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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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ja, aber jedenfalls ist er ein ganz reizender junger Mann, sagt Mrs. Hughes, und wird es weit bringen.«
    Catherine fragte nicht weiter; sie hatte genug gehört, um zu merken, dass Mrs. Allen nichts Genaues zu berichten hatte und es ein wahres Unglück für sie war, dass sie eine solche Begegnung mit Bruder und Schwester verpasst hatte. Hätte sie diesen Umstand vorausgesehen, dann hätte nichts sie dazu überreden können, mit den anderen wegzufahren; aber wie die Dinge lagen, konnte sie nur ihr Pech beklagen und darüber nachdenken, was sie verpasst hatte, bis sie keinen Zweifel mehr hegte, dass die Fahrt durchaus nicht angenehm und John Thorpe selbst unausstehlich war.

Kapitel 10
    Die Allens, die Thorpes und die Morlands trafen sich abends alle im Theater, und da Catherine und Isabella zusammensaßen, hatte diese die Gelegenheit, wenigstens einen kleinen Teil der »vielen tausend Neuigkeiten« loszuwerden, die sich in ihr während der unermesslich langen Zeit ihrer Trennung aufgespeichert hatten: »Du liebe Güte, meine liebste Catherine, hab ich dich endlich!« wandte Isabella sich an diese, als sie die Loge betraten und sich setzten. »So, Mr. Morland«, denn er war an ihrer anderen Seite, »ich werde den ganzen Abend kein einziges Wort mehr mit Ihnen sprechen, Sie brauchen also gar nicht damit zu rechnen. Meine süße kleine Catherine, wie geht es dir nach dieser Ewigkeit? Die Frage ist eigentlich überflüssig, denn du siehst zauberhaft aus. Und erst deine Frisur – sie ist noch traumhafter als sonst. Du kleine Schelmin, du willst wohl alle Blicke auf dich ziehen. Glaub mir, mein Bruder ist schon über beide Ohren in dich verliebt, von Mr. Tilney ganz zu schweigen, aber das steht ja schon lange fest. Sogar du in deiner Bescheidenheit kannst seine Zuneigung nicht mehr leugnen; seine Rückkehr nach Bath spricht Bände. Oh, was gäbe ich nicht dafür, ihn zu sehen! Ich kann es vor Ungeduld kaum erwarten. Meine Mutter sagt, er ist der zauberhafteste junge Mann der Welt. Sie hat ihn doch heute Vormittag getroffen; du musst ihn mir vorstellen. Ist er hier im Theater? Sieh dich um Himmels willen um! Glaub mir, ich halte es kaum noch aus, bis ich ihn kennenlerne.«
    »Nein«, sagte Catherine, »er ist nicht hier. Ich kann ihn nirgends sehen.«
    »Wie grauenhaft! Soll ich ihn denn nie kennenlernen? Wie gefällt dir mein Kleid? Es sieht nicht übel aus, wie? Die Ärmel sind ganz und gar mein eigener Entwurf. Weißt du, Bath ist mir entsetzlich verleidet. Ein paar Wochen ist es hier ja phantastisch, aber dein Bruder und ich waren uns heute Morgen einig, dass wir nicht für ein Vermögen hier leben möchten. Wir merkten bald, dass wir beide eine Schwäche für das Land haben, wirklich, wir waren uns beide darüber so einig, es war einfach grotesk! Nicht eine Kleinigkeit, worin wir verschiedener Meinung waren; ich bin froh, dass du nicht dabei warst. Du bist ein so schlaues kleines Biest, du hättest bestimmt irgendwelche albernen Bemerkungen darüber gemacht.«
    »Nein, das hätte ich ganz bestimmt nicht.«
    »O doch, das hättest du bestimmt, ich kenne dich besser als du. Du hättest uns erzählt, dass wir füreinander geschaffen sind oder so einen ähnlichen Unsinn, was mir ausgesprochen peinlich gewesen wäre. Meine Wangen hätten geglüht wie deine Rosen; ich bin froh, dass du nicht dabei warst.«
    »Du tust mir wirklich unrecht, ich hätte auf gar keinen Fall eine so unangebrachte Bemerkung gemacht, und außerdem – auf so etwas wäre ich bestimmt gar nicht gekommen.«
    Isabella lächelte ungläubig und unterhielt sich den Rest des Abends mit James.
    Den ganzen nächsten Vormittag bemühte sich Catherine unvermindert, Miss Tilney zu treffen, und bis es Zeit für die Brunnenhalle war, wurde sie die Sorge nicht ganz los, dass sie sie zum zweiten Mal verpassen könnte. Aber nichts dergleichen geschah, keine Besucher erschienen, um sie aufzuhalten, und sie machten sich zu dritt rechtzeitig auf den Weg zur Brunnenhalle, wo alles, einschließlich der Gespräche, seinen gewohnten Lauf nahm. Mr. Allen gesellte sich, als er sein Glas »Brunnen« getrunken hatte, zu einigen Herren, um die politischen Tagesereignisse zu besprechen und die Berichte in den Zeitungen auszutauschen, und die Damen wandelten zusammen in der Halle auf und ab und nahmen jedes neue Gesicht und beinahe auch jeden neuen Hut zur Kenntnis. Der weibliche Teil der Familie Thorpe erschien, begleitet von James Morland, knapp eine Viertelstunde später in der

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