Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
Vom Netzwerk:
enthielt. Nur ganz wenig von dem Blut stieg zurück in der Röhre hoch, und die Männer merkten noch nichts davon.
    Allein er und das Selbst wußten, daß sein Tod begonnen hatte. Er würde zwar langsam erfolgen, aber er würde nicht der schmerzhafteste Tod werden, den er hatte auf sich nehmen müssen. Die reißenden Zähne der Mörderwale und die entzündete Wunde von der Harpune, die zwei Wochen dazu gebraucht hatte, ihn aus seinem Körper zu verjagen, waren auf jeden Fall schmerzhafter gewesen.
    Er war friedlich gestimmt; es gab schließlich nicht soviel, worüber er sich hätte aufregen können. Sicher, es würde wie immer außerhalb des Körpers unbequem werden. Er würde lange warten müssen. Im letzten Jahr waren so viele gestorben, und so wenige waren geboren worden, daß es wahrscheinlich bis zur nächsten Geburtenperiode dauern würde, bis er wieder eine Form hatte. Nicht, daß die Zwischenzeit mit Schmerz verbunden wäre, wenn man von der passiven Qual absah, daß man keinen Spaß haben konnte.
    Auch kalt würde es sein, das spürte er jetzt schon. Es kam so sicher, wie das Blut aus der zerrissenen Arterie sickerte und sich am Gehirn sammelte. Langsam und unausweichlich wie die steigende Flut würde sich das Blut sammeln, bis es seine Gehirnwindungen ausfüllte und auf die verschiedenen Teile des Gehirns drückte, dabei mehr und mehr von der Blutzirkulation darin unterbrach, bis dem Hirn der Sauerstoff ausging und es langsam Zelle um Zelle abzusterben begann.

 
16
     
    Kirby trat sanft in das private Arbeitszimmer Seiner Exzellenz und schloß leise hinter sich die Tür. Seine Exzellenz hatte die Ellenbogen auf seinen Schreibtisch gestützt. Sein Kopf ruhte in seinen Händen. Kirby war sich sicher, daß er schlief. Obwohl er in einer Nacht nie mehr als vier Stunden schlief, ruhte er oft zwischendurch für zehn Minuten, wie ein Computer, der seine Eingänge abschaltet, um zu analysieren und Querverbindungen anzustellen. Kirby wartete einen Moment und ging dann auf den Schreibtisch zu.
    Er hatte noch keine zwei Schritte getan, als Seine Exzellenz sprach. Er hob den Kopf nicht von seinen Händen und schien noch immer zu schlafen. „Was gibt’s?“
    Kirbys Backen hingen ihm fast bis auf den Kragen herab; er ging ganz bis zu dem Schreibtisch hin, bevor er etwas sagte. Er beobachtete den Mann vor sich mit winzigen schwarzen Augen. Wenn er den Mund aufmachte, sprach er feierlich; das war eine Angewohnheit von ihm. „Von der Delphinflotte sind gerade Berichte gekommen.“
    Seine Exzellenz sprach zwischen den Händen hervor, als wolle er die Sache hinter sich bringen, ohne ganz wach zu werden. „Und …?“
    Kirby runzelte die Stirn; er konnte es nicht leiden, wenn er behandelt wurde, als sei er der Butler, der mit einer belanglosen Information über einen Besucher hereingekommen war. Er hatte die Vermutung, daß er es eines Tages genießen könnte, in diesen Kopf, der sich da weigerte, ihn anzusehen, eine Kugel zu schicken. Das war früher auch schon passiert. „ Delphin I und II melden keine besonderen Vorkommnisse, keine Störung“, sagte er.
    Seine Exzellenz wartete geduldig. Auch Kirby wartete. Schließlich seufzte Seine Exzellenz und hob den Kopf aus den Händen. Er sah Kirby streng an und schüttelte den Kopf. „Warum muß ich Ihnen eigentlich regelmäßig Informationen Stück für Stück aus der Nase ziehen?“
    Er schnaubte und lächelte; sein Lächeln war an der Oberfläche fast liebevoll bedauernd; darunter allerdings war es etwas ganz anderes. Es war immer darunter etwas ganz anderes.
    „Über eines brauche ich mir auf jeden Fall keine Gedanken zu machen, Kirby: daß Sie unter der Folter Staatsgeheimnisse preisgeben. Sie geben ja Ihre Informationen noch nicht einmal mir gern. Ich möchte wetten, daß man Ihnen die Augenlider abschneiden könnte, und sie würden nicht einmal ihren zweiten Vornamen verraten.“ Es hörte sich fast so an, als würde Seine Exzellenz ein solches Vorgehen in Erwägung ziehen.
    Kirby nickte feierlich. „Ein Mann im Sicherheitsdienst sollte immer zurückhaltend sein“, sagte er steif.
    Das Lächeln Seiner Exzellenz öffnete sich wie eine zackige Blechdose. „Halten Sie es für möglich, daß Sie Ihre professionelle Zurückhaltung so weil unterdrücken können, daß Sie es übers Herz bringen, mir zu verraten, was Delphin III berichtet hat?“ Selbst Kirby war sich nie ganz sicher, ob Seine Exzellenz sich ein wenig spielerischen Sarkasmus erlaubte oder ob er jemanden

Weitere Kostenlose Bücher