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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Ferne, dass sie ihm nur wenig Interesse abgewinnen konnte. Im Laufe des Vormittags, an dem die Angelegenheit geklärt wurde, besuchte sie Miss Tilney und erzählte ihr begeistert davon. Aber es sollte ein Tag harter Prüfungen werden. Kaum hatte sie ihr Entzücken über Mr. Allens verlängerten Aufenthalt ausgedrückt, da erzählte ihr Miss Tilney, dass ihr Vater gerade beschlossen habe, Bath Ende nächster Woche zu verlassen. Was für ein Schlag! Die Ungewissheit am Morgen war Sorglosigkeit und Seelenfrieden verglichen mit der gegenwärtigen Enttäuschung. Ein Schatten fiel über Catherines Züge, und mit großer Bestürzung in der Stimme wiederholte sie Miss Tilneys abschließende Worte: »Ende nächster Woche!«
    »Ja, mein Vater lässt sich nur selten dazu überreden, der Brunnenkur, wie ich finde, eine Chance zu geben. Er ist vom Ausbleiben einiger Freunde enttäuscht, die er hier zu treffen hoffte, und da es ihm nun ziemlich gut geht, hat er es eilig, nach Hause zu kommen.«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Catherine niedergeschlagen, »wenn ich das vorher gewusst hätte …«
    »Vielleicht«, sagte Miss Tilney leicht verlegen, »wären Sie so freundlich … Ich würde mich sehr freuen, wenn …«
    Der Eintritt ihres Vaters unterbrach die höflichen Worte, von denen Catherine zu hoffen begann, dass sie ihren Wunsch nach einem Briefwechsel enthalten würden. Nachdem er sie mit seiner gewohnten Verbindlichkeit begrüßt hatte, wandte er sich an seine Tochter und sagte: »Nun, Eleanor, darf ich dir zu dem Erfolg deines Anliegens an deine hübsche Freundin gratulieren?«
    »Ich wollte die Bitte gerade vorbringen, Vater, als du eintratst.«
    »Nun, lass dich nicht unterbrechen, ich weiß, wie sehr dir daran liegt. Meine Tochter, Miss Morland«, fuhr er fort, ohne seiner Tochter Zeit zum Sprechen zu lassen, »hat einen sehr kühnen Wunsch auf dem Herzen. Wir verlassen, wie sie Ihnen vielleicht erzählt hat, Bath Sonnabend in acht Tagen. Ein Brief meines Verwalters teilt mir mit, dass meine Anwesenheit zu Hause nötig ist, und da ich die Hoffnung aufgegeben habe, den Marquis von Longtown und General Courteney hier zu treffen, zwei meiner sehr alten Freunde, gibt es nichts mehr, was mich in Bath noch länger festhalten könnte. Und wenn wir mit unserer eigennützigen Bitte bei Ihnen Erfolg haben, reisen wir ohne jedes Bedauern ab. Kurz und gut, wären Sie bereit, diese Stätte öffentlicher Triumphe zu verlassen und Ihre Freundin mit Ihrer Gesellschaft in Gloucestershire zu beehren? Ich schäme mich fast, diese Bitte vorzubringen, obwohl alle anderen Menschen in Bath die darin enthaltene Anmaßung sicher stärker empfinden würden als Sie. Wer so bescheiden ist wie Sie … aber um nichts in der Welt möchte ich Sie durch dieses direkte Lob in Verlegenheit bringen. Wenn Sie dazu überredet werden könnten, uns mit Ihrem Besuch zu beehren, würden Sie uns unaussprechlich glücklich machen. Wir können Ihnen zwar nicht die Zerstreuungen dieses unterhaltsamen Ortes bieten, wir können Sie weder durch Abwechslung noch Aufwand locken, denn unser Lebensstil ist, wie Sie sehen, einfach und anspruchslos, und doch werden wir nichts unversucht lassen, damit Kloster Northanger Ihnen nicht ganz unerträglich vorkommt.«
    Kloster Northanger! Das waren atemberaubende Worte, die Catherine in einen regelrechten Rausch versetzten. Sie konnte sich in ihrer von Dank erfüllten und zu Dank bereiten Stimmung kaum so weit zügeln, um sich mit der gesellschaftlich angebrachten Gelassenheit auszudrücken. Eine so schmeichelhafte Einladung zu erhalten! So nachdrücklich um ihre Gesellschaft ersucht zu werden! Alle Ehre und aller Trost, alles gegenwärtige Vergnügen und alle zukünftige Hoffnung war darin enthalten, und sie beeilte sich, ihre Zustimmung mit dem einzigen Vorbehalt von Papas und Mamas Einverständnis zu geben. »Ich schreibe gleich nach Hause«, sagte sie; »und wenn sie nichts dagegen haben, was ich aber nicht annehme …«
    General Tilney war nicht weniger zuversichtlich, da er schon bei ihren ausgezeichneten Freunden in der Pulteney Street vorgesprochen und ihre Zustimmung zu seinen Wünschen erhalten hatte. »Da sie einverstanden sind, sich von Ihnen zu trennen«, sagte er, »dürfen wir erwarten, dass auch die übrige Welt es mit Gleichmut trägt.«
    Miss Tilney fügte ihre höflichen Bitten denen ihres Vaters ernst, aber zartfühlend hinzu, und innerhalb weniger Minuten konnte die Angelegenheit, soweit es die noch

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