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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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zu. Dieser setzte ein
ironisches Lächeln auf, als er bemerkte, dass ihm der Hauptkommissar auf den
Leim gegangen war.
    Klotz begriff, dass dieses von aller Welt als so angenehm
spitzbübisch empfundene Grinsen Lackners in Wirklichkeit Ausdruck purer
Boshaftigkeit war. Mit dem Handrücken wischte er den Tropfen an seiner Nasenspitze
weg und entfernte sich rasch.
    Während Klotz auf dem Weg zum Essen war, rief ihn Kriminaltechniker
Laanschaf auf dem Handy an. Er war mit seinen Leuten gerade auf dem
Aussiedlerhof und nahm dort alles genauestens unter die Lupe. Außer dass er
sich über eine Geburtstagstorte ärgerte, die völlig zermatscht und stinkend im
Zimmer des Opfers lag, berichtete er über die bisherigen
Untersuchungsergebnisse. Die Analyse der Spritze aus Gummlers Wohnung hatte
ergeben, dass diese Spuren von Isopropylalkohol, einem gängigen Lösungsmittel,
und verschiedene Acrylpigmente enthielt. Die Vermutung, dass das Opfer das
Gerät für seine Modellbauarbeiten gebraucht hatte, lag nahe. Jedenfalls konnten
nirgendwo Drogenspuren sichergestellt werden.
    Die in dunklem Gelb gehaltenen Wände und das gedämpfte Licht taten
gut. Klotz saß im Kellergewölbe der Mauthalle, die im späten Mittelalter
errichtet worden war und der Stadt Nürnberg in früherer Zeit als Kornspeicher
gedient hatte. Heute lagen in dem Gewölbe keine Kornsäcke mehr herum.
Stattdessen hatte sich hier die traditionelle Gastronomie eingerichtet.
    »Ein Schäufele. Und noch einen Kloß extra«, gab Klotz seine
Bestellung auf.
    »Zum Trinken?«
    »Ein Kellerbier.«
    »Ein Zirndorfer?«
    »Ja bitte.«
    Der Kellner ging weiter. Klotz warf einen Blick nach oben, an die
Decke des Gewölbes, betrachtete die herabhängenden Sterne und dachte sich, dass
man nicht einmal hier, in diesem deftigen, traditionstriefenden Keller, dem
Weihnachtstrubel entfliehen konnte. Nun ja. Was soll’s. Den Leuten gefällt’s.
    Nachdem er sich geschnäuzt und eine Zigarette angesteckt hatte,
wandte er sich wieder seiner Zeitung zu, die ihn mit ihren süßholzraspelnden
Weihnachtsnachrichten schnell zu langweilen begann.
    Zum Glück kam auch schon das Bier, und Klotz freute sich auf den
Geschmack des Gerstensafts in seinem Mund, der durch den Rauch des
halbschwarzen Tabaks noch veredelt werden würde.
    Nachdem er ein paar kräftige Schlucke genommen hatte, zog er einen
Notizblock aus der Jackentasche, klappte ihn auf, legte ihn auf den Tisch. Dann
ließ er die Spitze des Kugelschreibers an der Spiralbindung hin und her fahren
und lauschte dem ratternden Geräusch.
    Im Mittelgang zog eine Familie mit zwei Kindern vorbei, die
lautstark verkündeten, dass sie Pommes Frites mit viel Ketchup essen wollten.
Er nahm noch einen Schluck, setzte den Stift an und zog in der Mitte eine Linie
von oben nach unten. Über die erste Spalte setzte er die Überschrift »Suizid«,
die andere überschrieb er mit dem Wort »Mord«.
    Er starrte auf seine leere Tabelle und dachte nach. Er hatte den
Kellner gar nicht bemerkt, da er von hinten angeschlichen kam. Schnell klappte
er den Schreibblock zu.
    »So, bitte. Ein Schäufele und ein Kloß extra.«
    Der Kellner servierte Klotz die gebratene Schweineschulter.
    Klotz wartete darauf, dass sich der Ober wieder entfernte. Er hatte
den Blockdeckel schon zwischen Daumen und Zeigefinger, aber irgendwie wollte
der Kerl nicht gehen.
    »Haben Sie irgendein Problem?«, fragte Klotz nach.
    »Entschuldigen Sie, ich habe gerade gesehen, was Sie da in Ihren
Block geschrieben haben. Sagen Sie, schreiben Sie ein Buch? Einen Krimi
vielleicht?«
    Klotz setzte den garstigsten Gesichtsausdruck auf, zu dem er
überhaupt fähig war.
    Der Kellner bemerkte seinen Fauxpas und entfernte sich rasch.
    Klotz überlegte. Erst essen und dann die Arbeit oder umgekehrt? Er
entschied sich dafür, beide Angelegenheiten gleichzeitig zu erledigen.
    Es war nicht besonders heiß in dem Keller. Trotzdem schwitzte er.
Klotz wischte ein paar Soßenflecken von dem Schreibblock und sah auf einen
halben Kloß, der irgendwie einen unappetitlichen Eindruck machte.
    Er las seine Stichpunkte noch einmal durch und war unzufrieden. Das
passte doch alles nicht zusammen. Egal, ob man nun von Mord oder Selbstmord
ausging.
    Er sah wieder auf den Teller, der vor ihm stand, und zwang sich
dazu, ein neues Blatt anzufangen, um seine Gefühle des Zweifels in einer neuen
Überschrift gipfeln zu lassen.
    Offene Fragen – Unstimmigkeiten – logische Fehler (?)
    1. Warum diese aufwendige

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