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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Macht. Neues Lob fiel ihr nicht ein, aber sie pflichtete ihm in allem bei, was er behauptete, und sie einigten sich schließlich ohne jede Schwierigkeit darauf, dass alles in allem sein Gefährt das am besten ausgestattete, sein Wagen der eleganteste, sein Pferd das ausdauerndste und er der beste Fahrer war. »Sie glauben doch nicht wirklich, Mr. Thorpe«, sagte Catherine und wagte damit, dieses Problem ein für allemal als erledigt anzusehen und das Thema geringfügig zu variieren, »dass James’ Gig zusammenbrechen wird?«
    »Zusammenbrechen! Großer Gott! Haben Sie schon je in Ihrem Leben so eine Klapperkiste gesehen? Es gibt an ihr kein einziges solides Stück Eisen. Die Räder sind seit mindestens zehn Jahren abgefahren, und das Gestell! So wahr ich lebe, eine Berührung von Ihnen, und es fällt auseinander. So eine tückische alte Mühle hab ich noch nie erlebt. Gott sei Dank, unser Gefährt ist besser. Ich würde nicht für fünfzigtausend Pfund zwei Meilen darin fahren.«
    »Du liebe Güte!« rief Catherine völlig verängstigt. »Dann lassen Sie uns bitte umkehren; sie haben bestimmt einen Unfall, wenn wir weiterfahren. Wir müssen unbedingt umkehren, Mr. Thorpe. »Halten Sie an und sprechen Sie mit meinem Bruder, und sagen Sie ihm, wie gefährlich der Wagen ist.«
    »Gefährlich! Mein Gott, was ist denn schon dabei? Dann fallen sie eben raus, wenn die Karre zusammenbricht, und die Straße ist so schlammig, es wird sich ausgezeichnet fallen. Ach verflucht! Der Wagen ist ziemlich sicher, wenn man weiß, wie man ihn fahren muss. So ein Ding hält bei richtiger Behandlung länger als zwanzig Jahre, wenn es längst nicht mehr das neueste ist. Großer Gott! Ich wette fünf Pfund, dass ich ihn nach York und zurück fahre, ohne einen Nagel zu verlieren.«
    Catherine hörte mit Verblüffung zu; sie wusste nicht, wie sie zwei so verschiedene Darstellungen derselben Sache miteinander vereinbaren sollte, denn sie war nicht dazu erzogen worden, die Bedürfnisse eines Schwätzers zu begreifen oder gar zu wissen, zu welchen haltlosen Behauptungen und unverschämten Lügen ein Übermaß an Eitelkeit führen kann. Ihre eigene Familie bestand aus schlichten, geradlinigen Leuten, die sich selten bemühten, irgendwie geistreich zu sein, da ihr Vater sich, wenn überhaupt, mit einem Wortspiel und ihre Mutter mit einem Sprichwort zufriedengaben. Es gehörte deshalb nicht zu ihren Gewohnheiten, aus Geltungsbedürfnis Lügen zu erzählen, oder in einem Augenblick etwas zu behaupten und sich im nächsten selbst zu widersprechen. Sie dachte über die ganze Angelegenheit einige Zeit mit ziemlicher Ratlosigkeit nach und war mehr als einmal im Begriff, Mr. Thorpe um Aufklärung über seine wahre Ansicht zu bitten, aber sie zügelte sich jedes Mal, weil sie den Eindruck hatte, dass es nicht seine Stärke war, Dinge aufzuklären, die er vorher verwirrt hatte, und als noch die Überlegung hinzukam, dass er seine Schwester und seinen Freund nicht wirklich einer Gefahr aussetzen würde, vor der er sie so leicht bewahren konnte, entschied sie zu guter Letzt, dass er genau wusste, dass der Wagen völlig sicher war, und sie sich nicht weiter zu beunruhigen brauchte. Er hatte anscheinend die Sache schon völlig vergessen, und die ganze übrige Unterhaltung, oder vielmehr der Wortschwall, begann und endete mit ihm und seinen eigenen Angelegenheiten. Er erzählte von Pferden, die er für einen Spottpreis gekauft und für ein halbes Vermögen wieder verkauft hatte, von Jagdpartien, bei denen er (ohne einen einzigen guten Schuss) mehr Vögel geschossen hatte als alle seine Freunde zusammen, und er beschrieb ihr eine tolle Fuchsjagd mit Hunden, bei der seine Voraussicht und sein Geschick im Lenken der Hunde die Fehler der erfahrensten Jäger wiedergutgemacht hatte und seine Tollkühnheit beim Reiten, obwohl dadurch sein Leben keinen Augenblick gefährdet war, die anderen ständig in Schwierigkeiten gebracht hatte, was vielen, wie er ruhig schloss, das Genick gebrochen hatte.
    So wenig Catherine gewöhnt war, selbständig zu urteilen, und so ungenau ihre Vorstellungen davon waren, wie Männer sich benehmen sollten, konnte sie doch einen gelinden Zweifel nicht ganz unterdrücken, während sie die Ergüsse seiner grenzenlosen Eitelkeit über sich ergehen ließ, ob sie ihn eigentlich alles in allem liebenswürdig fand. Es war eine kühne Vermutung, denn immerhin war er Isabellas Bruder, und James hatte ihr versichert, dass er durch sein Benehmen bei

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