Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
Vom Netzwerk:
etwas weiter entfernt stand, auf den Mann, der ihm die Elektroden ins Hirn getrieben hatte, und ein Zittern durchlief seinen Körper, als er ihn erkannte. Es war sein eigenes Gesicht.
    Pearson ließ die Flasche fallen, als er es sah, und fast hätte er geschrien. Das Glas und die Limonade breiteten sich auf dem Boden mit einem Knall wie eine Phosphorbombe aus. Er zuckte von dem Tisch zurück, als sei er ein Delphin, der aus dem Wasser bricht und in die Luft springt. Seine Beine versagten ihm den Dienst, und er mußte sich auf einem Stuhl zusammensinken lassen.
    Fast zehn Minuten lang leistete Pearson dem Argument Widerstand, das sich in seinem Kopf zusammensetzte. Sicherlich war Telepathie möglich; seine eigene Wiederholung der legendären Studien von J. B. Rhine hatte das bewiesen. Ebenso sicher waren die Delphine dem Menschen zumindest ebenbürtig. Aber der Schluß war einfach zu schwer anzunehmen. Viel bequemer war der Schluß, daß er durch seine ständigen Halluzinationen in eine Schizophrenie abglitt, die dauerhaft sein würde. Intellektuell bewegte er sich langsam auf das Offensichtliche zu; emotionell rannte er in die Gegenrichtung. Als er endlich anfing, es anzunehmen, zitterte er vor Angst.
    Er ging langsam und schwankend zum anderen Ende des Labors.
    Die Holztür dort führte zum Beobachtungsraum, der Zugang zu den Hydrophonen und dem Unterwasser-Sendegerät halte. All das war jetzt sinnlos geworden, wenn das, was er hoffte und fürchtete, wahr war. Er ging auf die Holztür zu, aber er ging nicht hindurch. Statt dessen drehte er sich nach links und drückte die Stahltür auf, die zu dem Becken führte, in dem Klickpfiff mit väterlicher Geduld wartete.
     



 
18
     
    Klickpfiff und Langpfiff hingen wie umgekehrte Tränentropfen in der Mitte des Beckens, ließen sich langsam nach unten sinken und stiegen langsam wieder zur Oberfläche hoch, um wieder zu atmen, sie trieben dahin wie aufblasbare Plastikspielzeuge.
    Klickpfiff öffnete in dem verdunkelten Becken beide Augen. Das große Tor, das zu dem äußeren Becken führte, ließ nur wenig Licht ein, da es durch den Balkon vom Mond abgeschnitten war. Pearson war für ihn nicht mehr als ein verschwommener Umriß an der Oberfläche, selbst als er bis an den Beckenrand gekommen war. Selbst nachdem sich der Mann neben das Becken gekniet und die Beckenbeleuchtung angeschaltet hatte, war er nicht mehr als ein farbiges Bild, das sich in seitlich verzerrte Muster auflöste, wenn das Wasser sich bewegte.
    Klickpfiff verstärkte seine Flossenbewegung, ohne den Winkel der Flossen zu verändern. Sein Körper stieg senkrecht aus dem Wasser auf, als sei er ein Geist, der sich aus dem Boden erhebt. Als Klickpfiff fast mit seiner gesamten Länge das Wasser verlassen hatte, bewegte er seinen Schwanz und krümmte sich zu einer eleganten Rückkehr ins Wasser. Als er in die Wasseroberfläche eintauchte, schien er vollständig zu verschwinden.
    Einen Moment später erschrak Pearson, als der Delphinkopf ein paar Fuß vom Beckenrand entfernt auftauchte. Die Augen des Delphins blitzten ihn an, und das ewige Lächeln auf seinem Gesicht schien noch breiter als sonst zu sein. Es gab tausend Fragen, die er stellen wollte, aber er wußte irgendwie, daß Worte sich ihm nur in den Weg stellen würden, und doch wußte er nicht, was er sonst gebrauchen sollte. Er stöhnte innerlich über seine Stummheit.
    Einen Moment lang spürte er, wie die Oberfläche zwischen Wasser und Luft ihn wie ein Gürtel umgab. Er spürte, wie das Wasser seine Flossen liebkoste, die sich langsam hin und her bewegten, und registrierte das flache, scharfe Gefühl der Luft, die ihn über der Wasserfläche trocknete. Er hörte, wie seine Echos in Zeitlupe von der Stahltür und dem Glas des Beobachtungsraums zurückkamen.
    Er starrte durch die Augen des Delphins in sein eigenes Gesicht zurück und wäre dabei fast ins Wasser gefallen. Der Glanz in den Augen des Delphins war nicht eine Reflexion von ihm, sondern sein eigenes Selbst, das dorthin transportiert worden war. Er sah sich selbst an, wie er sich selbst ansah.
    Eine leise, verängstigte Stimme bestand beharrlich auf den Alternativen; ständig schrie sie: „Halluzination! Selbsthypnose! Drogenschaden! Schizophrenie!“ Aber es war eine sehr leise Stimme, die selbst nicht so recht an das glaubte, was sie da sagte.
    Der Delphin tauchte wieder ins Wasser, und Pearson fühlte sich mitgetragen durch die Flut und durch die Echos, die umherschwirrten. Er fühlte,

Weitere Kostenlose Bücher