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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Menge, und Catherine nahm gleich ihren gewohnten Platz an der Seite ihrer Freundin ein. James, der sich nun ständig um Isabella bemühte, nahm die andere Seite ein, und sie trennten sich von den anderen und wandelten auf diese Weise eine Zeitlang auf und ab, bis Catherine anfing zu zweifeln, ob es eine glückliche Konstellation war, immer nur auf ihre Freundin und ihren Bruder angewiesen zu sein, wenn sie von beiden so wenig hatte. Sie waren zwar immer in irgendeine empfindsame Unterhaltung oder eine lebhafte Diskussion versunken, aber sie tauschten ihre Empfindungen in solchem Flüsterton aus und begleiteten ihre lebhaften Ausbrüche mit so viel Gelächter, dass Catherine, obwohl sie gar nicht so selten von ihm oder ihr um Zustimmung gebeten wurde, dazu beim besten Willen nicht imstande war, weil sie gar nicht wusste, wovon eigentlich die Rede war. Zu guter Letzt aber gelang es ihr, sich von ihrer Freundin loszumachen, weil sie sich ganz fest vorgenommen hatte, unbedingt mit Miss Tilney zu sprechen, die sie zu ihrer Freude gerade mit Mrs. Hughes die Halle betreten sah und der sie sich umgehend und mit größerer Entschlossenheit, ihre Bekanntschaft zu machen, näherte, als sie ohne die gestrige Enttäuschung aufgebracht hätte. Miss Tilney begrüßte sie freundlich und sehr höflich, erwiderte ihr Entgegenkommen ebenso lebhaft, und sie gingen solange miteinander auf und ab, bis beide Gruppen die Halle verließen, und obwohl höchstwahrscheinlich keine von beiden eine Beobachtung machte oder eine Formulierung benutzte, die unter diesem Dach nicht in jeder Saison schon hundertmal vorher gemacht und benutzt worden war, durfte doch in ihrem Fall die Tatsache, dass sie alles ungekünstelt und ohne Hintergedanken vorbrachten, als ein Verdienst angesehen werden.
    »Wie gut Ihr Bruder tanzt!«, bemerkte Catherine gegen Schluss ihrer Unterhaltung arglos, was ihre Begleiterin gleichzeitig überraschte und belustigte.
    »Henry?«, entgegnete sie lächelnd. »Ja, er tanzt sehr gut.«
    »Er muss es als sehr merkwürdig empfunden haben, dass ich neulich Abend zu ihm sagte, ich wäre schon vergeben, und er mich dann sitzenbleiben sah. Aber ich war wirklich seit vormittags an Mr. Thorpe vergeben.« Miss Tilney konnte sich nur verneigen. »Sie ahnen ja nicht«, sagte Catherine nach einem kurzen Schweigen, »wie überrascht ich war, ihn wiederzusehen. Ich war so davon überzeugt, dass er endgültig abgereist sei.«
    »Als Henry das Vergnügen hatte, Sie kennenzulernen, war er nur ein paar Tage in Bath. Er war nur gekommen, um ein Quartier für uns zu suchen.«
    »Darauf bin ich gar nicht gekommen, und da ich ihn nirgendwo mehr sah, dachte ich natürlich, er sei abgereist. War die Dame, mit der er am Montag getanzt hat, nicht eine Miss Smith?«
    »Ja, eine Bekannte von Mrs. Hughes.«
    »Sie hat bestimmt mit dem größten Vergnügen getanzt. Finden Sie sie hübsch?«
    »Nicht besonders.«
    »Er kommt wohl nie zur Brunnenhalle?«
    »Doch, manchmal, aber heute Vormittag ist er mit meinem Vater ausgeritten.«
    Mrs. Hughes gesellte sich nun zu ihnen und fragte Miss Tilney, ob sie zum Gehen bereit sei. »Hoffentlich habe ich das Vergnügen, Sie bald wiederzusehen«, sagte Catherine. »Sind Sie morgen auf dem Kotillonball?« 22
    »Vielleicht werden wir … ja, wir kommen bestimmt.«
    »Das freut mich, denn wir sind auch alle da.« Diese Höflichkeit wurde erwidert, und sie trennten sich – Miss Tilney mit einem kleinen Einblick in die Gefühle ihrer neuen Bekannten und Catherine ohne den geringsten Argwohn, sie verraten zu haben.
    Sie ging überglücklich nach Hause. Der Vormittag hatte alle ihre Hoffnungen erfüllt, und der Abend des folgenden Tages war nun das Ziel ihrer Erwartungen, ihr Lebensinhalt. Was für ein Kleid und was für einen Kopfschmuck sie bei dieser Gelegenheit tragen sollte, nahm nun ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Zu entschuldigen ist das nicht. Sich durch Kleidung hervorzutun, ist immer ein Zeichen von Oberflächlichkeit, und durch Übereifer in dieser Hinsicht erreicht man oft das Gegenteil. Catherine wusste all das sehr gut; ihre Großtante hatte ihr gerade vorige Weihnachten einen Vortrag über das Thema gehalten, und doch lag sie Mittwochnacht zehn Minuten wach und schwankte zwischen ihrem gepunkteten und ihrem bestickten Musselinkleid, und nur die Kürze der Zeit hinderte sie daran, bis zum Abend noch ein neues zu kaufen. Dies wäre ein großer, wenn auch nicht seltener Fehler gewesen, vor dem nur ein

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