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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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hatten auch keinen Spaß daran wie die Haie oder ihre Feinde. Sie machten es einfach, ungeschickt, ohne Absicht oder bösen Willen, aber ebenso effektiv und ebensooft.
    Die Elektroden kratzten nun durch die Röhren zur Oberfläche seines Hirns. Was würden sie für eine Mischung sein! Manche Teile von ihm würden ohne seine Zustimmung oder seine Kontrolle zucken, ein Anflug blinder Wut, ein plötzlicher, unbeschreiblicher Hunger, jähe Angst und eine riesige, scharfe, helle Explosion schrankenloser Lust konnten immer wieder dadurch wiederholt werden, daß er mit dem Schnabel einen Hebel herunterdrückte. Er lächelte voller Vorfreude in sich hinein. Er würde jetzt eine lange Zeit ohne Körper bleiben, und er freute sich auf die Empfindungen, die auf ihn zukamen. Eine lange, trostlose Zeit würde ihnen folgen, eine Zeit, in der die Erinnerungen daran die einzigen Empfindungen sein würden, die ihm seine Körperlosigkeit ließ. Er achtete genau auf sie, als sie kamen: die Stöße seiner Flossen gegen den Behälter, das Zucken von einer, dann der anderen, schließlich der vorderen; ein paar Schluckreflexe; ein paar Anflüge von Langeweile, Ärger, Sehnsucht; ein paar Erinnerungen, die aufblitzten, als geschähe das wieder, was von ihnen aufgezeichnet worden war; und dazwischen verstreut die zufällige Berührung eines Punktes, die eine plötzliche Einsicht in den Sinn des Lebens vermittelte, eine plötzliche Sicht in die Zukunft, die sorgfältig als, totes Gebiet’ eingetragen würde, weil hier keine Reaktion zu verzeichnen gewesen war. Er zählte jede Empfindung ab, die sich einstellte, ganz nach der Erwartung, die er von Brummschrei erhalten hatte, und er wartete auf den letzten Blitz, auf den die Menschen warteten.
    Er kam wie ein Durchbruch durch die Wasseroberfläche, ein Ausbruch/Gleiten von Lust, der alle seine Nerven zur gleichen Zeit zum Kribbeln brachte und ihn dazu veranlaßte, eine Überschallbotschaft von Dankbarkeit auszuschicken, die seinen menschlichen Lenkern entging. Als Nachgedanke fiel ihm noch ein, zu pfeifen und seinen Kopf zu bewegen, um ihnen zu zeigen, daß sie den richtigen Punkt getroffen hatten. Er machte das immer wieder und veränderte jede Bewegung, so daß sie das ausdrückte, was er empfand.
    Trotzdem benötigten sie zwei Anläufe, bis sie merkten, daß sie genau die Reaktion bekamen, die sie wollten. Wenn man ihre Schwerfälligkeit berücksichtigte, war zweimal nicht zu viel. Wieder pfiff er und wand sich in dem Kasten, spritzte Wasser heraus, bis sie die Elektrode bewegten, um genau die richtige Stelle in seinem Gehirn zu treffen. Dann ließ er alles durch sich hindurchfließen, genoß es, gab es aber den anderen weiter, die darauf warteten, sein Vergnügen ebenso zu teilen wie seinen Schmerz.
    Draußen im Meer hielt das Pfeifen und Klatschen, das unregelmäßige Schwimmen, das Herausspringen aus dem Wasser, das Flossenklatschen beim Eintauchen in die Oberfläche an, solange der Strom angeschaltet war.
    Er wartete geduldig auf den Rest, während das Blut und der Druck in seinem Kopf sich steigerten. Glücklicherweise war die Verletzung an einem Ort erfolgt, wo sie schließlich seine Bewegungen beeinträchtigen, aber an seinen Empfindungen nichts ändern würde. Einen kurzen Augenblick lang fühlte er, wie groß der Druck auf seine Lungen sein würde, wenn er zum Grund herabsank, nachdem er seinen letzten steigenden/fallenden Hilferuf ausgeschickt hatte.
    Die Erfahrung des Körperverlustes nahm ein Delphin nie hin, ohne daß er seinen Hilferuf ausstieß, der nicht eigentlich Hilfe verlangte, sondern Gesellschaft. Er hörte, wie die Echos seines Rufs von den Beckenwänden zurückgeworfen wurden, und sie beunruhigten ihn. Nicht so sehr sein Sterben war es, das dieses Gefühl in ihm aufkommen ließ, sondern daß er allein starb. Von all den Dingen, die die Menschen dort draußen vor dem Tank ihm angetan hatten, war die Isolation das schlimmste.
    Nicht daß es viel Sinn gehabt hätte, wenn die anderen ihm sein Luftloch noch ein paar Stunden oder Tage über Wasser gehalten hätten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Lähmung die Lungen erreichte, und dann würde ihm das Verharren an der Oberfläche auch nichts mehr nützen. Trotzdem war es hart, allein den Körper zu verlieren, und es entmutigte ihn etwas. Es war unausweichlich, das wußte er; was geschah, das geschah. Dennoch starrte er zu dem Mann hoch, um von ihm getröstet zu werden.
    Er richtete sein Auge auf den Mann, der

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