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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Spazierengehen! Ebenso gut könnten Sie fliegen wollen wie spazieren gehen. So schmutzig war es den ganzen Winter nicht, überall knöcheltiefer Schmutz.«
    Isabella bestätigte seine Aussage: »Liebste Catherine, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schmutzig es ist. Also, du musst mitkommen, du hast keinen Grund hierzubleiben.«
    »Ich würde die Burg gerne sehen, aber kann man auch alles besichtigen? Kann man auch alle Treppen hinauf- und in alle Zimmer hineingehen?«
    »Na klar, in jede kleinste Ecke.«
    »Aber was, wenn sie nur eine Stunde ausgefahren sind, bis es trockener ist, und dann vorbeikommen?«
    »Keine Sorge, die Gefahr besteht nicht, denn ich hörte Tilney einem Reiter zurufen, der gerade vorbeikam, sie wollten ganz bis nach Wick Rocks.«
    »Dann komme ich mit. Was meinen Sie, Mrs. Allen?«
    »Wie Sie wollen, mein Kind.«
    »Mrs. Allen, Sie müssen ihr zureden«, riefen alle drei gleichzeitig. »Na schön, mein Kind«, sagte sie, »dann müssen Sie wohl mit.« Und in zwei Minuten waren sie auf dem Weg.
    Catherine empfand ein leichtes Unbehagen, als sie in die Kutsche stieg. Sie wurde hin und her gerissen zwischen dem Verzicht auf ein großes Vergnügen und der Hoffnung, bald ein neues, fast ebenso großes, wenn auch ganz anderes zu erleben. Sie fand, es war nicht nett von den Tilneys, ihre Verabredung so bereitwillig aufzugeben, ohne ihr eine Entschuldigung zu schicken. Es war jetzt fast eine Stunde seit ihrer ursprünglichen Verabredung vergangen, und trotz allem, was sie über die unglaublichen Berge von Schmutz im Laufe dieser einen Stunde gehört hatte, konnte sie aufgrund ihrer eigenen Beobachtungen nicht umhin zu denken, dass sie ohne große Schwierigkeiten hätten gehen können. Von ihnen geringschätzig behandelt zu werden, war sehr schmerzlich. Andererseits war der Reiz, ein Gebäude wie
Udolpho
zu besichtigen – denn so stellte sie sich Blaize Castle in ihrer Phantasie vor – ein so starkes Gegengewicht, dass es sie für fast alles entschädigte. Sie fuhren zügig und ohne viel zu reden die Pulteney Street hinunter und über Laure Placet. Thorpe redete auf sein Pferd ein, und sie war in Gedanken immer abwechselnd bei gebrochenen Versprechen und zerbrochenen Spitzbögen, Phaetons und geheimnisvollen Vorhängen, Tilneys und Falltüren. Als sie in Argyll Buildings einbogen, wurde sie allerdings durch die Worte ihres Begleiters aus ihren Gedanken gerissen: »Wer ist das Mädchen, das Sie im Vorbeigehen so aufmerksam gemustert hat?«
    »Wer? Wo?«
    »Auf der rechten Straßenseite. Sie muss schon fast außer Sicht sein.« Catherine blickte sich um und sah Miss Tilney am Arm ihres Bruders langsam die Straße hinuntergehen. Sie sah, wie ihr beide nachblickten. »Halt, halt, Mr. Thorpe!«, rief sie ungeduldig. »Es ist Miss Tilney, bestimmt. Wie konnten Sie mir nur erzählen, dass sie weggefahren sind? Halt, halt, ich möchte augenblicklich aussteigen und zu ihnen zurückgehen.« Aber all ihr Reden fruchtete nichts, Thorpe trieb nur sein Pferd an. Die Tilneys, die bald aufgehört hatten, ihr nachzublicken, verschwanden diesen Augenblick hinter der Ecke Laura Place aus ihrer Sicht, und im nächsten Augenblick schwenkten sie selbst schon auf Market Place ein. Aber trotzdem bat sie ihn noch eine ganze Straße lang inständig, anzuhalten. »Ich bitte Sie, halten Sie an, Mr. Thorpe. Ich muss zurück zu Miss Tilney.« Aber Mr. Thorpe lachte nur, ließ seine Peitsche knallen, ermunterte sein Pferd, machte komische Geräusche und fuhr weiter, und Catherine hatte, wütend und verärgert, wie sie war, keine Möglichkeit auszusteigen, musste von ihrem Wunsch ablassen und nachgeben. Sie sparte allerdings nicht mit Vorwürfen an ihn. »Wie konnten Sie mich so hintergehen, Mr. Thorpe! Wie konnten Sie behaupten, Sie hätten sie Landsdown Street hinunterfahren sehen! Was fällt Ihnen eigentlich ein! Die Tilneys werden mein Verhalten so unverständlich, so rücksichtslos finden. Und dann noch an ihnen vorbeizufahren, ohne ein Wort zu sagen! Sie ahnen ja nicht, wie ärgerlich ich bin. Mir ist Clifton ganz verleidet und alles andere auch. Ich würde tausendmal lieber jetzt sofort aussteigen und zu ihnen zurückgehen. Wie können Sie nur sagen, dass Sie sie in einem Phaeton fahren sahen!« Thorpe verteidigte sich vehement, behauptete, er habe noch nie zwei Männer gesehen, die sich so ähnelten, und wollte nur höchst widerwillig zugeben, dass es nicht Tilney selbst gewesen sei.
    Auch nach Beendigung des

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