Klickpfiff
von dem Experiment. Das kommt und geht.“
Fallow verstand das. Pearsons Geistesabwesenheit und sein seltsames Benehmen waren schon zur Legende geworden. Seit seinem Zusammenbruch hatte fast jeder, der ihn kannte, eine Anekdote über ihn zu erzählen. Pearson fragte sich, ob auch das wiederkommen würde. Davon wußte er noch so wenig. Er erinnerte sich nur noch daran, daß er an einem nebligen Platz gewohnt hatte, der voller Zähne und Sezierungen gewesen war. Er riß seine Gedanken davon los, bevor sie ein weiteres ‚Überbleibsel’ auslösten.
„Wollen Sie mit der Versuchsreihe gleich anfangen, Doktor?“ fragte Fallow.
Pearson schüttelte den Kopf. Seit er von den Männern abgeholt worden war, hatte er nur eine Stunde geschlafen. Vielleicht war das für all die ‚Überbleibsel’ verantwortlich. Vielleicht hätte er wieder einen klaren Kopf, wenn er ein paar Stunden schlafen könnte. Er überlegte sich, wieviel Schläfer sich leisten konnte. Wahrscheinlich würde es weniger als einen Tag dauern, bis die Delphin III mit ihrer neuen Beschichtung aus Kramer-Synthetik ihren Standort erreicht hatte.
Erst wenn Seine Exzellenz den Bericht über die Delphin IV veröffentlichte, würde er mit Sicherheit wissen, wann sie ein Ziel geworden war. Er fragte sich, was Seine Exzellenz den Staaten erzählte, die nicht zum Meerpakt gehörten, um die Explosion zu erklären, die den Meeresboden beim mittelatlantischen Kamm erschüttert haben mußte. Was es auch immer war, sie würden es ihm nicht glauben. Er hatte nicht viel Zeit zum Schlafen, und doch konnte er nicht ohne Schlaf auskommen.
„Nein“, sagte er zu Fallow, „ich glaube, ich schlafe erst noch ein bißchen.“ Er lächelte bedauernd. „Ich möchte doch nicht, daß ich irgendwelche Resultate nur in Halluzinationen erziele.“
Er ging näher an das Becken heran. Das Männchen hatte sich halb aus dem Wasser gehoben und pfiff und bellte, als er näher kam. Pearson kniete neben dem Becken und sah hinunter. Der Delphin kam auf seinen Schwanz gestützt auf ihn zu und lachte dabei fast. Sonny hatte ihn mit dem gleichen Trick begrüßt, wenn er nahe genug an das Becken kam.
Dieser Delphin aber sah Sonny nicht im geringsten ähnlich; er war zu groß, zu fleckig an der Seite, und doch hatte die Stimme eine besondere Eigenart, die ihn an den Delphin erinnerte, den er sieben Jahre lang aufgezogen hatte, an den Delphin, mit dem seine Frau in dem halb überschwemmten Labor ein halbes Jahr zusammengewohnt hatte, an den Delphin, der bei Hunderten von Experimenten mitgearbeitet hatte, der vielleicht tausend Worte einigermaßen perfekt hatte sprechen können und der sich dann auf die Felsen gestürzt hatte.
Er holte einen Fisch aus dem Eimer, der beim Beckenrand stand, und warf ihn über den Kopf des Delphins. Der Delphin bewegte sich auf seinem Schwanz nach hinten, fing ihn mit einem scharfen Klack seiner Kiefern auf und verschwand unter Wasser. Pearson lächelte über seine eigene Torheit. Sonny hätte ihn beim ersten Mal zurückgeworfen.
Er wollte gerade gehen, als das Wasser vor ihm sich teilte und einer stromlinienförmigen Gestalt Platz machte, die daraus hervorschoß, sich am Scheitelpunkt des Sprungs krümmte und den Fisch mit einer schnellen seitlichen Bewegung zu ihm zurückwarf, gerade bevor sie die Wasseroberfläche beim Eintauchen wieder durchbrach.
Der Kopf des Delphins erschien am Beckenrand über dem Wasser und stieß eine Reihe von Klicken und Pfiffen aus, die Gelächter bei Menschen gleichkam. Unter dem überschäumenden Gewieher lief ein Murmeln in einer anderen Tonart, laut genug, um hörbar zu sein, aber nicht laut genug, um es verstehen zu können. Pearson beugte sich näher zu ihm hin und lauschte angestrengt, bis er die Worte hörte. „… onny gu … Junge.“
Pearson stieß sich vom Beckenrand zurück und warf dabei den Fischeimer um. Der Delphin drehte sich um und sah ihm mit seinen glänzenden Augen starr ins Gesicht. Dann schien er zu zwinkern und ein letztes Mal zu lachen, um dann unter Wasser zu verschwinden. Baker und Fallow halfen ihm auf die Füße.
„Solche Wortbildungen sind bei einem untrainierten Tier seltsam“, sagte Fallow.
Baker gluckte um ihn herum wie eine Henne, die ihr verlorenes Küken wiedergefunden hat. „Brauchen Sie Hilfe, damit Sie die Treppen hochkommen?“
Pearson schüttelte den Kopf. Er konnte seine Hände nicht ruhig halten. Bis sie die Tür erreicht hatten, war er sich darüber klar geworden, daß sie ihm aus
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