Klickpfiff
in ihrer Wut alles Leben auf dem Planeten zu zerstören. Und sicher wußten sie genug über den Menschen, um zu wissen, daß es genau das wäre, was er tun würde: den Planeten zu zerstören.
Einen schrecklichen Augenblick lang befürchtete er, daß sie eben dies wußten und daß sie der ganzen unzerbrechlichen Kette von Kommunikation, Konfrontation und Katastrophe folgten, weil dies der Lauf der Dinge war und nichts das aufhalten konnte, was bereits geschehen war.
Er fühlte sich wie eine Marionette, die auf einer Bühne in einem Stück herumstolperte, das seinen letzten Akt erreicht hat und das sein Verständnis so weit überstieg, daß er nicht einmal wußte, ob es eine Komödie oder eine Tragödie war. Und trotzdem zerrte er an seinen Fäden, wenn auch ohne viel Hoffnung.
Pearson stand auf und ging vom Becken weg. Er faßte den vagen Gedanken, die Insel zu verlassen, und den noch vageren Gedanken, daß er sich umbringen müsse, wenn er das nicht schaffte. Er fragte sich, ob sie seinen Selbstmord eher verstehen würden, als ihm das bei Sonnys Selbstmord gelungen war. Er fragte sich, ob er wohl alles richtig verstanden hatte, was sie mit ihm gemacht hatten.
Klickpfiff hingegen fragte sich, ob die Fähigkeit des Menschen, die Dinge falsch zu verstehen, wohl unbeschränkt sei.
23
Pearson hatte den zweiten Schritt noch nicht getan, als Klickpfiff mit einem hohen Sprung die Wasseroberfläche durchbrach. Er klapperte auf eine Art mit dem Schnabel, wie es Pearson bei älteren Delphinen oft gesehen hatte, wenn sie jüngere Delphine vor etwas warnen wollen, für das sie noch nicht alt genug sind, um es zu beherrschen oder zu verstehen. Es war sowohl eine Mißfallenskundgebung als auch eine Warnung. Pearson ignorierte es und ging noch einen weiteren Schritt auf die Labortür zu.
Er spürte, wie er durch das trübe Wasser des Mittelatlantik tauchte. Er hatte ein Opfer im Sinn, von dem er wußte, daß es direkt vor ihm war. Die Echos seines Ziels hatten sich schon fast abgeflacht, und es blieb keine Zeit mehr, um nachzusehen, was es war. Die schwarze Gestalt füllte sein gesamtes Gesichtsfeld aus, und er rammte sie an der Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß.
Er hatte sie kaum getroffen, als er schon scharf nach links abschwenkte, um an der gigantischen Fleischmauer vorbeizuschwimmen, die er gerade gerammt hatte. Zu spät senkte sich der Kopf, und die Kiefer prallten im Wasser an der Stelle zusammen, an der er gerade noch gewesen war.
Er raste von dem Tier weg und schwamm zur Oberfläche. Seine Lungen brannten nach Luft, und sein Luftloch durchbrach die Oberfläche keine Sekunde zu früh. Angst und Anstrengung hatten ihm das Letzte abverlangt, und er fühlte sich schon nach seinem zweiten Tauchen erschöpft. Er krümmte sich im Wasser und bereitete sich darauf vor, wieder hinunterzutauchen. Der riesige Körper des Mörderwals drohte unter ihm.
Pearson sah zwar durch die Augen des Delphins, behielt aber zur gleichen Zeit seine Identität. Er erlebte die Erfahrung, und zur gleichen Zeit sah er sich zu, wie er sie erlebte. Dem Teil seines Bewußtseins, der Pearson war, war der Angriff rätselhaft; es verstieß nämlich gegen jeglichen Instinkt, wenn ein Delphin einen Mörderwal angriff. Dennoch tat er es, er griff an und erwartete den nächsten Angriff. Wenn er wieder hinuntertauchte, war seine Überlebenschance nicht größer als vierzig Prozent, und trotzdem tauchte er zu diesen tödlichen Kiefern und den riesigen Zähnen, mit denen sie besetzt waren.
Der Kopf drehte sich weg von ihm nach links, wo er gerade von einem anderen Delphin gerammt worden war. Als er traf, hatte er seine Höchstgeschwindigkeit erreicht, und der Aufprall erschütterte ihn, aber er erschütterte ihn nicht halb so sehr wie das, was er dort unten sah – die Delphin IV.
Er schaute sie sich genau an und suchte nach einem Hinweis, der ihm verraten könnte, was sich hier abspielte. Er versuchte, die Anordnung der Männer außerhalb des U-Boots mit dem Verlauf der Ereignisse auf dem Tonband in Beziehung zu bringen. Die Inspektionsmannschaften und die offene Luke deuteten daraufhin, daß der Angriff gerade angefangen hatte. Aus dem Bewußtsein des Delphins war kein Hinweis darauf zu entnehmen, warum der Wal angegriffen wurde, aber eines war klar: Sie griffen den Wal an, ein Selbstmordunternehmen bestenfalls, und sie machten das aus einem Grund, der sich ohne Worte nicht hinreichend erklären ließ.
Pearson verstand, daß Klickpfiff ihm
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