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Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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Gestalten eingezwängt, die sie für so viele Äonen wie das Schicksal durch das dunkle Wasser ve r folgt hatten, und er wartete darauf, seine Macht zu entfe s seln.
    Hundert Meter entfernt schnitt ein Hai durch das Wasser wie ein Messer. Am Rand des Kreises schwamm Langschrei wie ein düsteres Schicksal, im Wasser so dunkel wie ein greifbarer Schatten.
    Der andere Organismus wartete wie ein Maul ohne M a gen bei dem Planeten wie ein Körper nahe am Ufer. Gena u so wie er nahe bei anderen Planeten gelauert hatte, bei Mi l lionen von ihnen, in Millionen von vergangenen Inkarnati o nen, lauerte er wieder und wartete darauf, daß das Selbst erneut fliehen würde, wie ein Wolf, der darauf lauert, daß ein Kaninchen aus seinem Versteck herausbricht.
    Hundert Meter entfernt folgte der Hai dumpf und hirnlos der Delphinspur wie ein Narr, der einem Faden folgt. Lan g schrei schlug kurz mit den Flossen und schwamm schräg von dem Schwarm weg, Reißzähnen gleich, die sich auf die Halsschlagader stürzen.
    In dem gemeinsamen Bewußtsein ging der Planet in Flammen auf, pulsierte an tausend verschiedenen Orten vor Strahlung und explodierte, während sie wie erschreckte H a sen von ihm flohen. Dann schob sich das Gnomengesicht eines Mannes wie eine Alternative über das Bild und bran n te sich in ihr Bewußtsein hinein. Schon bevor es ganz deu t lich geworden war, setzten sich Klickpfiff und Langpfiff in Bewegung.
    Direkt am Rand des Rings griff Langschrei den Hai an und tötete ihn mit seinen Rammstößen.

9
     
    Klickpfiff bewegte sich im Wasser wie ein Muskel unter der Haut und las die Entfernung, Gestalt und Beschaffenheit der Mauer mit leisen Klicktönen. Das war der Augenblick, den er am meisten mochte von allen Zyklen in der Kette, von allen Paarungen, von allem Gebären und Geborenwe r den, von jedem Mal, als er durch den Vorhang des Todes gegli t ten und auf der anderen Seite als einzelne bewußte Zelle herausgekommen war, um sich selbst zu wiederholen, von dem ganzen Kreis der Dinge hinter ihm, die er in dieser G e stalt erlebt hatte, und von den wenigen, die noch vor ihm lagen.
    Seine Haut bewegte sich mit dem Wasserstrom über se i nem torpedoförmigen Körper und verringerte so die Re i bung bis auf den Nullpunkt. Wo die Mauern an seiner Seite verliefen, kamen die Echos seiner Klickgeräusche hart und klar zu ihm zurück. Wo die Mauern sich trafen und Ecken bildeten, kamen sie in einem Fischgrätenmuster zurück, und als V, wo die Echos von zwei Ecken sich übereinanderlage r ten. Wenn die Mauern auch hundert Meter entfernt waren, waren sie für ihn doch so real, als hätte er sie berührt, o b wohl die Echos auf seiner Haut keine Kratzer hinterließen, wie das die Mauern getan hätten.
    Als er in der Mitte des Beckens war, senkte er seine Nase zum Grund und krümmte seinen Rücken, so daß seine Rü c kenflosse wie ein Messer die Oberfläche durchbrach. Die Flosse wurde von der Luft gekitzelt, und das Wasser glitt wie eine Liebkosung an ihr entlang. An der Trennlinie zw i schen Wasser und Luft gab es für ihn eine Mischung von Gefühlen, an denen er fast soviel Spaß hatte wie an dem Echo, das von dem Klicken zurückgeworfen wurde, das von Langschreis Körper zurückprallte.
    Hätte er nicht sowieso schon ein permanentes Grinsen auf seinem Mund getragen, hätte er mit seinem Delphingesicht gegrinst. Alles stimmte hier; sogar die Tatsache, daß das Becken relativ kurz war, störte ihn nicht. Das Wasser im Becken war gerade richtig, weil es den halben Vormittag hindurch von der Sonne gewärmt worden war; die Temper a tur veränderte sich zum Grund hin für seine hyperempfindl i che Haut in fast unmerklichen Schichtungen, und er konnte tauchen und bemerken, wie sie sich in jeder Stufe verände r te, als sei sie die durchsichtige Schale einer Zwiebel.
    Das Wasser war weich, und es hatte keinen chemischen Geschmack, wie er das schon manchmal angetroffen hatte. Es war perfektes Wasser, und er schien es mit seinem g e samten Körper zu schmecken, als er durch dieses Wasser raste. Obwohl die Länge des Beckens ihn weit unter seiner Spitzengeschwindigkeit hielt, blitzte er doch wie ein bla u grauer Streifen von seinem einen Ende zum anderen. Er ha t te kaum den dritten Satz seiner Klicks zur Entfernungsme s sung ausgeschickt, als er schon durch die Echos des zweiten schwamm. Das Dreieck der Reflexionen hatte sich zu einer Pyramide verbreitert, und auch die Vibrationen im Fischgr ä tenmuster hatten sich abgeflacht und trafen

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