Kloster Northanger
die sich in ihrem Urteil ganz und gar von ihrem Bruder leiten ließ, war genauso zufrieden wie er und gratulierte Isabella herzlich, dass alles eine so erfreuliche Lösung gefunden hatte.
»Es ist wirklich reizend von ihm«, sagte Isabella mit ernstem Gesicht. »Mr. Morland hat sich außerordentlich großzügig gezeigt«, sagte die sanfte Mrs. Thorpe und sah ihre Tochter forschend an. »Wenn ich nur dasselbe tun könnte. Mehr kann man wirklich nicht erwarten, nicht wahr? Wenn sich im Laufe der Zeit herausstellt, dass er mehr erübrigen kann, dann wird er es schon tun, denn er ist bestimmt ein großartiger, verständnisvoller Mann. Vierhundert ist natürlich für den Anfang nicht viel, aber, meine liebe Isabella, deine Wünsche sind so bescheiden, du ahnst ja nicht, wie wenig du brauchst.«
»Ich wünschte nicht um meinetwegen, dass es mehr wäre, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass mein lieber Morland um meinetwillen leiden muss, dass er sich mit einem Einkommen zufriedengeben muss, das kaum zum Nötigsten langt. Mir macht es gar nichts aus, ich denke nie an mich.«
»Ich weiß, mein Kind, das tust du nie, und du wirst immer durch die Zuneigung belohnt werden, die andere dir gerade deshalb entgegenbringen. So beliebt wie du ist noch nie ein junges Mädchen bei allen gewesen, die dich kennen, und ich glaube bestimmt, wenn Mr. Morland dich sieht, mein liebes Kind … aber wir wollen unsere liebe Catherine nicht durch solche Worte unglücklich machen. Mr. Morland hat sich bestimmt sehr großzügig gezeigt. Ich habe immer gehört, dass er ein ausgezeichneter Mann ist, und dann, mein Kind, wir können nur annehmen, dass er, wenn du ein angemessenes Einkommen hättest, auch noch etwas dazugelegt hätte, denn er ist ein so großzügiger Mann.«
»Niemand schätzt natürlich Mr. Morland mehr als ich, aber jeder hat seine Schwächen, und schließlich kann ja jeder mit seinem Geld machen, was er will.«
Catherine war von diesen Unterstellungen verletzt. »Ich bin sicher«, sagte sie, »dass mein Vater so viel versprochen hat, wie er irgend entbehren konnte.«
Isabella besann sich. »Was das betrifft, meine liebe Catherine, da gibt es keinen Zweifel, und du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich mit einem noch geringeren Einkommen zufrieden wäre. Es geht mir nicht um mehr Geld, wenn ich im Augenblick etwas außer Fassung bin. Ich hasse Geld, und wenn unsere Heirat
jetzt
mit fünfzig Pfund stattfinden könnte, wären alle meine Wünsche erfüllt. Ha! Meine Catherine, du hast mich durchschaut. Ja, da liegt es. Die langen, endlos langen zweieinhalb Jahre, die vergehen müssen, ehe dein Bruder die Pfarrstelle bekommen kann.«
»Jaja, meine liebste Isabella«, sagte Mrs. Thorpe, »und wir sehen dir ins Herz. Du kannst dich nicht verstellen. Wir verstehen deine augenblickliche Verstimmung voll und ganz, und alle lieben dich nur noch mehr für diese edlen, ehrlichen Empfindungen.«
Catherines Unbehagen begann zu schwinden. Sie bemühte sich zu glauben, dass die Verzögerung der Hochzeit die einzige Quelle von Isabellas Bedauern war, und als sie sie bei ihrer nächsten Begegnung so zugänglich und liebenswert wie immer erlebte, versuchte sie zu vergessen, dass sie vorübergehend einen ganz anderen Eindruck von ihr gehabt hatte. James folgte seinem Brief bald nach und wurde mit wohltuender Herzlichkeit empfangen.
Kapitel 17
Für die Allens hatte nun die sechste Woche ihres Aufenthalts in Bath angefangen, und ob es die letzte sein sollte, war eine Zeitlang ein Thema, dem Catherine mit Herzklopfen zuhörte. Ihre Bekanntschaft mit den Tilneys so bald enden zu sehen, war ein Unheil, das durch nichts auszugleichen war. Ihr ganzes Glück stand auf dem Spiel, solange die Angelegenheit unentschieden war, und alles löste sich in Wohlgefallen auf, als beschlossen wurde, die Wohnung noch für weitere vierzehn Tage zu mieten. Was ihr die zusätzlichen zwei Wochen außer dem gelegentlichen Vergnügen von Henry Tilneys Gesellschaft bringen würden, spielte nur eine geringe Rolle bei Catherines Überlegungen. Seit James’ Verlobung sie gelehrt hatte, was man erreichen kann, war sie ein- oder zweimal so weit gegangen, ein heimliches »vielleicht« zu erwägen, aber im Allgemeinen beschränkten sich für den Augenblick ihre Aussichten auf das Vergnügen, mit ihm zusammen zu sein. Dieser Augenblick umfasste die nächsten drei Wochen, und da für diese Zeit ihr Glück gesichert war, lag der Rest ihres Lebens in solcher
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