Klickpfiff
verlor, um in dem Menschen eine Veränderung zu bewirken, nicht in jener Frau, die ihm ihre Zuneigung geschenkt hatte, sondern in jenem anderen, dem Mann, der durch seine Tölpelhaftigkeit so viele andere aus ihrem Körper verjagt hatte.
Die Luft traf auf die Haut, die empfindlicher ist als das menschliche Auge, und glitt an ihrer Oberfläche wie eine Art dünneres Wasser entlang. Unter ihm aber warteten nicht das helle Plätschern eines Wiedereintauchens in die Wasseroberfläche und eine neue Liebkosung, wenn das Wasser an ihm entlangstrich und über ihm zusammenschlug. Statt dessen waren dort Felsen, gezackt wie Messer, härter als irgend etwas, was er je gespürt hatte, etwas, das nur zu berühren er sich sonst gescheut hätte, weil zu befürchten gewesen war, er würde sich seine empfindliche Haut aufschneiden. Unter ihm lag wie ein offenes Maul der Felsenstrand, schrecklicher selbst als die Zähne des Mörderwals.
Und dann schnappte das Maul zu. Der Aufprall riß ihn auf, öffnete tiefe Wunden an seiner ganzen Seite und an seinem Bauch. Sein Kopf wurde aufgerissen und sein Schnabel bis zum Gelenk gebrochen. Über seinen Augen wurde beim Rutschen ein tiefer Schnitt geöffnet, und er glitt über die Felsen wie nasses Fleisch über eine Rasierklinge, bis sein Kopf gegen einen zweiten Felsen schlug und um ihn alles dunkel wurde.
Er kam noch einmal kurz zu sich. Sein Körper schien in Flammen zu stehen, schien sich an tausend Stellen aufzulösen, zu brennen, aufzureißen und alles unter Schmerzen zu setzen. Selbst als das Selbst viel von seinen Schmerzen auf sich nahm, wand er sich in einer Agonie von Schnitten und Brüchen. Faustgroße Löcher waren in seine Samthaut gerissen.
Er spürte, wie rauhe Hände ihn von den Felsen herunterheben wollten, fühlte, wie sie seinen Kopf auf den rauhen Stoff eines Schoßes legten. Er sah nach oben und sagte die Worte, die für ihn das Signal gewesen waren, den Sprung aus seinem Körper zu machen. Als er sie sagte, öffnete er die Augen und starrte die seltsame Kreatur an, die seinen Kopf hielt.
Der Schock, sich selbst zehn Jahre jünger zu sehen, war für Pearson wie ein Schlag in die Magengrube. Er hatte vergessen, wer er war. Für diese paar Sekunden war er Sonny gewesen, und er hatte sein Bewußtsein als Pearson völlig vergessen. Der Schock des Erkennens ließ ihn fast das letzte Bild verpassen, das in Sonnys Kopf verblaßte. Es war ein scharfes, deutliches Bild von Cathy, wie sie wie ein Delphin nackt in das Becken sprang.
19
Seine Exzellenz ließ wieder ein wenig Wärme in sein Lächeln fließen. „Sie sind ein sehr tüchtiger Mann, Kirby. Ihre Ratschläge sind gut.“ Das Lächeln wurde breiter, beinahe kameradschaftlich.
„Selbst wenn ich sie mit glühenden Zangen aus Ihnen herausholen muß.“
Kirby lächelte feierlich. Seine Exzellenz sah ihn unverwandt an. „Irgend etwas haben Sie auf dem Herzen“, sagte er. Fast hätte Kirby die Stirn gerunzelt; diese Art Intuition machte ihn nervös. Seine Exzellenz sprach weiter. „Gibt es unter den drei Kapitänen einen, den ich nach Ihrer Meinung ersetzen sollte?“
Kirby schüttelte den Kopf. Er hatte alle vier Kapitäne der Delphin-Reihe selbst überprüft; hätte er zugegeben, daß mit einem von ihnen etwas nicht in Ordnung war, hätte er damit einen Irrtum zugegeben.
Ungeachtet dessen gab es jedoch keinen Grund für ein Eingeständnis dieser Art. Sie waren die besten Männer gewesen, die man finden konnte. „Nein“, sagte er. „Flushing war der Schwächste von den vieren, und selbst er war dem fünftbesten Kapitän in Westhem noch weit überlegen. Ich würde sie nicht ersetzen.“
Seine Exzellenz schüttelte ungeduldig leicht den Kopf. „Kirby“, sagte er, „eines Tages treiben Sie mich noch zum Wahnsinn. Immer zwingen Sie mich, alles aus Ihnen mühsam herauszuholen.“ Er hatte die Fähigkeit, die Geduld zu verlieren, ohne ärgerlich zu werden, etwas, das die meisten aus der Fassung brachte. Selbst Kirby war dagegen nicht ganz immun. In seiner Stimme lag kein Sarkasmus, und jeder, der ihn nicht kannte, wäre wahrscheinlich versucht gewesen, das, was er als nächstes sagte, als persönlichen Witz aufzufassen. Kirby faßte es nicht so auf. „Ich weiß, daß es Sie in einem geheimnisvollen und mächtigen Licht erscheinen läßt, Kirby, aber manchmal geht es einem auch auf die Nerven. Jetzt sagen Sie mir endlich, was Sie beunruhigt, verdammt noch mal.“
„Jawohl“, sagte er. Er machte nicht
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