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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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abgeschieden.«
    Da Catherine beobachtete, wie Isabellas Augen ständig in gespannter Erwartung auf die eine oder andere Tür gerichtet waren, und da sie sich erinnerte, wie oft ihre Freundin ihr fälschlich vorgeworfen hatte, durchtrieben zu sein, hielt sie dies für eine gute Gelegenheit, Isabellas Vorstellung zu entsprechen, und sagte deshalb vergnügt: »Sei nicht so unruhig, Isabella, James wird sicher bald kommen.«
    »Pah! Mein liebes Kind«, erwiderte sie, »du hältst mich doch wohl nicht für so naiv, dass ich ihn immer am Gängelband führen will. Es wäre ja abscheulich, immer zusammen zu sein; ganz Bath würde sich ja über uns lustig machen. Und du fährst also nach Northanger! Das freut mich ungeheuer. Es soll eins der schönsten alten Gebäude Englands sein. Ich verlasse mich darauf, dass du mir alles ganz ausführlich beschreibst.«
    »Ich werde mir alle Mühe geben. Auf wen wartest du? Wollten deine Schwestern kommen?«
    »Ich warte auf niemanden. Irgendwo muss man ja hinsehen, und du weißt ja, dass ich die komische Angewohnheit habe, ins Leere zu starren, wenn ich in Gedanken hundert Meilen entfernt bin. Ich kann manchmal ungeheuer geistesabwesend sein; ich glaube, so geistesabwesend wie ich kann kein Mensch auf der Welt sein. Tilney sagt, besonders empfindsame Menschen haben das so an sich.«
    »Aber, Isabella, ich dachte, du wolltest mir etwas Bestimmtes erzählen.«
    »Ach so! Ja richtig, das wollte ich. Aber da hast du den Beweis für das, was ich gerade gesagt habe. Mein armer Kopf! Ich hätte es völlig vergessen. Also, die Sache ist die, dass ich gerade einen Brief von John bekommen habe. Du ahnst sicher, was darin steht.«
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Mein Schatz, verstell dich nicht so schrecklich. Über wen soll er wohl schreiben als über dich. Du weißt doch, dass er bis über beide Ohren in dich verliebt ist.«
    »In mich, liebe Isabella?«
    »Aber, meine liebste Catherine, tu doch nicht so! Bescheidenheit und so ist ja ganz schön auf seine Art, aber manchmal ist ein bisschen schlichte Ehrlichkeit ebenso angebracht. Ich bin ja schließlich auch nicht so überspannt. Du willst doch nur nach Komplimenten angeln. Wie er dich umworben hat, das merkte ja ein Blinder. Und noch eine halbe Stunde vor seiner Abreise hast du ihn eindeutig ermutigt. Das steht in seinem Brief, da steht, dass er dir mehr oder minder einen Antrag gemacht und du auf seine Bewerbung sehr entgegenkommend reagiert hast, und ich soll mich für ihn bei dir verwenden und ihn ins rechte Licht setzen. Du kannst es dir also sparen, so zu tun, als wüsstest du von nichts.«
    Mit dem Eifer der Wahrhaftigkeit bekundete Catherine ihre Überraschung über diesen Vorwurf, indem sie beteuerte, nicht die mindeste Ahnung von Mr. Thorpes Verliebtheit und daher auch nicht die Absicht gehabt zu haben, ihn zu ermutigen. »Was die Aufmerksamkeiten von seiner Seite angeht, so gebe ich mein Ehrenwort, dass ich mir ihrer nicht einen Augenblick bewusst gewesen bin, außer dass er mich am Tag seiner Ankunft zum Tanzen aufforderte. Und dass er mir angeblich einen Antrag oder so etwas Ähnliches gemacht hat – dabei muss es sich um einen unerklärlichen Irrtum handeln. So etwas hätte ich doch bestimmt nicht missverstanden, und da ich immer ehrlich zu sein versuche, so beteuere ich feierlich, dass kein Wort davon zwischen uns gefallen ist. Die letzte halbe Stunde vor seiner Abreise! Es muss alles ganz und gar ein Irrtum sein, denn ich habe ihn den ganzen Vormittag überhaupt nicht gesehen.«
    »Doch, das hast du, denn du hast den ganzen Vormittag in Edgar’s Buildings verbracht. Es war der Tag, an dem die Zustimmung deines Vaters eintraf, und ich bin ziemlich sicher, dass ihr beide einige Zeit, bevor du das Haus verließt, allein im Wohnzimmer wart.«
    »So? Na ja, wenn du es sagst, wird es wohl stimmen, aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Ich erinnere mich jetzt, dass ich bei euch war und ihn zusammen mit den anderen gesehen habe, aber dass wir auch nur fünf Minuten allein waren … Wie auch immer, es lohnt sich nicht, darüber zu streiten, denn wie immer er es aufgefasst hat, aus der Tatsache, dass ich keinerlei Erinnerung daran habe, kannst du ersehen, dass ich etwas Derartiges von ihm weder für möglich hielt, noch erwartete oder wünschte. Ich bin geradezu bestürzt, dass er etwas für mich übrig hat, aber von meiner Seite war es ganz unbeabsichtigt; ich hatte nicht die leiseste Ahnung davon. Klär ihn

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