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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Mit lebhaftem Interesse und großer Bewunderung verfolgten ihre Augen nun den General, wie er sich durch die Menge bewegte, und sie dachte heimlich bei sich: »Was für eine gutaussehende Familie sie doch sind!«
    Die Unterhaltung mit Miss Tilney kurz vor Ende des Abends war für sie eine neue Quelle der Freude. Seit ihrer Ankunft in Bath hatte sie keinen Spaziergang in die Umgebung gemacht. Miss Tilney, die alle vielbesuchten Plätze der Umgebung gut kannte, sprach auf eine Weise davon, dass Catherine ganz neugierig darauf wurde, und auf ihre Befürchtung, keine Begleitung zu haben, schlugen Bruder und Schwester vor, an einem der nächsten Vormittage einen gemeinsamen Spaziergang zu unternehmen. »Etwas Schöneres«, rief sie, »könnte ich mir gar nicht wünschen, und wir wollen es nicht lange aufschieben – wir wollen morgen gehen.« Damit waren sie gerne einverstanden, nur machte Miss Tilney es davon abhängig, dass es nicht regnen dürfe, aber da war Catherine ganz sicher. Um zwölf Uhr wollten sie sie in der Pulteney Street abholen, und »Nicht vergessen, zwölf Uhr!« waren die Abschiedsworte an ihre neue Freundin. Von ihrer anderen, ihrer älteren, ihrer vertrauteren Freundin Isabella, deren Fröhlichkeit und Wert sie vierzehn Tage lang genossen hatte, sah sie während des ganzen Abends kaum etwas. Doch obwohl sie ihr liebend gern von ihrem Glück berichtet hätte, stimmte sie Mr. Allens Wunsch, früh nach Hause zu gehen, gerne zu, und ihr Herz hüpfte auf dem Heimweg auf und ab wie die Sänfte, in der sie saß.

Kapitel 11
    Der nächste Morgen sah grau in grau aus; die Sonne machte nur ein paar zaghafte Versuche zu erscheinen, und Catherine deutete all das als sehr günstiges Omen. Ein sonniger Morgen so früh im Jahr, fand sie, konnte nur Regen verheißen, aber ein bewölkter versprach eine allmähliche Aufheiterung im Laufe des Tages. Sie wandte sich an Mr. Allen zur Bestätigung, aber da Mr. Allen nicht seinen eigenen Himmel und sein eigenes Barometer um sich hatte, lehnte er es ab, ihr Sonnenschein fest zuzusagen. Sie wandte sich an Mrs. Allen, und Mrs. Allens Ansicht klang vielversprechender. ›Sie zweifle nicht im Geringsten daran, dass es ein sehr schöner Tag würde, wenn nur die Wolken weggingen und die Sonne dabliebe.‹
    Aber ungefähr um elf Uhr erblickte Catherines wachsames Auge auf der Fensterscheibe ein paar kleine Regentropfen, und in verzweifeltem Ton brach es aus ihr heraus: »Oje, jetzt regnet es doch noch.«
    »Das habe ich mir gleich gedacht«, sagte Mrs. Allen.
    »Kein Spaziergang heute«, seufzte Catherine, »aber vielleicht wird es ja nicht so schlimm, oder es hält sich bis zwölf.«
    »Vielleicht, mein Kind, aber dann ist es bestimmt sehr schmutzig draußen.«
    »Oh, das schadet nichts, Schmutz macht mir nichts aus.«
    »Nein«, sagte ihre mütterliche Freundin ungerührt, »ich weiß, Schmutz macht Ihnen nichts aus.«
    Nach kurzer Pause sagte Catherine: »Es wird immer schlimmer«, während sie am Fenster stand und hinaussah.
    »Ja, wirklich. Wenn es so weiterregnet, sind die Straßen bestimmt sehr nass.«
    »Da sind schon vier offene Regenschirme. Wie ich den Anblick von Regenschirmen hasse!«
    »Sie sind umständlich mitzuschleppen. Ich nehme im Zweifelsfall lieber eine Sänfte.«
    »Und es war ein so vielversprechender Morgen! Ich war so überzeugt, es würde trocken bleiben.«
    »Es sah auch ganz danach aus. In der Brunnenhalle werden auch nicht viele Leute sein, wenn es den ganzen Vormittag regnet. Hoffentlich zieht Mr. Allen seinen Mantel an, wenn er ausgeht, aber ich fürchte, nein, denn nichts zieht er so ungern an wie einen Mantel. Ich verstehe gar nicht, was er dagegen hat, es muss doch bequem sein.«
    Es regnete immer weiter – gleichmäßig, wenn auch nicht stark. Alle fünf Minuten ging Catherine zur Uhr und drohte jedes Mal beim Wiederkommen, wenn es noch fünf Minuten regne, werde sie die Sache verloren geben. Die Uhr schlug zwölf, und es regnete immer noch. »Aus dem Spaziergang wird wohl nichts, mein Kind.«
    »Ich lasse die Hoffnung noch nicht ganz fahren. Ich gebe erst um Viertel nach zwölf auf. Um diese Zeit klart es meistens auf, und es wird, glaube ich, wirklich schon etwas heller. Da, zwanzig Minuten nach zwölf, jetzt gebe ich auf. Oh, wenn wir hier wenigstens Wetter hätten wie in
Udolpho
oder wie in der Toskana oder in Südfrankreich! Die Nacht, in welcher der arme St. Aubin starb! 23 Solch herrliches Wetter!«
    Um halb eins, als Catherines

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