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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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eine Erklärung für das Geschehen zeigen wollte – und nicht allein für das Geschehen selbst. Klickpfiff merkte, daß er es nicht schaffte. Er hatte keine Worte für das, was er erklären wollte, und keine Bilder, die Pearson verstehen würde. Er suchte krampfhaft das Bewußtsein von Pearson ab, um eine Erklärungsmöglichkeit zu finden, aber das war, als würde er nach Dekorationsstücken in einem Requisitenraum suchen, der so groß wie ein Kontinent war.
    Als sich Pearson wieder umdrehte, schwebte der Wal zwar immer noch über dem Schiff, aber er hatte sich verändert. Der Wal sah jetzt aus wie der riesige Lenker einer Marionette. Dicke Stricke baumelten von ihm herunter und führten zu verschiedenen Teilen des Schiffes. Die meisten führten durch die offene Luke, die sich weiter öffnete, als das Monster an einem Strick zog.
    Es sah lächerlich aus, bis Pearson die Bedeutung klar wurde. Der Delphin hatte offensichtlich dieses Bild verwendet, um ihm zu vermitteln, daß der Mörderwal die Kontrolle über das Schiff übernommen hatte.
    Er sah, wie die Inspektionsmannschaft zu der Luke schwamm und damit begann, sie zu schließen. Ohne Warnung schlug der Wal zu, und die Stricke schienen in ihm zu verschwinden. Die Inspektionsmannschaft bemerkte nichts von seinem Angriff, und der zerfetzende Kopf machte mit einem Schlag schwimmenden Abfall aus ihnen.
    Während der Wal seine Kraftlinien wieder ausfuhr und zu seiner vorherigen Position zurückkehrte, griff ihn ein Delphin nach dem anderen an, bis seine Augen sich schlossen und er langsam zum Grund hinuntersank. Die Stricke lösten sich dabei auf. Der Wal war tot, und seine Macht über die Delphin IV war zu Ende, soviel war klar, aber vieles war es noch nicht.
    Der Wal sank langsam zu dem U-Boot hinunter. Bevor er es ganz erreicht hatte, erschienen andere Mörderwale und richteten unter den Delphinen ein Gemetzel an, bevor sie einen schützenden Ring um den größten von ihnen bildeten, der aus sich Kraftlinien wie eine Spinne Fäden herausschickte. Die Linien liefen in die Luke hinein und verteilten sich dort, um sich an verschiedene Schaltstellen anzuheften. Die Rakete begann, sich in ihrem Schacht zu bewegen.
    In diesem Augenblick sah er, wie die Delphine den Körper des toten Wals in das Luk schoben. Pearson spürte nichts von dem Blitz, der folgte. Er runzelte die Stirn, als er sich das zusammensetzte, was er gesehen hatte. Mörderwale hatten ein U-Boot angegriffen, und Delphine hatten sie davon abgehalten. Aber warum? Er brauchte noch immer das Warum.

 
24
     
    Pearson spürte den rauhen Beton unter sich, sah das Becken neben sich, und dann verschwanden sie. Zuerst dachte er, er sei wieder im Wasser, wieder ein Delphin, aber das war er nicht. Er war … etwas anderes, woanders.
    Voll Heiterkeit schwebte er in einer Flüssigkeit, die er nicht erkannte. Selbst für seine empfindliche Haut war ihre Viskosität etwas Besonderes. Sie war flüssiger als Wasser, und sie schmeckte gut, sie hatte einen besonderen Pfiff.
    Die Flüssigkeit war zu gleicher Zeit farblos und farbig, mit tausend Farbschattierungen und doch klar. Er brauchte eine Zeitlang, bis ihm klar wurde, daß er Geräusche und Geschmack in Bilder übertrug. Die Flüssigkeit trug so viele Empfindungen in sich, daß sich seine Sinne zu überlastet vorkamen. Die Flüssigkeit war um so viel dicker als Wasser, wie Wasser dicker als Luft ist. Sie war das Element, in der sich seine Sinne ursprünglich entwickelt hatten. Er spürte, wie sein eigenes Bewußtsein sich losriß und angstgepeinigt vor der Erkenntnis weglief, daß er kein Delphin mehr war, daß er sich woanders als auf der Erde aufhielt und daß er eine Form hatte, die er sich nicht vorstellen konnte. Die Angst dauerte aber nur einen kurzen Augenblick, bis Klickpfiff ihn wieder ganz im Griff hatte. Das Erlebnis intensivierte sich, und Pearson erfaßte die Flüssigkeit mit allen seinen Sinnen; sein gesamtes Wesen wurde ein vielfältiges Sinnesorgan, das in einem Meer von Empfindungen schwamm.
    Mit seinen Ohren fing er Geräusche auf, die so fein waren, daß selbst sein Delphinsonar wie eine Art Taubheit erschien. Durch die Flüssigkeit bewegte sich der Schall schneller als durch das Wasser, und er traf auf seine Ohren, als sei er in einer Echokammer, nur mit dem Unterschied, daß hier die Dinge vereinigt und nicht verzerrt wurden. Er fühlte jede Wellenbewegung der Flüssigkeit wie eine Bewegung seiner eigenen Haut, die sich ins Endlose zu dehnen

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