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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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geben.« Marlies presste die Hände vors Gesicht.
    »Und dann hat er gesagt«, nuschelte sie hinter den Fäusten vor, »dass ich eben längst alt und verbraucht sei und dass das Interessanteste an mir noch mein Geld sei. Da habe ich ihn gegen die Brust geschlagen. Er stolperte und dann …« Der Rest ihrer Rede ging in Schluchzen unter. Pius fröstelte.
    In seinem Magen bildete sich ein Klumpen. Ihm wurde schlecht.
    »Ich habe mich hinuntergeschlichen, als ich Sie alle da unten stehen sah und bin durch die Sakristei raus.« Pius nickte. Er ahnte, dass Marlies Engel den Weg durch den Wald genommen hatte, um ins Tal zu kommen. Im Morgengrauen hatte sie sich unbemerkt durch den Forst nach Hause schleichen können.
    »Warum erzählen Sie mir das?«, fragte er schließlich.
    Marlies Engel schniefte. »Weil ich mich auch mal erleichtern muss«, heulte sie und ging einen Schritt auf ihn zu. »Und weil Sie es sowieso niemandem mehr erzählen werden.« In ihren Augen blitzte es plötzlich auf.
    Pius sah den schweren Schaft der Taschenlampe auf sich zurasen. Noch ehe er zum Schutz die Hände heben konnte, spürte er den dumpfen Schlag gegen seine Stirn. Dann wurde es schwarz um ihn.
     
    Radio Donauwelle, eure Mittagsfrau Katja ist am Mikrofon. Wir sind nachher live mit Steven und Tom verbunden, die in Rottweil auf den Haftprüfungstermin von Marlies Engel warten. Die Witwe des verstorbenen Spaichinger Bürgemeisters hat einen Anwalt aus Stuttgart angeheuert, der uns in einem Telefoninterview weitere Auskunft geben wird.
    Zuvor noch der Hinweis von unserem Werbepartner Optik Gebrüder Karl: Zum nächsten Ersten schließt die Filiale in der Königstraße. Das Optik-Fachgeschäft zieht in neue Räume am Marktplatz. Rechtzeitig zum Umzug wurden alle Brillengestelle nochmals drastisch reduziert.
    Unsere Hörerin Hanna, die aus Tübingen zu Besuch in Hausen ist, grüßt ihren Mann Wolfgang mit ›Lady Madonna‹ von den ›Fab Four‹, den unvergessenen, unerreichten Beatles.
     
    Das hölzerne Kreuz an der Wand schien zu schweben. Auf. Ab. Auf. Und wieder ab. Pius kniff die Augen zusammen.
    »Immerhin ein Fortschritt«, sagte er zu sich selbst. Gestern war der hölzerne Heiland noch nach rechts und links geschwebt. Langsam stellte sein Gehirn also wieder auf Normalbetrieb.
    Vorsichtig befühlte er den dicken weißen Verband. Das Schmerzmittel, welches die Krankenschwester ihm zum Frühstück kredenzt hatte, schien gute Dienste zu leisten. Pius griff nach dem kleinen Spiegel, den Bruder Johannes in der Lade seines Nachttisches deponiert hatte. Als er sich selbst erblickte, musste er lächeln: Wie er da so im weiß bezogenen Krankenbett thronte, den Verband um den Kopf und die Lippen dunkel von der eben gegessenen Schokolade, sah er beinahe aus wie ein indischer Sultan. Einzig das schwere Holzkreuz, das auf seiner Brust lag, erinnerte an den Gottesmann. Pius legte den Spiegel zurück und wollte eben nach einer neuen Tafel – dieses Mal Vollmilch – greifen, als es an die Tür klopfte.
    »Herein«, rief Pius fröhlich. Das Erste, was er sah, war ein Berg Blumen: Nelken, Gerbera, Rosen in allen Farben des Regenbogens. Hinter dem Gebinde kam Verena Hälble zum Vorschein.
    »Jetzt Grüß Gott, Verena!« Pius freute sich sichtlich, die Kommissarin zu sehen.
    »Sie machen aber auch Sachen«, schimpfte Verena und legte das Ungetüm von Blumenstrauß auf das leere Nachbarbett.
    »Einen Dickschädel wie mich haut so schnell nichts um«, entgegnete Pius und wies auf den Besucherstuhl.
    Verena zog diesen an das Bett des Paters und setzte sich. »So was will ich aber trotzdem nicht noch mal erleben«, sagte die Kommissarin mit gespielter Strenge und drückte Pius’ Hand.
    »Es ging doch alles gut aus«, tröstete Pius sie und machte ein zerknirschtes Gesicht.
    »Sie müssen nicht so gucken, Pater.« Verena lachte. »Ich weiß genau, dass es für Sie ein Triumph ist, dass Sie Marlies Engel quasi zur Strecke gebracht haben.«
    »Wer da wen zur Strecke gebracht hat, ist ja noch die Frage.« Lachend trat Thorben Fischer ins Zimmer, in der Hand eine riesige Vase. Er begrüßte den Pater herzlich und machte sich dann daran, in der angebauten Nasszelle, die sich Badezimmer schimpfte, die Vase mit Wasser zu füllen.
    »Was haben Sie denn mit dem angestellt?«, flüsterte Pius.
    »Das ist eine lange Geschichte«, flüsterte Verena zurück. »Wir schreiben gerade erst am ersten Kapitel, sozusagen.«
    Pius grinste über beide Backen. Auch wenn seine

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