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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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Rücken und starrte die Decke an. Sie war weißlich-gelb und hatte einen Plastiküberzug, makellos und glatt wie Delphinhaut.
    Er war sich sicher, daß er wach war, und trotzdem spürte er, wie Wasser an seinem Körper vorbeifloß und wie seine Haut sich in Wellen bewegte, um es aufzunehmen. Er schüttelte den Kopf, und sein Körper schien sich im Wasser zu winden. Als er sich in dem Raum umsah, hatte er das unerschütterliche Gefühl, daß entweder er oder der Raum gerade aufgehört hatte, sich zu bewegen.
    Es war ein Augenblick von vollständiger Dissoziation gewesen. Einen Moment lang war er nicht er selbst gewesen. Er war etwas anderes gewesen – was, das wußte er selbst nicht, aber er wußte, was auch immer es gewesen sein mochte, es war nicht er selbst.
    Er versuchte, rational damit umzugehen, es als neues Symptom in ein bekanntes Syndrom einzugliedern. Die plötzlichen Ausflüge in die Vergangenheit waren, Überbleibsel’ von der Droge, vielleicht ausgelöst vom Streß und der alten Umgebung, vielleicht sogar von zu wenig Schlaf. Die Vision, wie Rathgall von Haien zerfleischt wurde, war eine Verwischung der Realität, die ernster zu nehmen war als nur ein wiedererlebtes Stück Vergangenheit. Dieses letzte Gefühl hatte wiederum eine völlig andere Größenordnung, war ein echtes Symptom einer Psychose. Vollständige Dissoziation vom Selbst bedeutete Schizophrenie. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob es das gewesen war, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte. Seitdem er die Droge eingenommen hatte, hatte er daraufgewartet, daß etwas geschehen würde; vielleicht war es das, die endgültige Auflösung seiner geistigen Gesundheit.
    Pearson lächelte in sich hinein und schüttelte den Kopf. So etwas Alltägliches würde es nicht sein, und er erkannte seine Diagnose als einen weiteren Versuch, dem zu entkommen, was geschehen würde. Als er unter dem Einfluß der Droge gestanden hatte, war ihm völlig bewußt gewesen, was es war, aber er schien es vergessen zu haben, als er wieder herauskam. Und doch schien es ihm auf der Zunge zu liegen, als wolle er sich die ganze Zeit selbst erzählen, was es war.
    Er fragte sich, ob sein Zusammenbruch nicht eine Methode gewesen war, diese Stimme zum Schweigen zu bringen, bis das Wissen tiefer in seinem Unterbewußtsein versteckt war. Unter Drogeneinfluß hatte er das gewußt, was sein Zusammenbruch ihn dann vergessen ließ, bis davon nur die vage Sicherheit übrig war, daß etwas geschehen würde.
    Er saß bei den Burroughs’ im Wohnzimmer. Er wußte genau, was um ihn herum vor sich ging, und war doch völlig blind. Er hörte, wie sie um ihn herum sprachen. Die ruhige, gesetzte Stimme von Burroughs übertönte das Geschnatter der anderen, die eine fast ansteckende Panik ausstrahlten. Irgend jemand sagte: „Großer Gott, er hat eine Überdosis; er muß sofort ins Krankenhaus!“
    Er glaubte, daß dies Burroughs’ Frau gewesen war. Er hörte Burroughs zu ihm sagen: „Alles in Ordnung, John. Es ist nur temporär. In ein paar Minuten geht das wieder vorbei, nur keine Panik.“ Die Worte selbst konnte er nicht hören, aber den Tonfall, und seine Festigkeit sagte ihm, daß alles unter Kontrolle war. Er wartete wie ein Pilot auf Landeanweisungen.
    Er hatte nicht wirklich Angst. Es gab nur einen Weg, subjektive Daten zu sammeln, und das war das direkte Experiment. Über die psychischen Effekte der Droge konnte keine Maus berichten. Auf jeden Fall war dies das Argument gewesen, das ihn dazu gebracht hatte, zuzustimmen und für Burroughs das Versuchskaninchen zu spielen. Außerdem hatte ihm Burroughs zugesichert, daß es zwar bizarr werden könnte, aber nicht gefährlich oder sogar langzeitig.
    Er wußte natürlich, daß Burroughs nur hoffen konnte, es sei wahr, was er da sagte. Trotzdem konnte nur ein so disziplinierter Wissenschaftler wie Pearson erwarten, daß er sich lange genug unter Kontrolle halten konnte, um zu beschreiben, was mit ihm geschah, selbst wenn es gefährlich war. Und genau das hatte er am Anfang getan.
    Er hatte nur dort in dem Wohnzimmer der Burroughs’ gesessen und laut gesprochen, mit keiner bestimmten Person, da er wußte, daß das Tonbandgerät alles aufnehmen würde. Er hatte sich auf die Symptome konzentriert und versucht, für jedes Gefühl genau das richtige Wort der Beschreibung zu finden. Er hatte soviel Begriffe aus der Biochemie verwandt, wie er konnte, um das zu erklären, was seiner Meinung nach mit ihm geschah, und er hatte auf die

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