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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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    Was für ein Weib, dachte Klotz nachdenklich. Für dich würde ich
alles stehen und liegen lassen. Dich nur einmal berühren dürfen. Mit meinen
Wurstfingern dein volles, kräftiges Haar öffnen und durch es hindurchfahren.
Mit meinen zerschlissenen Lippen deinen Schönheitsfleck über dem Mundwinkel
küssen. Und dann in deinen vollen, roten Lippen versinken. Und dann … Scheiße!
Was ist jetzt passiert?
    Klotz stand wie angewurzelt da und konzentrierte sich darauf, dass
seine Erektion nachließ. Jetzt winkte sie ihm auch noch! Lilly Hammer, du
kannst alles von mir haben, aber ich kann jetzt nicht zu dir rüberkommen! Ich
muss mir schnell was einfallen lassen. Sonst denkt die noch, ich bin
bescheuert.
    Frau Doktor Hammer deutete immer noch auf die Leiche.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, beginne ich mit meinem Bericht.«
    »Nur zu«, ermunterte Klotz die Pathologin und stellte erleichtert
fest, dass die Erektion langsam nachließ.
    »Wie man rein äußerlich unschwer erkennen kann, ist der Körper
beinahe vollständig mit Hämatomen übersät. Diese Hämatome rühren von den im
Beton befindlichen Kieselsteinen her, die gegen den Körper schlugen, als der
Beton in den Wagen gefüllt wurde. Kopf, Hals und Körperflächen, welche am Sitz
aufgelegen haben, sind unverletzt.«
    Die Pathologin hob den Leichnam an der Hüfte an, damit der
Hauptkommissar den Rückenbereich sehen konnte. Klotz fiel auf, dass der Kopf
zur Seite abknickte, und ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Mit der Erektion war
es aus und vorbei.
    »Lebte Gummler noch, als er in den Beton eingegossen wurde, oder war
er schon tot?«
    »Tja. Wir sind da auf eine interessante Sache gestoßen. Bei der
Freilegung der Leiche haben wir eine Spritze gefunden, die offensichtlich kurz
vor der Tat …«
    Irgendwo klapperte etwas aus Blech. Klotz drehte sich um. Ein
kurzes, geräuschvolles Husten. Zwischen zwei Labortischen erschien Chefpathologe
Lackner, dessen Gesicht einen ernsthaften, beinahe boshaften Ausdruck annahm,
als er Klotz erkannte.
    »Was will der denn hier?«, fragte der Neuankömmling, ohne den
Hauptkommissar eines Blickes zu würdigen.
    Lackner stellte sich an das Kopfende des Sektionstisches und drückte
mit dem Zeigefinger den abstehenden Schädel der Leiche in eine gerade Position.
Hielt ihn ein paar Sekunden und ließ den Kopf dann wieder in seine abgeknickte
Haltung fallen.
    »Also, die Spritze. Ja. Wir haben die Spritze untersucht. Sie
enthielt Heroin. Heroin war auch in Gummlers Blut nachweisbar«, fuhr Lilly
Hammer währenddessen fort.
    Klotz nahm den scharfen Alkoholgeruch wahr, der von Lackner
ungeniert ausgedünstet wurde. Das wirkte ja fast schon desinfizierend.
Wahrscheinlich hatte der mehr Alkoholmoleküle als rote Blutkörperchen in den
Adern. Dann dachte Klotz an das Heroin.
    »Der goldene Schuss?«
    »Möglich. Sonderbar ist nur, dass Gummler nicht drogenabhängig war.
Zumindest konsumierte er nicht regelmäßig Heroin«, mischte sich Lackner jetzt
ein.
    Klotz setzte ein fragendes Gesicht auf.
    »Arme, Beine, Hals. Alles Stellen, wo man sich traditionellerweise
eine Spritze reinstecken kann. Doch wir haben nur ein einziges Loch gefunden.
In der Beuge des linken Arms. Ansonsten gibt keine einzige Einstichstelle«,
beantwortete Lackner die ungestellte Frage des Hauptkommissars.
    Klotz überlegte. »Das heißt, man hat ihm die Überdosis verpasst, ihn
in den Golf hineingesetzt und dann den Beton in den Wagen gegossen«, sagte er
nach einer kurzen Pause.
    »Vielleicht. Vielleicht hat er sich den Schuss aber auch selber
gesetzt.«
    »Selbstmord? Ein Mörder kann ausgeschlossen werden?«
    »Es gibt nichts, was auf einen Kampf hindeuten würde.«
    »Keine Kampfspuren?«
    Klotz war einigermaßen verblüfft.
    Die rechtsmedizinische Untersuchung ließ schlussendlich offen, ob
Gummler sich selbst umgebracht hatte oder ob er umgebracht worden war.
    Klotz verabschiedete sich. Als er in der Tür stand, rief ihm Lackner
hinterher:
    »Da ist noch was, Werner.«
    Klotz drehte sich um und bemerkte, dass seine Nase wieder zu laufen
begonnen hatte.
    »Gummler litt an Sinusitis im Anfangsstadium.«
    »Was?«
    »Er hatte einen Schnupfen, der im Begriff war, sich in Form einer
Nasennebenhöhlen- beziehungsweise Stirnhöhlenentzündung auszubreiten. Ein
ekelhafter Infekt, der ganz leicht durch Tröpfcheninfektion übertragen werden
kann. Als Hauptkrankheitsüberträger gelten übrigens Fliegenlarven.«
    Klotz warf Lackner einen erschrockenen Blick

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