durchbrach, die sich hinter ihm fast ohne Wellen wieder schloß. Als er an ihrem Körper vorbeistrich, vibrierte seine Haut wie eine empfindliche Antenne. Ihr harter Schnabel und ihre weiche Kehle glitten an ihm vorbei und lösten dabei an der empfindlichen Mittellinie seiner Unterseite Vibrationen aus.
    Seine eigene Unterlippe streichelte ihre Unterseite wie eine exquisite Klinge, die teilt, ohne zu schneiden. In einem sanften Augenblick glitten ihre gesamten Unterseiten aneinander vorbei. Die empfindliche Haut beider Körper berührte sich wie Samt, das in jedem Faden einen Nerv hat.
    Fünfmal raste Klickpfiff davon und kurvte wieder zurück, um zu springen, die Wasseroberfläche zu durchbrechen und an ihrem Körper herunterzugleiten, wie eine elegante Umarmung, die im Takt geschieht. Sie schwammen und spielten mit immer mehr wachsendem Genuß, bis sie von Geschmack, Geräusch und Gefühl fast schwindlig waren.
    Klickpfiff strich zum fünften Mal über ihren Körper, hielt an und bildete dabei ein ‚U’, als seine Schwanzflosse über ihre hinwegstrich, und schwamm in rasender Geschwindigkeit für einen weiteren schwindelerregenden Spurt, Sprung und Rutsch. Sie stieß einen Schrei aus, der sich in und aus den höheren Frequenzen heraus bewegte und wie eine Welle durch weitere dreißig Frequenzen schwappte.
    Ihr Liebesschrei drehte ihn auf der Angel seines Schnabels herum wie einen Ball an einer Schnur. Mit einer schnellen Bewegung seiner Schwanzflosse war er an ihrer Seite. Sie bewegten sich wie ein einziger Körper und glitten in dem Becken hin und her.
    Sie schwammen langsam und hörten zu, wie ihre Echos den Grund der Zeit aufwühlten. Das Sonar ihres Bewußtseins überlagerte das Sonar ihrer Ohren und das Sonar ihrer Häute, und während sie schwammen, trübte sich das Wasser vor köstlichen Ölen.
    Sie dachten an nichts als an das Überlappen und das sich ständig ändernde Muster ihrer Sinne. Die Hälfte ihrer Bewußtseinsebenen spielten mit den Nuancen ihres Genusses der Gegenwart, prüften und verglichen Struktur und Geschmack des Wassers, die neuen Halbtöne ihrer Klickgeräusche, da sie die Zusammensetzung des Wassers verändert hatten, die Schichten von Wärme und Kühle, die sie im Wasser vorfanden, und genossen den Funkenregen, der jedesmal folgte, wenn sich ihre Haut sanft gleitend berührte, während sie nebeneinander durch das Becken schwammen.
    In der Mitte des Beckens senkte sich die Kälte der Anwesenheit von Dr. Rathgall auf der Insel auf Langpfiffs Bewußtsein wie ein Schatten herab, und sie zitterte.

 
10
     
    Pearson stand an der Seite des Beckens und starrte auf das Ende, das dem Meer zugewandt war. Er sah die Wellen, wie sie gegen die Felsen schlugen, über ihnen brachen und ihr Wasser in das Becken ergossen. Hinter ihm, unter dem Balkon, lief das Wasser durch ein Betonrohr wieder hinaus und zurück ins Meer, das auch auf der anderen Seite gegen die Felsenspitze schlug, auf der das Institut für Delphinforschung gebaut war. Einen Augenblick lang konnte er das Blut auf

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